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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sie noch lebte!
Wenn sie gewartet hätte so lang,
Wie unentschieden der Kampf noch schwebte,
Und besiegt erst gethan den schrecklichen Gang!
Niemals vielleicht! – mein wär' sie geblieben!
O ewiges Schicksal und Weltgericht,
Bringt mir van Straten, vom Sturme getrieben!
Alles ertrüg' ich, – das aber nicht!«
Er warf in den Sessel sich, kraftgebrochen,
Das Herz zerrissen, verwirrt der Sinn,
Kein Wort mehr hat er den Tag gesprochen,
Sank wie betäubt aufs Lager hin.
    Nun tiefe Nacht; die Wellen wiegen
Den völlig Erschöpften zum ersten Mal
Wieder in Schlaf; Natur will siegen
Auch über die grimmigste Seelenqual.
Hat er auch Träume? kann er noch fassen
Irgend ein Bild mit des Lebens Schein?
Blühen empor ihm oder verblassen
Die Erinnrungen an Glücklichsein?
Ach, die ihm im Leben entschwunden,
Käme sie doch ihm zurück im Traum!
Hielt' er sie wieder mit Armen umwunden!
Säh' er sie stumm durchschreiten den Raum!
Und sie kam. Dem Schlafbeglückten
Kam sie, dem von langer Pein
Sanft Erlösten, Gramentrückten
In die träumenden Sinne hinein.
Ueber seinem Bette schwebte,
Sichtbar ihm von Kopf zu Fuß,
Ingborg, wie sie leibt' und lebte,
Doch mit wehmuthvollem Gruß.
Ihre Gewänder wallten, flogen,
Flatternd weht' ihr offnes Haar,
Als wenn sie in Wind und Wogen
Wandelnd schritte wunderbar.
Langsam hob den Arm sie, mahnend
Wies gen Süden er gestreckt,
Gleich als hätte dorther ahnend
Sie des Unheils Nah'n entdeckt.
Traurig schien sie, schmerzumflossen,
Doch verklärt von mildem Licht,
Hielt mit tiefem Blick umschlossen
Des Geliebten Angesicht.
Stumm und wie in Leid erbebend
Winkte sie ihm mit der Hand,
Ihr zu folgen, dann entschwebend
Löste sie sich und verschwand. –
    Ein trüber Morgen; die Luft ist schwer,
Wie Dunst und Nebel liegt's auf dem Meer.
Tief hängen die Wolken, gleich einer Wand
Steht's südlich über dem Wasserrand.
Da kommt ein Windstoß und wirbelt und fegt
Daß stärker sich die Fläche bewegt.
Nun rauscht es auf und spritzt und schäumt,
Wie sich am Bug die Welle bäumt;
Ein dumpfes Sausen wird in der Höh,
Durchs Tauwerk schwirrt und pfeift die Bö,
Hohl geht die See und murrt und grollt,
Wild stampft das Schiff und schlingert und rollt
Mit halben Segeln auf seiner Bahn,
Sturmvögel umkreisen Masten und Raa'n.
Die Offiziere berathen sich leise,
Und um den Großmast gewohnter Weise
Stehn die Matrosen und warten gelassen
Auf das Kommando zum Wenden und Brassen.
Noch ist im Norden das Cap in Sicht,
Noch ist die schützende Bucht zu erreichen,
Ehe der Sturm aus den Wolken bricht;
Aber die Minuten verstreichen,
Und kein Befehl kommt, klipp und klar,
Trotz augenscheinlicher Gefahr.
Wie sich nun Wolken auf Wolken thürmen,
Daß Alle sorgend nach Süden spähn,
Und es allmählich beginnt zu stürmen,
Erscheint an Deck der Kapitän.
Sie athmen auf; nun hat's kein Noth,
Er sieht es ja, was ihnen droht,
Gleich wird er das Kommando geben,
Nach dem schon Alle bangen und beben.
Mit einem langen Blicke schaut
Er weit hinaus, befiehlt dann laut:
»Nehmt Kurs nach Süd!« – Sie rühren sich nicht;
Hat der Verstand noch, der so spricht?
Nach Süd? nach Süden? dem Sturm entgegen?
Soll'n wir den Thoren in Fesseln legen?
Will er, verzweifelnd in Schmerzenspein,
Sich und uns Alle dem Tode weihn?
Doch er ist ruhig, bei kaltem Blut,
Man merkt, er weiß es, was er thut,
In seiner ganzen Haltung liegt
Die Willenskraft, die furchtlos siegt.
Und er ist Herr an Bord, da wagt
Niemand ein Wort, und Niemand fragt,
Niemand hat Meinung oder Wahl,
Folgsam geschieht, was er befahl.
Das Schiff in allen Fugen bebt,
Wie's vorn sich auf den Wogen hebt,
Es kämpft, und sollt' es verloren sein, –
Es steuert in den Sturm hinein.
    Marssegel gereeft, Großsegel beschlagen,
Bramstengen gestrichen zu sicherer Hut,
So fliegt zu ungewissem Wagen
Die Jungfrau durch die tosende Fluth.
Hoch sprüht der Schaum von den brechenden Wellen,
Wie Nebeldampf zieht es einher,
Vom Winde getrieben, und nimmer erhellen
Will sich der Himmel über dem Meer.
Edzard, nicht achtend auf alle das Toben,
Macht eine Runde durchs ganze Schiff,
Durchmustert die Räume von unten bis oben
In Hast und Unruh, die ihn ergriff.
Dem forschenden Blicke kann nichts entgehen,
Und Manches tadelt sein strenges Wort,
Die größte Ordnung verlangt er zu sehen,
Als sollt' er Besuch empfangen an Bord.
Dann wieder wie vom Horst der Geier
Starrt er nach Süden, sorgerfüllt,
Doch von dem wässrig stäubenden Schleier
Wird ihm die Sicht in die Ferne verhüllt.
Mannschaft und
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