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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Smaragdschmuck?«
    »Ja.« Harrenbroich zog an seiner Zigarette. »Ohrringe, einen Ring, ein Halsband und ein Halskollier …«
    »Wahrscheinlich alles in Kolumbien gestohlen …«
    »Machen Sie keine Witze, Peter!«
    »Natürlich ehrlich beim Juwelier gekauft, der keine Ahnung davon hat, woher die Steine über den Großhandel kommen. Denn auch der Großhandel bezieht sie über Exporteure – und die kennt kaum einer mit Namen! Nur die Strohmänner!« Peter Mohr zerdrückte seine Zigarette im Aschenbecher und trank den Rest des höllisch starken Kaffees. »Ich habe mich informiert. Dreimal habe ich mit meinem Freund Ewald telefoniert. Nach dem dritten Anruf stand für mich fest: Ich muß nach Bogotá.«
    »Ihr verfluchtes Abenteurerblut!«
    »Vielleicht, Herr Professor.«
    »Ich hatte immer gehofft, Sie heiraten Gabrielle und werden ein großer Chirurg. Sie haben alles vor sich: Chefposten, Ordinarius … Peter! Ist dieses Abenteuer diesen Einsatz wert?«
    »Ich weiß es nicht. In zwei Jahren bin ich wieder da.«
    »Als in der Sonne mumifizierter Kadaver.«
    »Ich kann auch nachher beim Überqueren der Straße totgefahren werden. Diese Möglichkeit ist hier größer als in Kolumbien. Herr Professor, ich komme als Arzt zu diesen Gesetzlosen! Das ist eine Sonderstellung. Außerdem – mich reizt das alles!«
    »Genau das ist es, Peter. Ihr unruhiges Blut! Wenn kein Zureden hilft, dann fliegen Sie meinetwegen in die Hölle! Ihren II. Ober aber kann ich Ihnen nicht zwei Jahre lang reservieren.«
    »Das weiß ich, Herr Professor.« Mohr lächelte charmant. Dieses Lächeln warf Krankenschwestern und Ärztinnen reihenweise um. »Vielleicht ist dann der I. Ober frei?«
    Und Harrenbroich lachte schallend. Ein Ordinarius mit Humor ist selten …
    Bogotá war auf den ersten Blick eine Enttäuschung.
    Schon als das Flugzeug in einem großen Bogen über der Stadt kreiste, ehe es auf dem Flugplatz ›El Dorado‹ aufsetzte, fühlte Peter Mohr sich in dem bestätigt, was er sich an Hand einiger Reiseführer über Kolumbien angelesen hatte: Das moderne Bogotá war kein südamerikanischer Tropentraum mehr, sondern eine Betonstadt mit Zehntausenden von Fenstern. Wolkenkratzer nach amerikanischer Bauart, eine City mit einer Vergnügungs- und Einkaufsstraße wie dem Broadway in Kleinausführung, einem Geschäftsviertel der großen Firmen, Büros und Banken. 2,7 Millionen Menschen leben hier, dachte Dr. Mohr. Über zweimal soviel wie in Hamburg, und trotzdem ist diese Stadt mit Ausnahme der Wolkenkratzer eine elende Ansammlung von miesen Häusern. Es gab nur wenige Lichtblicke: Da die berühmte, im alten spanischen Stil erbaute Kathedrale. Die Sternwarte mit ihren silbern leuchtenden Kuppeln, der Komplex der neuen Universität mit den Parkanlagen und Springbrunnen, das prunkvolle Parlamentsgebäude im Kolonialstil, die Anlagen der Militärakademie, in der Bauart wie alle Kasernen aussehend.
    Das Flugzeug kreiste jetzt ganz niedrig über der Stadt. Mohr erkannte nun auch, wo die Masse der Bogotáner wohnte. Die Ärmsten der Armen hausten in den Berghängen, Höhle an Höhle, durch Treppen verbunden, mehrere Stockwerke übereinander, mit kleinen Austritten und Plateaus. Ein Gewimmel von Menschen. Termiten mit menschlichen Körpern. Eine Million Ausgestoßene, um die sich keiner kümmerte. Die genaue Zahl kannte niemand. Es war ein Kommen und Gehen, ein Sterben und Gebären. Wer vom Land in die Stadt kam und in den Bergwohnungen verschwand, entzog sich jeder Kenntnis und konnte daher nie registriert werden.
    Ewald Fachtmann erwartete Peter Mohr am Ausgang der Paßkontrolle. Er umarmte seinen Kollegen, drückte ihn an sich und rief: »Junge! Willkommen in Kolumbien! Verdammt, jetzt saufen wir erst mal einen!«
    »Du hast dich kaum verändert.« Mohr betrachtete den alten Freund aus Heidelberger Zeiten. »Dicker bist du geworden, das ist aber auch alles. Keine Frau?«
    »Bei diesem Überangebot von liegefreudigen Mädchen?! Ich bitte dich! Das wirst du noch kennenlernen: Du blickst einmal in die Runde und hast zehn an der Hose hängen! Hier wimmelt es von armen Luderchen aus den Bergen, die bei dir sofort einen 20-Pesoschein wittern, wenn sie die Bluse aufknöpfen. Und da gibt es was zu greifen, Othello! Bogotá-Mädchen sind berühmt für ihre Schönheit!« Er musterte Dr. Mohr und nickte mehrmals. »Seriöser bist du geworden. Ein etablierter Arzt! Aber deine Löckchen sind wie früher, und die werden die Weiber um den Verstand bringen. Du
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