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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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zermalen.
Was ist ein Mord?! könnt' ungeschehn
Er machen, was er im Spiel verbrochen,
Zehn Morde noch wollt' er begehn,
Hätt' er das Wort nicht ausgesprochen!
Drei Jahre! bald sind sie dahin,
Dann soll sein Weib er wiederhaben,
Und wie will er mit jedem Sinn
An ihrem Liebreiz sich erlaben!
Nie hat er ihrer so begehrt
Wie jetzt, da bald die Frist vergangen,
Bis endlich er von hinnen fährt
Zum Cap, zum Cap, sie zu empfangen,
Mit ihr vereint dann wieder sich
Der lieben Heimat zuzuwenden,
Die nie aus seinem Herzen wich,
Nicht an des Erdballs fernsten Enden.
Und dann – ein dämmernd Hoffen stieg
Doch in ihm auf, daß sie, die Reine,
Noch einmal über ihn den Sieg
Davon trüg' und das tief Gemeine,
Das in ihm lag, mit ihrer Huld
Besänftigen, bezwingen würde,
Daß Ingborgs wegen seine Schuld,
Des Mordes martervolle Bürde
Von ihm genommen und er mild
Durch sie gemacht würd' und entsündigt,
Wie wunderthu'nd ein Heil'genbild
Dem Beter Gnad' und Trost verkündigt.
In seiner Jugend Heimatsort
Wollt' er der Laster sich entschlagen,
In Ruh und Frieden fort und fort
Sein liebes Weib auf Händen tragen.
Daß Ingeborg ihm Widerstand
Bereitete, weil sie ihn haßte,
Daß lieber sie des Todes Hand
Als jemals wieder seine faßte,
Auf den Gedanken kam er nicht;
Nur eine Frage macht' ihn beben,
Auf die er sich voll Zuversicht
Die Antwort wußte selbst zu geben:
»Wird Truelsen kommen? ich denke wohl,
Er wird an seinen Schwur sich binden;
Sonst such' ich ihn von Pol zu Pol,
Und – Tod und Teufel! – ich werd' ihn finden.«
    Der Tag erschien, wo der Komet,
Von günstiger Brise frisch umweht,
Den Anker in der Bai gelichtet,
Zur Heimat seinen Kurs gerichtet,
Nun aus Batavia's Inselring
Stolz rauschend unter Segel ging.
Van Straten stand allein am Heck
Auf dem hochragenden Quarterdeck,
Und seine dunkeln Augensterne
Blickten hinaus in die Meeresferne,
Wo hinter des Ozeans Wellenschlag
Das Cap der guten Hoffnung lag.
Tief athmend hob und senkte sich
Die breite Brust, und es beschlich
Den finstern Mann ein heißes Sehnen:
O könnt' er dreifach die Segel dehnen,
Daß sie wie Schwingen die Luft durchflögen,
Daß sie den Kiel durch die Wogen zögen
Brausend dahin auf der schäumenden Fluth,
Schnell wie Gedanken und Liebesgluth!
»Haltet, ihr Masten, stehet wie Thürme!
Schicksal dort oben, sende mir Stürme!
Biete den Kampf mir, ich nehm' ihn an,
Aber bringe mich hurtig hindann!
Auf meinem fest gezimmerten Kiel
Trotz' ich auch Dir und dem wirbligen Spiel,
Wenn sich's in Wettern und Wässern erhebt,
Daß Marklosen die Seele bebt!«
    So klang sein Wunsch, hochmuthbethört,
Das Schicksal hatt' ihn doch gehört,
Es sandt' ihm Stürme von oben herab,
Aber sie bliesen nicht hin zum Cap,
Sie wehten dem Schiffe schräg entgegen,
Verschlugen es aus den gesteuerten Wegen
Und warfen im indischen Ozean
Es weit umher auf verlassener Bahn.
Da in van Straten stieg der Groll,
Daß zum Zerplatzen das Herz ihm schwoll.
Vergessen waren, wie ausgestrichen,
Die guten Gedanken, die ihn beschlichen,
Und wieder in Besitz ihn nahm
Unbändiger Trotz, der ihn überkam.
Er sollte nicht Herr sein auf dem Meer?
Nicht segeln können nach seinem Begehr,
Betrogen in seinem Hoffen und Wähnen?
Und Flüche murmelnd in knirschenden Zähnen,
Reckt' er die Faust empor, geballt:
»Ich kriege Dich doch in meine Gewalt!«
Und wie beschworen von Menschenwillen,
Des Unbeugsamen Verlangen zu stillen,
Drehte der Wind sich und trieb mit Macht
Das Schiff gen Westen nun Tag und Nacht.
Doch in dem Kampf verging die Zeit,
Wohl Hunderte von Meilen weit
War noch das Cap, und der Komet
Kam zu dem Stelldichein zu spät.
Die Zwei, die dort des Dritten harrten,
Wie lange werden sie auf ihn warten?
War Truelsen dort am rechten Tag,
So war erfüllt ja der Vertrag,
Und kam van Straten nicht in Sicht,
War jener ledig seiner Pflicht,
Hielt ihn am Ende gar für todt,
Sich und sein Glück für unbedroht,
Ließ flugs den Heimatwimpel steigen,
Und Ingborg war und blieb sein eigen.
    Van Straten sah, daß in dem Strauß
Das Schicksal gegen ihn sich kehrte,
Und ließ nun an der Mannschaft aus
Die Wuth, die in ihm gor und zehrte.
Er ging im Dienst, beim Segelstelln
Jetzt grausam um mit seinen Leuten,
Und die steifnackigen Geselln,
Die sich vor keiner Fährniß scheuten,
Sie zitterten vor ihm, der Ton
Von seiner Stimme beim Befehlen
Klang ihnen schon wie Todesdrohn,
Und Keiner konnte sich verhehlen:
Der Kapitän schien im Begriff,
Das Alleräußerste zu wagen,
Sich selbst, die Mannschaft und das Schiff
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