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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat
Autoren: Granger Ann
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Cheryl, komm in die Gänge. Steh nicht rum und halt Maulaffen feil.«
    »Vielleicht will er ja noch einen Nachtisch«, verteidigte sich Cheryl und fügte säuselnd in Guys Richtung gewandt hinzu:
    »Wir haben Apfeltorte, Zitronenbaiser und Eiskrem.« Guy lehnte dankend ab.
    »Ich muss weiter.«
    »Wie Sie meinen«, sagte sie und stolzierte in Richtung Küche davon.
    »Hinter jeder Hose her, die da«, bemerkte der Wirt und trottete wieder hinter seinen Tresen. Guy bemerkte erst jetzt, wie leer das Lokal in der Zwischenzeit geworden war. Er war der einzige Besucher. Die Radfahrer hatten sich besonnenerweise längst wieder auf den Weg gemacht. Mit einem schuldbewussten Blick auf seine Armbanduhr erkannte er, dass auch er besser früher aufgebrochen wäre. Er packte seinen Rucksack und stapfte nach draußen. Mit einem Blick zum Himmel erkannte er, dass die Vorhersage des Wirtes sich wohl als richtig erwies. Der lästige Wind war definitiv eingeschlafen, und ein grauer Schleier am Horizont kündete ein Tief an, das sich ostwärts bewegte. Die am weitesten entfernten Hügel waren bereits in Regenschleier gehüllt. Guy marschierte los, erfrischt und in der optimistischen Hoffnung, dass es ihm vielleicht gelang, vor dem Wetter zu bleiben. Zwanzig Minuten lang kam er gut voran, auch wenn er inzwischen bergauf wanderte. Dann landete vor ihm im Staub ein fetter Wassertropfen. Die graue Wolkenmasse war in den letzten Minuten über den Himmel gerast. Guy nahm seinen Rucksack herunter und kramte darin nach seiner Karte und dem wasserdichten Cape. Er blickte sich um. Er hatte den Gipfel noch nicht überquert, trotzdem hatte er von hier aus einen prima Ausblick auf das umliegende Land. Die Hügel waren ein subtiles Fleckwerk aus unterschiedlichem Grün, durchsetzt von gelben Feldern unter dem Schatten der Regenwolken, die inzwischen genau über ihm angekommen waren. Schafe und ihre Lämmer drängten sich an Steinmauern in unregelmäßigen weißgrauen Gruppen. Auch Guy suchte nach einem Unterstand. In der Ferne bemerkte er eine Farm, schätzungsweise zwei Kilometer querfeldein, zu weit weg. Er konnte kehrtmachen und zum Pub zurückkehren, doch es ging ihm gegen den Strich, die gesamte Strecke zurücklaufen zu müssen, und mehr noch der Gedanke, dem grinsenden Wirt gegenüberzutreten. Niemals eine Niederlage eingestehen. Guy fuhr mit dem Finger die gepunktete Linie auf der Karte entlang, die den alten Viehtreiberweg markierte. Es war nicht mehr als ein steiniger Pfad, weit abseits der modernen Asphaltbänder, die das Land durchzogen, doch er verlief schnurgerade durch die Gegend. Manche sagten, er wäre schon von den Römern angelegt worden, die berühmt waren für ihre Straßen, als ihre Legionen bei der Eroberung Britanniens nach Norden marschiert waren. Mit Sicherheit war der Pfad jedenfalls schon in den ersten schriftlichen Aufzeichnungen über die Geschichte der Gegend als Viehweg markiert. Früher einmal hatte hier starker Verkehr geherrscht; Viehtreiber, die ihre Rinder in die Städte zu den Schlachtern getrieben hatten, Landbevölkerung auf dem Weg zum Markt oder vom Markt nach Hause, Schafe vor sich hertreibend und mit schweren Körben voll landwirtschaftlicher Erzeugnisse beladen, kleine Karawanen von Lastponys, die Güter zu isolierten Weilern brachten oder geschorene Wolle in die Stadt zum Spinnen. Dann hatte die Wollindustrie an Bedeutung verloren. Viele der Märkte waren verschwunden oder hatten auf die eine oder andere Weise in neuer Form und ohne Tiere überlebt. Die Viehtrift wurde nicht länger benötigt. Heutzutage waren nur noch Wanderer wie Guy hier anzutreffen und Radfahrer wie jene, denen er im Pub begegnet war, sowie Reiter. Gelegentlich und zum Ärger aller drei Gruppen raste ein destruktives Motorrad brüllend über die Hügel. Der Weg maß an seiner breitesten Stelle vielleicht drei Meter, und stellenweise wurde er so schmal, dass kaum mehr als zwei Leute nebeneinander hergehen konnten, ohne sich gegenseitig zu behindern. Guy klappte seine Landkarte auf. Der Wind, wie um zu beweisen, dass er immer noch genug Kraft hatte, erfasste sie und zerrte daran, sodass sie in seiner Hand flatterte und er nicht lesen konnte. Einen Moment drohte sie sich loszureißen. Er hockte sich mit der Karte hin und breitete sie auf dem Boden aus. Ein weiterer Regentropfen fiel mitten darauf, während er sie mit den Händen auf dem Boden festhielt. Die Ortschaft Lower Stovey war der nächstgelegene Weiler, doch sie war noch
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