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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine
Autoren: Heinz G. Konsalik
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demokratischen und sozialistischen Schlagzeilen gefüttert wird!« Fachtmann stieg aus. Die beiden Kellner verneigten sich wie in einem billigen Theaterstück. »Othello, komm 'raus! Hier saufen wir uns einen auf das Wiedersehen an! Roberto hat den besten Wein und eine Nichte, auf deren Brüsten du Nüsse knacken kannst! Sechs Jahre – das muß gefeiert werden! Bis nach Hause sind's nur ein paar Meter. Und der zuständige Polizist sieht nichts. Er bekommt von mir jede Menge Antibaby-Pillen geschenkt. Der Junge hat einen schwunghaften Handel damit begonnen.«
    Später saßen sie im Innenhof, der als Palmengarten angelegt war, in tiefen, bequemen, gepolsterten Korbstühlen, tranken kühlen Wein, aßen eine Tortilla mit Tomaten und Oliven und durften Señorita Pepita, die Nichte mit den Eisenbrüsten, bewundern. Sie trug ein tief ausgeschnittenes spanisches Folklorekleid, das alles ahnen ließ, warf Dr. Mohr einen brennenden Blick zu, servierte den Wein, kicherte ein paar Worte und wippte davon.
    »Gewonnen!« sagte Fachtmann fachmännisch. »Othello, du führst dich gleich gut ein! Aber zurück zur Emerald-Street. Diese Straße wird dein Schicksal sein. Wie ich dir schon am Telefon erklärt habe: Wenn du nicht als professioneller Halsabschneider nach Penasblancas, dem wüstesten, aber auch fundreichsten Smaragdort kommst – das heißt, daß du dich vielleicht durchschießen mußt, durch Polizeisperren, Militärkontrollen und Selbstschutztruppen der Schürfer –, sondern als offizieller Helfer der dort vergessenen Menschheit, als heißersehnter Arzt, brauchst du die Fürsprache von Don Alfonso Camargo.«
    »Wer ist das?«
    »Gottvater selbst. Der große, unbekannte Boß, über dessen Schreibtisch schätzungsweise ⅔ aller gestohlenen, geschmuggelten und illegal geschürften Smaragde rieseln. Wenn Don Alfonso ›si‹ sagt, trägst du einen Heiligenschein, sagt er ›no‹, reserviere dir rechtzeitig einen Liegeplatz auf dem Friedhof. Der große Unbekannte regelt alles.«
    »Und du kennst ihn?«
    »Nicht persönlich! Wer hat Don Alfonso schon persönlich gesehen? Ich nehme an, seine eigene Familie weiß nicht, daß er Don Alfonso ist, und seine Geliebten rufen ihn sicherlich ›tesorito‹, aber nie Alfonso. Wie steht's übrigens mit deinem Spanisch? Damals konntest du es ganz gut. Was heißt ›tesorito‹?«
    »Schätzchen.«
    »Bravo!« Fachtmann klatschte in die Hände. »Übermorgen wirst du in der Emerald-Street mit Alfonso sprechen. Daß er dich in sein Bürohaus kommen läßt, ist eine so hohe Auszeichnung, als stecke er dir einen Ordensstern an die Brust. Woher ich Don Alfonso kenne? Er steht mit unserer Fabrik in Geschäftsbeziehungen. Kauft jährlich für 3 Millionen Medikamente, Desinfektionsmittel, Verbandmaterial. Vor allem Antibiotika. Im Minengebiet herrscht ein Klima … Junge, Junge! Und Hygiene ist ein Wort, das aus der Mondsprache stammen muß. Als ich Alfonso andeutete, daß ein deutscher Arzt unter gewissen Umständen als idealistischer Idiot zu den Schürfern ziehen will, war er sehr interessiert.«
    »Was nennst du gewisse Umstände?« fragte Dr. Mohr vorsichtig. Kolumbien fing an, sich so zu verändern, wie er es erwartet hatte. Das Abenteuer begann bereits in der Bar von Roberto.
    »Neben deiner Bezahlung als Arzt auch einen Anteil an den Smaragden, die du findest. Ich habe vorgeschlagen 50 : 50!«
    »Ewald, ich bin Arzt und kein Smaragdsucher.«
    »Das wird sich von allein ergeben. Jetzt darüber zu diskutieren, wäre müßig. Du wirst automatisch in die Stollen kriechen und von den grünen Steinen fasziniert sein. Dem habe ich vorgebeugt. Don Alfonso ist mit 50 : 50 einverstanden.«
    »Und er bezahlt mich auch als Arzt?«
    »Nur als Mäzen! Angestellt wirst du vom Gesundheitsministerium. Aber das staatliche Gehalt ist so miserabel, daß bisher kein Arzt in die Kordilleren gegangen ist. Das tun nur deutsche oder schweizer Idealisten. Darum legt Don Alfonso heimlich ein paar hundert Pesos drauf … und die 50 % Schürfrechte! Du kannst Millionär werden, Pit! Weißt du übrigens, wie die Schürfer heißen?«
    »Guaqueros.«
    »Du wirst immer besser, Junge.«
    »Ich habe in den letzten Tagen alles gelesen, was man über die kolumbianischen Minen weiß. Das ist wenig. Ich habe aber erfahren, daß sie seit 1974 geschlossen sind und von 3 Bataillonen bewacht werden.«
    »Habe ich dir doch geschrieben, Othello!«
    »Ich hab's aber nicht geglaubt. Daß so etwas möglich ist in unserem Jahrhundert:
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