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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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durchglühte Sundasee
Fernher zahllose Schiffe brachten.
In einem Gasthaus, wohlgepflegt,
Gekannt von Allen, die hier landen,
Mit luftigen Räumen und umhegt
Von laubumsponnenen Veranden,
Da saß van Straten jede Nacht
Mit Andern bis zum Morgendämmern,
Betäubend durch des Weines Macht
Des Herzens ruheloses Hämmern.
Da hielt er Bank, gewann, verlor
Und schlug, zehnfach gewinnend wieder,
Den Unmuth derer, die er schor,
Mit unbarmherzigem Spotte nieder.
Da trank er Manchen untern Tisch
Mit unverhohlner Schadenfreude,
Ganz gleich, bei welcherlei Gemisch
Der Andre Sinn und Geist vergeude.
Ihn focht nichts an, er konnt' allein
Ein unbegrenztes Maß vertragen,
Und Niemand durft' im stärksten Wein
Ihm einen Zutrunk je versagen.
Niemand auch durfte nur die Hand
Nach einem hübschen Mädchen strecken,
Das just bei ihm in Gnade stand,
Wollt' er nicht Eifersucht ihm wecken.
Erhob sich Streit, was oft geschah,
So war er schrecklich anzuschauen,
Gleich kampfgerüstet stand er da
Mit finstern, tief gefurchten Brauen.
Die große Zornesader schwoll,
Die dunkeln Augen schossen Blitze,
Und seine Stimme mächtig scholl,
Bis Jeder schwieg auf seinem Sitze.
So war er hier auch als Tyrann
Gefürchtet und zugleich beneidet
Und seltsam über Weib und Mann
Mit zwingender Gewalt bekleidet.
Trieb aber Nachts er noch so toll
Unfug und Frevel beim Gelage,
Nutzt' er, ein Waghals jeder Zoll,
Doch klug und rührig seine Tage.
Er kaufte, feilschend schlau und scharf,
Vorräthe von des Landes Schätzen,
In andern Häfen nach Bedarf
Und mit Gewinn sie abzusetzen.
Dann mit des Kaufmanns weitem Blick
Fuhr er umher auf seinem Schiffe
Im Inselmeere, mit Geschick
Umsteuernd die Korallenriffe.
Auf Celebes und Sumatra,
Borneo und den Philippinen, –
Wo man van Stratens Flagge sah,
Gab's immer etwas zu verdienen.
Und hier wie dort in Lärm und Wust
Durchprasst' er zügellos die Nächte,
Als ob er damit von der Brust
Die Lasten wegzuschwemmen dächte.
Doch in ihm saß und fraß der Wurm,
Der ihm das Herz zur Hölle machte,
Den nicht der Leidenschaften Sturm,
Nicht Trunk und Spiel zur Ruhe brachte.
    Auf seiner Seele lag der Mord,
Und überall, an Land, an Bord,
Sah er des Blutes rothe Welle
Und auf Bahia's Damm die Stelle,
Wo er den besten Freund erstach,
Früd Buncken röchelnd zusammenbrach.
Kein Menschenauge hatt's gesehn,
Kein Richter und Rächer konnt' erstehn,
Der Mörder selber trug allein
Die bergeschwere Gewissenspein.
Die Hand, mit der er den Stoß geführt,
Däucht' ihm als wie vom Schlage gerührt,
Sie zitterte, wenn er am Glase sog,
Sie zitterte, wenn er die Karte bog,
Am liebsten hätt' er sie versteckt,
Als sähe man, daß sie mit Blut befleckt.
Einmal, von Herzensangst verwirrt,
Hatt' er sich gar dahin verirrt,
Sein bischen Katechismus gesammelt,
Ein halbes Vaterunser gestammelt
Bis »Und vergieb uns unsre Schuld,
Wie wir –«, da riß ihm die Geduld.
»Ach was! der Teufel hole das Beten,
Das Händefalten und Quetschen und Kneten,
Als pfiffe man auf dem letzten Loch
Und beugte den Nacken unter das Joch!
Ich habe gewonnen in letzter Zeit,
Da könnt' ich für Seel' und Seligkeit
Und zur Vergebung meiner Sünden
Dem lieben Gott ein Kirchlein gründen
Oder ein Siechenhaus für die Kranken.
Dann muß er sich doch bei mir bedanken,
Ausgleichen mein Conto, bis dato quitt!
Wär' ein Geschäft! ja, – aber Früd!
Der steht mit seinem Blut dabei,
Läßt mich nicht los, giebt mich nicht frei,
Und ehrlos hat er mich genannt, –
Früd, steig' herauf aus dem Meeressand
Und lösche jener Stunde Graus,
Gieb meine Ehre mir heraus!«
So schrie's in seiner armen Seele
Und hielt gepackt ihn an der Kehle.
    Wie diese Qualen im Tageslicht,
Im Dunkel der Nacht auch Duldung heischten,
Sie waren noch die größten nicht,
Die ihm das zuckende Herz zerfleischten.
Sein Weib! sein Weib! ein Andrer hielt
Sein schönes, junges Weib umschlungen!
O hätte nach dem sein Dolch gezielt
Und Edzard Truelsens Brust durchdrungen!
Sie liebten sich, er wußt' es genau,
Dem von ihr heiß Ersehnten grade
Hatt' er die um ihr Glück betrogene Frau
Dahingegeben auf Gunst und Gnade.
Wie mögen sie leben? wo mögen sie sein?
Sie herzen sich, sie kosen und lachen,
In seinen Armen schlummert sie ein,
In Armen hält er sie beim Erwachen.
Sein eigen ist sie, er wird sie,
Sie ihn berauschen und berücken,
In Freuden schwelgend theilen sie
Der Liebe Wonnen und Entzücken.
Was Eifersucht ersinnen kann
An Grausamkeit der Folterqualen,
Das setzte sie bei van Straten dran,
Erbarmungslos ihn zu
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