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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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stehn,
Weil Memmen euch die Kniee schlottern,
So schert euch hinunter statt hier zu lottern!
Doch erst will ich festgebunden sein
Am Ruder hier, ich ganz allein!«
Sie thun's, vermögen's vor Schrecken kaum
Und flüchten sich dann hinab in den Raum.
    Nun steht er allein auf verlassenem Deck,
Ans Ruder gebunden, auf einem Fleck.
Stolz wirft den Kopf er ins Genick,
Frech beut die Stirn er dem Geschick,
»So!« höhnt er hinauf ins Sturmgebraus,
»Jetzt machen's wir Zwei mit einander aus,
Du fuchtelnder Herrgottgreis dort oben
Und ich hier unten; ich will Dich loben,
Wenn Du mir Furcht in die Seele jagst;
Soll mich mal wundern, was Du sagst,
Wenn Du mich siehst mein Schiff bewachen,
Wenn Du mich hörst Dein Poltern verlachen.
Jetzt zeige, was Du hast und kannst,
Ob einen Mann Du übermannst,
Der Deinem Droh'n nicht wankt und weicht,
Niemals vor Dir die Flagge streicht!«
Da fährt mit betäubendem Donnerschlag
Ein Blitz hernieder an Steng' und Stag,
Daß bis zum Grund das Schiff erbebt,
In einer Feuersäule schwebt
Der Fockmast und – geht über Bord.
»Halloh! das war ein kräftig Wort!«
Lacht er zum Himmel mit gräßlichem Spott,
»Triffst aber schlecht noch, großer Gott!
Der Schützenkönig hat fehl geschossen!
Hier steh' ich, hier! fest angeschlossen,
Kann mich nicht mal zur Seite biegen,
Wenn Deine knatternden Pfeile fliegen;
Triff mich ins Herz! wo nicht, erlaube,
Daß ich an Deine Allmacht nicht glaube!«
Und Donner auf Donner krachen am Himmel,
Noch schwärzer ballt sich der Wolken Gewimmel,
Als wollten sie schreckend in Nacht verhüllen
Des stürmenden Meeres Brausen und Brüllen.
Doch was in Menschenbrust sich regt,
Des Sterblichen Gemüth bewegt,
Wenn sich in so gewaltiger Art
Die Gottesnäh' ihm offenbart,
Mit ihrem Odem ihn umwittert,
Mit frommen Schauern ihn durchzittert,
Es findet in der Brust von Erz
Van Stratens kein empfänglich Herz,
Den Uebermenschen rührt es nicht,
Eh' er nicht sterbend zusammenbricht.
Er stemmt sich gegen das Ruder, er zwängt
Das Schiff, von Wirbeln und Wettern umdrängt,
Den rollenden, rüttelnden Fluthen entgegen,
Die es hinüber, herüber legen,
Kämpft, ein Titan, in tosender Schlacht
Vermessen gegen göttliche Macht.
Die Seisinge sind an den Raaen zerrissen,
Die Segel klatschen, zerfetzt und zerschlissen,
Die Takelung schüttert und ächzt und stöhnt,
Es heult die See, die Luft erdröhnt,
Und ein Blitz leuchtet dem andern vor.
Van Straten grinst zur Höh' empor:
»Das zuckt und zackt ja wie gesät!
Man kann nicht sagen, daß mit dem Geräth
Zum Gruseligmachen er oben geizt,
Ich hab' ihn wohl ein wenig gereizt,
Und Seine Gnaden sind ungehalten
Mit allerungnädigstem Stirnefalten.
Höre Du! wollen wir Frieden machen?
Oder soll Satan ins Fäustchen lachen,
Daß er einen Kerl wie mich erwischt,
Der ihm manchmal die Karten gemischt,
Und der in Deiner erhabenen Sphäre
Eine Zierde des siebenten Himmels wäre?«
Als Antwort auf die schaurige Frage
Reißt jetzt zertrümmernd mit einem Schlage
Die See das Schanzkleid am Backbord weg
Und überfluthet das ganze Deck.
Das Wasser dringt in den Raum hinein,
Immer mehr und mehr, bei der Blitze Schein
Erkennt van Straten die wachsende Noth,
Der seine Kraft nicht Halt gebot.
Er steht, bis auf die Haut durchnäßt,
Mit triefendem Haar, doch er steht fest,
Hält aus im ungeheuren Streit
In seiner verzweifelten Einsamkeit.
Und immer noch steigert sich der Orkan
Und pflügt und wühlt in dem Ozean,
Daß Wog' auf Wog' ans Schiff sich krallt
Und Stoß auf Stoß dagegen prallt
Mit einem so fürchterlichen Getöse,
Als ob sich in voller Vernichtung löse
Der Erde meerumgürteter Ball
Und unter des Himmels berstendem Fall
Die Welt aus ihren Fugen ginge
Zum letzten, grausigen Ende der Dinge.
Van Straten mit höhnischer Lippe spricht:
»Ich glaub', er schickt das jüngste Gericht
Um meinetwill'n, viel Ehre für mich,
Daß er so gründlich mich auf dem Strich!
Doch nun ist's aus, klar ist's zu sehn,
Wir müssen schmählich zu Grunde gehn.
Truelsen, Du kannst das Weib behalten,
Ihr mögt mit euren Tagen schalten,
Und sollte die Rückkehr euch gerathen,
So grüßt die Heimat von Tyn van Straten!«
Ingborg! – die Heimat! – nie sieht er sie wieder,
Die Beiden, niemals! – still vor sich nieder
Schaut er und daneben aufs Wellengrab,
Einen Augenblick nur, dann schüttelt er's ab.
»Vorwärts! in Teufels Namen hinein
In den Tod und – was danach mag sein!
Ich habe dieses Leben durchstürmt,
Das andre, das sich da drüben thürmt –,«
Ihn schaudert,
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