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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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voll auf den Schwarzen fiel.
    »Aha, Salomo«, nickte er da grüßend zu dem Sklaven hinüber. »Noch so spät, mein Bursche? Nun, wie ist's die Zeit gegangen?«
    »Danke, Massa, danke«, sagte der Mann. »Schlecht genug, wie man's so nimmt, konnte nicht früher kommen; Massa Hoof überall zwischen den Hütten umhergeschlichen.«
    »Massa Hoof? Wer ist Massa Hoof?«
    »Der Overseer - wahrer Teufel von einem Menschen. Paßt jedesmal so auf, wenn hier ein Boot anlegt, daß armer Nigger ja nie ein Vergnügen haben soll. Es gibt doch recht schlechte Buckras auf der Welt, Massa Poleridge.«
    »Hm, ja, mein Bursche - könntest recht haben«, sagte der Alte, »und euer Mr. Hoof, wie du ihn nanntest, sieht mir gerade nicht so aus, als ob er zu den besseren gehörte. Aber was bringst du?«
    »Heut abend nichts«, flüsterte der Neger vorsichtig. »Doch kann niemand von der Uferbank herunterkommen?«
    »Hab keine Angst«, sagte der Händler, »mein kleiner Hund liegt oben an Deck, und sowie sich nur etwas Fremdes regt, macht er Lärm.«
    »Gut - heut abend bring ich nichts«, wiederholte der Schwarze, jetzt vollkommen beruhigt. »Aber gegen Morgen kommen meine beiden Jungen und noch drei oder vier andere mit Vorrat. Massa Poleridge hat doch den versprochenen Whisky mitgebracht?«
    »Mehr, als ihr verbrauchen könnt, Salomo«, lachte der Händler, »da drinnen liegen einige dreißig Fässer echten Monongahelas; habt ihr da genug?«
    Der Schwarze zeigte eine Reihe blendendweißer Zähne.
    »Sehr gut, Massa«, nickte er vergnügt vor sich hin, »sehr viel gut - Salomo und Sambo werden Krüge und Fäßchen bringen.«
    »Fäßchen? Hallo, mein Schatz, du glaubst wohl, daß ich euch den Whisky nur so einlaufen lasse? Er ist wenigstens um fünfzig Cents die Gallone teurer im Norden geworden, und wenn ihr nicht etwas Ordentliches dafür geben könnt, behalt ich ihn lieber an Bord.«
    »Ordentliches?« wiederholte Salomo erstaunt. »Massa weiß, wir bringen Hühner, Eier, Pecan-Nüsse, süße Kartoffeln.«
    »Ja, ich weiß, ich weiß - aber ich will besonders Ferkel haben«, sagte der Händler. »Futter für die hab ich genug an Bord und kann sie am besten wieder weiter unterhalb verkaufen.«
    »Ferkel quietschen so«, sagte Salomo ängstlich.
    »Quietschen? Den Henker auch!« lachte der Händler. »Ihr werdet mit ihnen umzugehen wissen, daß sie nicht mehr Spektakel machen, als nötig ist.«
    »Ja, da hat sich's wohl - mit ihnen umgehen«, brummte Salomo. »Ferkel ist ein schrecklich unabhängig Tier und quietscht, wenn Lust hat, ob man's beim Ohr oder beim Schwanz nimmt, und Massa Hoof ist wie der Böse bei der Hand, wenn er Ferkel quietschen hört.
    »Aber wo schläft Massa Hoof?«
    »Gut Stück von hier, gerade vor den Niggerhütten in kleinem Häuschen mit Veranda«, schmunzelte Salomo.
    »Nun siehst du, mein Bursche«, sagte der Händler, »das habe ich mir etwa gedacht und bin deshalb so weit hier oben angelaufen, wo ihr mit allem, was ihr mir bringen wollt, durch das Orangendickicht kommen könnt. Also vergiß die Ferkel nicht! Vor Tag werde ich munter sein und euch geben, was ihr haben wollt. Habt ihr kein Bargeld?«
    »Bargeld? Ja, Massa, aber nicht viel; Sip hat Bargeld und Lucy - Lucy viel - schlaues Mädchen, die Lucy, aber bös - viel bös - kommt einmal nicht in Himmel, wenn sie stirbt.
    »Das kann uns einerlei sein, mein Junge«, sagte der Händler, »aber schick mir die Mädchen, die Geld haben, morgen mittag herunter und sag ihnen, ich hätte prachtvolle Tücher und Bänder und eine Menge anderer hübscher Sachen mitgebracht. Vielleicht können sie auch morgen abend nach Feierabend kommen.«
    »Nach Feierabend geht nicht«, sagte Salomo, bedenklich den Kopf schüttelnd. »Massa Hoof läßt niemand nach Feierabend heraus, besonders keins der Mädchen. - Mittag geht eher, müssen aber geschwind machen; ist nur eine Stunde Rastezeit. Jetzt muß ich aber auch wieder fort. - Hm - ist der Whisky diesmal recht gut, Massa?«
    »Sollst ihn kosten, alter Bursche«, lachte der Händler, »und wirst mir das andere dann wohl ordentlich besorgen?«
    »Gewiß, Massa, gewiß«, rief der Neger mit einem vergnügten Grinsen, während der Yankee eine neben ihm stehende Kruke aufgriff, einen Blechbecher von dem Gesims nahm und ihn halb mit gelbem Branntwein füllte.
    Der Neger machte, schon im Vorgefühl des erwarteten und so lange entbehrten Genusses, eine etwas ungeschickte, aber nicht weniger gutgemeinte Verbeugung mit einem halben
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