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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat
Autoren: Granger Ann
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er ein leises Rascheln, das nicht vom Regen stammte, irgendwo oben in den Baumkronen. Eine Taube vielleicht oder ein Specht. Genau wie er hatten die Vögel ihre Aktivitäten eingestellt und warteten still darauf, dass der Regen aufhörte und das Leben seinen normalen Lauf nehmen konnte. Voraus lag eine Art Lichtung. Aus Neugier hielt er darauf zu, nur um zu sehen, was es damit auf sich hatte, nicht, um hinaus in den Regen zu treten. Am Rand der Lichtung blieb er stehen. Er stand auf einer Art Wall. Er fiel steil nach unten, und am Boden, in der Lichtung, wuchs ein Gewirr aus Brombeeren, Nesseln, Bärenklau, Ampfer und kleinen Schösslingen einheimischer Bäume, die aus vom Wind hierher gewehten oder von Vögeln verteilten oder vom Rücken von Rotwild abgestreiften Samen gekeimt hatten. Dahinter befand sich eine weitere Böschung und vervollständigte die untertassenartige, kreisrunde Vertiefung. Guy stand unter der vorderen Reihe von Kiefern, die die Lichtung umgaben, und betrachtete das natürliche Amphitheater. Er stellte sich vor, auf ein Schauspiel hinunterzusehen, irgendeine Show. Neugierig geworden, was die Natur der Böschung anging, kratzte er ein wenig mit dem Absatz seines Stiefels im Dreck. Hier eine Ausgrabung durchzuführen wäre eine größere archäologische Aufgabe. Er nahm sich vor, in der Bibliothek nachzulesen, um was es sich handeln konnte, sobald er wieder zu Hause war. Herausfinden, ob irgendjemand diese Stelle bereits beschrieben hatte und ob es irgendwelche Theorien dazu gab. Der Regen ließ nach. Seine Neugier war inzwischen stärker als sein erster Instinkt, trocken zu bleiben. Er stieg vorsichtig die Böschung hinunter. Der Untergrund war locker und instabil. Wurzeln ragten aus dem Erdreich und bildeten gefährliche Schlingen. Nesseln streiften gegen seine nackten Beine und hinterließen schmerzende, juckende Quaddeln. Brombeeren zerkratzten seine ungeschützte Haut. Die Natur schien sich gegen ihn zu verbünden, als wollte sie den Möchtegern-Eindringling vertreiben. Der Muntjak musste sich hier versteckt haben, doch er hatte das Tier nicht bemerkt. Jetzt sah oder witterte der Muntjak ihn. Ohne Vorwarnung sprang er aus dem Unterholz, jagte auf der anderen Seite der Lichtung den Hang hinauf und verschwand unter den Bäumen. Verblüfft, obwohl er wusste, was es war, hielt Guy inne, rutschte aus, spürte, wie der Boden unter ihm nachgab, und fiel. Er purzelte Hals über Kopf und ruderte vergeblich nach etwas, woran er sich festhalten konnte, durch die Brombeeren und Nesseln, bis er auf dem Bauch zu liegen kam und mit dem Gesicht in der verrottenden Vegetation landete. Es roch faulig nach stehendem Wasser, das sich unten im Becken gesammelt hatte. Er bewegte sich vorsichtig, einen Arm und ein Bein nach dem anderen, während er seinen Leib nach Brüchen und Prellungen abtastete. Alles schien okay zu sein. Er hatte Glück gehabt, doch er würde noch ein paar Tage lang einen schmerzenden Rücken haben vom Rucksack, den er sich auf dem Weg nach unten immer wieder ins Kreuz gerammt hatte. Er erhob sich wieder und wollte sich umwenden, um auf dem gleichen Weg zurückzugehen, auf dem er hergekommen war. Dann bemerkte er, dass er bei seinem Sturz das Gewirr von Grün zerteilt hatte, das den Eingang zu einem unterirdischen Bau in der Seite der Böschung verdeckte. Zu groß, dachte er, für ein Kaninchenloch. Ein Fuchs vielleicht, oder sogar der Eingang zu einem Dachsbau. Er kniete vor der Öffnung nieder, kratzte ein wenig Dreck weg und spähte hinein. Schaler, fauliger Gestank schlug ihm entgegen.
    »Urrgh!«, murmelte er und wollte den Kopf zurückziehen, als sein Blick auf ein Objekt kurz hinter dem Eingang fiel. Guy starrte es für einen Moment an. Dann hob er es auf, untersuchte es von allen Seiten, stieß einen leisen Pfiff aus und legte es vorsichtig wieder zurück. Er setzte sich auf, schlüpfte aus seinem Cape, nahm den Rucksack von den Schultern und kramte darin, bis er seine Taschenlampe gefunden hatte. Dann legte er sich erneut auf den Bauch und leuchtete mit dem Strahl der Lampe in den Tunnel, ohne auf die brennenden Nesseln und die kratzenden Brombeeren zu achten. Die Höhle verlief ein Stück weit zwischen Wurzeln hindurch, bevor sie nach rechts abbog, doch der Lichtstrahl der Taschenlampe erfasste einen wirren Haufen von Objekten unterschiedlicher Größen und Formen in der Nähe des Eingangs. Guy legte die Taschenlampe hin und streckte den Arm so weit in das Loch, wie er konnte, bis
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