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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und den Schürfern, ist miserabel. Keiner traut sich dahin. Und hier bin ich beim Thema: Schürfer.
    Auf eine tolle Sache bin ich da gestoßen! Smaragdschmuggel! Illegaler Minenbau in den Bergen. Jährlich gehen für ¾ Milliarden DM ›schwarze‹ Smaragde von Bogotá nach Hongkong, USA, Japan und der Schweiz. Nahezu alle grünen Klunker, die Du bei den Frauen an Busen, Hals, Ohren und Händen siehst, sind gestohlen! Neun von zehn Steinen kommen über dunkle Kanäle in die Welt des Reichtums. Und sie kommen hierher aus einer Welt, die mehr einer Hölle gleicht! Wenn Du einmal die Minenstädte Muzo, Chivor und Cozques gesehen hast, von der Siedlung Penasblancas wollen wir voll Entsetzen schweigen, bist Du auf das letzte große Abenteuer unserer Menschheit gestoßen. Und hier, gerade hier brauchen wir Ärzte!
    Reizt Dich das nicht? Überlege es Dir, Junge. Für einen Mann wie ›Othello‹ wäre das eine Aufgabe. An vorderster Front der Menschheit, dort, wo Menschlichkeit ein Fremdwort ist. Hier ist ein Arzt hundertmal mehr wert als ein Missionar. Und auch der fehlt! Ruf mich an. Herzlichst Dein Ewald.«
    Dr. Mohr las den Brief zweimal, steckte ihn dann in seinen Arztkittel, winkte Anni, gab ihr das Kuvert für ihren kleinen Bruder und aß bedächtig seine Biskuitrolle mit Käsesahne.
    Bogotá. Die Kordilleren. Urwaldarzt am Ende der Welt. Hier im Klinikum von Hamburg hatte er seinen festen, zunächst mäßig bezahlten Posten. Aber das änderte sich bald. Prof. Dr. Harrenbroich hatte es angedeutet. Der II. Oberarzt wechselte als Professor nach Marburg. Dr. Peter Mohr, das hörte man überall, sollte nachrücken. Dann sah die Lage besser aus. Gutachten, die Geld brachten, Privatpatienten, ›Chefoperationen‹, die dann er ausführte und sich mit Harrenbroich die Liquidation teilte (ein solch kollegialer Mensch war Harrenbroich, weit entfernt vom üblichen gottähnlichen Chefdenken). Seit einem Jahr arbeitete Mohr an seiner Habilitation über Tumor-Operationen mit Laserstrahlen. Eine verheißungsvolle Zukunft lag vor ihm. Außerdem gab es da noch Gabrielle, eine junge französische Ärztin der II. Medizinischen Klinik in Eppendorf. Eine wundervolle Frau mit langen, bis zu den Hüften wehenden roten Haaren. Im Klinikum erzählte man sich, daß seit Auftauchen von Gabrielle genau 48 Ärzte in ein wildes Jagdfieber verfallen waren. Sogar der I. Ober der Gynäkologie, Prof Neubruch, befand sich unter den Jägern. Nur einer hatte es bisher jedoch erreicht, Gabrielle in die Oper einzuladen und hinterher in die Atlantic-Bar auszuführen: Dr. Peter Mohr mit seinen pechschwarzen Kräusellöckchen. Nach der dritten Einladung kannte Pierre – wie Gabrielle ihn seitdem nannte – »alle anatomischen Vorzüge der schönsten Ärztin, die jemals im Klinikum Hamburg praktiziert hatte …« so Prof. Neubruch in einer lyrischen Anwandlung.
    Bogotá! Smaragd-Minen. Das letzte ›Wild-West‹ auf unserer Erde. Die Welt der Glücksritter. Ein Eldorado der Gesetzlosen. Wenn es für diese Menschen noch einen Heiligen gab, dann war es ein Arzt! Lieber Gott – welch ein Abenteuer!
    In der Nacht – in Bogotá mußte es jetzt früher Morgen sein – rief Peter Mohr bei Ewald Fachtmann an.
    »Ich wußte es!« brüllte Tausende von Kilometern entfernt Fachtmann ins Telefon. »Pit, ich wußte es! Sei in Gedanken umarmt! Hörst du das Radio? Frühsport. Das gibt es auch hier! Knieeee beugt … tiiiiief einatmen … und schnell hoch! Sprung! Ausaaatmen … Bitte nicht furzen! Diese Übung regt den Darm an!« Er lachte schallend. Auch Peter Mohr grinste im nachtschwarzen Hamburg. Er wohnte außerhalb der Stadt, in einem Bauernhaus nahe der Elbe. Da gab es noch keine Straßenbeleuchtung. Der Feldweg war Privateigentum.
    »Du hast dich nicht verändert, Ewald«, sagte er. »Immer noch die riesengroße Schnauze …«
    »Deshalb hat man mich ja nach Bogotá geschickt! Mit Murmelspiel kommst du hier nicht weiter! Moment!« Fachtmann drehte das Radio aus und kam zum Telefon zurück. »Bevor du alle Bedenken aufzählst, Pit, und die kenne ich im voraus: Kolumbien ist ein Land, wo die Millionen aus dem Boden wachsen. Du mußt nur die richtige Stelle finden. Und du mußt darauf verzichten, das Leben, das du hier führst, Leben zu nennen! Natürlich kannst du brav, wie ich, bürgerlich arbeiten. Darin unterscheidet sich Kolumbien in nichts von anderen Ländern. Der sittsame Mann hat sein Auskommen und lebt einer zwei Meter mal ein Meter großen Grube
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