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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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eiskalt packt es ihn an
Als wie mit Klauen, den eisernen Mann.
Da stürzt eine Welle hoch auf ihn los
Und wirft mit unwiderstehlichem Stoß
Aufs Knie und halb zu Boden ihn.
Schnell springt er auf: »Ich will nicht knie'n!«
Ruft er und stampft mit trotzigem Fuß,
»Lieber der Hölle den ersten Gruß!
Und Du dort oben im himmlischen Hort,
Vernimm im Sturm mein letztes Wort!
Wenn ich am Ruder hier sterben soll,
Gutwillig weich' ich keinen Zoll,
Solang auf dem Wasser der Wind noch weht,
Solang auf dem Kiel ein Mast noch steht,
Und eh' ich bei Dir um Erbarmen fleh'
Und kriechend winsle: Dein Wille gescheh'!
Will ich verdammt sein, von dieser Stund'
Zu segeln – –«, da verstummt sein Mund.
In ihm wird's plötzlich öd' und leer,
Das wilde Herz, es klopft nicht mehr,
Und alles Wollen und Wünschen ruht,
Er ist nicht mehr von Fleisch und Blut.
Es ist kein Mensch mehr, der da steht,
Die Hand am Ruder, sturmumweht,
Mit aschefahlem Leichengesicht,
Mit blinkendem Weiß im Augenlicht,
Von Kopf zu Füßen die Gestalt
Von einem gespenstischen Grauen umwallt;
Der Tod ist an ihm vorbei gegangen
Und hat verschmäht, ihn zu umfangen.
Und ein erstaunliches Wunder geschieht,
Das der nicht mehr Erschreckende sieht:
Das Schiff ist heil und unversehrt,
Mit voller Takelung bewehrt,
Die Masten stehen mit den Raa'n
Vom Bugspriet an bis zum Besan,
Klar ist das Deck und unverletzt,
Und alle Segel sind gesetzt,
Soviel es Leinwand tragen will,
An Bord ist Alles todtenstill.
Auf ihren Posten sind alle Mann
Und glotzen zum Kapitän hinan,
Schweigsam den Dienst zu thun und flink
Auf ihres Meisters stummen Wink.
Doch Schatten und Schemen sind sie bloß,
Von Blute leer und odemlos,
Starr ist ihr Blick, die Stirne bleich,
Die Wangen hohl, Gestorbnen gleich.
Die Segel scheinen wie Nebel grau,
Wie Spinneweben Tross' und Tau,
Ein schwarzer Wimpel ist geheißt
Am Großtopp, Alles sonst erweist
Seetüchtig sich am Schiff und dicht,
Doch einen Anker hat es nicht.
Hoch geht die See noch weit und breit,
Thut nimmermehr dem Schiff ein Leid;
Geruhig zieht es durch die Well'n,
Nicht schwankend mehr in ihrem Schwell'n,
Geräuschlos fährt es, regungslos
Und unberührt vom Sturmgetos.
Und wie der Tod, der Umschau hält
Nach dem, was ihm zur Beute fällt,
Van Straten auf dem Decke steht,
Zu segeln, solange der Wind noch weht.

XV.
Das Geisterschiff.

    »Vor ihm sind tausend Jahre wie ein Tag,«
Spricht der Psalmist. Des Meeres Wellenschlag,
Die Athemzüge seines Rauschens sind,
Ob sie nun schleppend gehen, ob geschwind,
Ein Puls der langen, langen Erdenzeit,
Und sie ist nur ein Hauch der Ewigkeit,
Wo Sonnen glühen und zu Eis erkalten,
Die jüngsten Sterne winterwüst veralten.
Was Menschen raschen Wortes »ewig« nennen,
Wenn sie sich lieben, und wenn sie sich trennen,
Wieviel ist's länger, als die Blume blüht,
Die eines Sommermorgens Thau besprüht?
Landflüchtig ist der Mensch in der Natur,
Sein Leben währt, wenn's hoch kommt, siebzig Jahr,
Und wenn es herrlich, wenn es köstlich war,
So war es nichts, als Müh und Arbeit nur.
Ihn aber dünkt der alten Erde Rund,
Das seine Hütte trägt als sichrer Grund,
Der Boden, drauf er mit den Füßen steht,
Durch Noth und Tod mit seiner Liebe geht,
Die Scholle, die er pflügt mit seiner Schar,
Fest, unerschütterlich, unwandelbar.
Und ist es auch, so lange Menschen denken,
Erinnernd ins Vergangne sich versenken
Und sehnend, hoffend in die Zukunft schauen,
Der ihres Herzens Wünsche sie vertrauen.
So rauschte schon das Meer, wie's heute rauscht,
Bevor es noch ein Menschenohr belauscht;
So sah es der, der mit dem Steinbeil schlug,
Des Höhlenbären Haut als Mantel trug,
So sahn es die phönizischen Triremen,
Die Griechenflotten und beim Beutenehmen
Wikinger Drachen, so der Hansa Ehren
Und so Venedigs kreuzende Galeeren,
So wird es sehn der Letzte, der's befährt,
Der letzte Fischer, der von ihm sich nährt.
Wenn es sich leise schwingend senkt und hebt,
Sein schimmernd Blau von keinem Sturm durchbebt,
Am Tage sonnig glänzt und lockt und lächelt,
Mit sachtem Wogengange Kühlung fächelt,
Und sich bei Nacht aus ihrer Weltenferne
In seinem Spiegel schau'n die goldnen Sterne,
Verräth es nicht, was unter seiner Fluth,
Von Finsterniß umhüllt, im Tiefen ruht.
Da liegt manch Anker, dessen Kette riß,
Manch eine Kugel, die durch Segel biß,
Und weit davon vielleicht dasselbe Rohr,
Aus dem sie in der Seeschlacht schoß hervor.
Da schlummern einsam menschliche Gebeine,
Nicht zugedeckt mit einem Marmorsteine,
Gebeine derer,
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