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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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gar nicht selten zu zwanzig, dreißig Fuß Höhe in fester Nebelmasse den Strom bedecken.
    Da sprengten Reiter, von einem Neger gefolgt, den Weg herab, der an der Levée niederlief, und da sie ihnen entgegengingen, dauerte es nicht lange, daß die Spaziergänger mit ihnen zusammentrafen.
    »Ah, da kommt Papa!« rief da Miß Eugenie freudig aus.
    »Und wer ist der Herr, der bei ihm ist?«
    »Der Richter«, erwiderte Miß Louise. »Monsieur Lacoste, ein Hausfreund von uns.«
    Jack lächelte leise vor sich hin und begrüßte die beiden heransprengenden Männer, die dem ihnen folgenden Neger die Zügel ihrer Pferde zuwarfen.
    »Nun, haben Sie den Kaufbrief, Mr. Beauchamps?« sagte Jack nach kurzer Begrüßung der beiden.
    »Allerdings«, erwiderte der Pflanzer, »ich - werde Sie aber vorher noch bitten, mir einige nähere Aufklärungen über das Ganze zu geben.«
    »Soweit ich das imstande bin, mit dem größten Vergnügen, darf ich das Papier einmal sehen?«
    Der Pflanzer zögerte, nahm es aber doch endlich heraus und übergab es dem jungen Mann zur Ansicht.
    »Es ist rechtsgültig ausgestellt«, sagte er dabei, »ich - muß Sie aber doch ersuchen, mein Gast zu bleiben, bis Sie mir die Beweise bringen, daß Sally wirklich nicht mehr in der Jurisdiktion der Vereinigten Staaten zu erreichen ist.«
    »Sally?« rief Miß Louise rasch und erstaunt aus. »Was ist mit der, Vater - weiß der Herr von ihr?«
    »Allerdings, mein Fräulein«, lächelte der junge Mann, indem er den flüchtig durchgesehenen Kaufbrief ohne weiteres in die eigene Tasche schob, »erlauben Sie mir, daß ich Ihnen hier vor allen Dingen die Kaufsumme einhändige!«
    Er überreichte dabei dem Pflanzer ein kleines Paket zusammengewickelter Banknoten, die dieser aber noch nicht ansah, sondern in der Hand behielt und rief:
    »Erst bitte ich um Ihre Beweise - unser Handel ist noch nicht gültig, bis Sie mir die gebracht haben.«
    »Genügen Ihnen zwei Bürgen, die ich Ihnen stellen kann?« fragte Jack.
    »Das kommt darauf an, wer sie sind«, sagte der Richter. »Ich muß Ihnen aufrichtig gestehen, die ganze Sache kommt mir etwas verdächtig vor, und Sie werden keinesfalls diesen Parish wieder verlassen, bis Sie uns nicht dargetan haben, daß Sie selber mit dem damaligen Raub und besonders dem Mord des Aufsehers in keiner Verbindung standen.«
    »Ich selber?« lächelte Jack, indem er stehenblieb und den Richter ansah. Sie befanden sich gerade der kleinen Gruppe Bäume gegenüber, unter denen seine beiden Freunde lagerten und deren Wipfel über die hier wohl zehn Fuß hohe Levée herübersahen. »Sie sind unendlich freundlich, mir so etwas zuzutrauen, verehrter Herr; meine Bürgen werden Sie aber wohl eines Besseren belehren.«
    »Und wer sind die?« fragte Mr. Beauchamps.
    »Männer«, sagte Jack ernst, »die Ihnen augenblicklich hier zu Diensten stehen. Hallo!« rief er dann, sich gegen die Levée wendend. »Seid Ihr da?«
    Mr. Beauchamps und der Richter wandten sich rasch und erstaunt dorthin, und die Mädchen stießen einen leisen Schrei aus, als in diesem Augenblick die kräftigen Gestalten der beiden Bootsleute, ihre Büchsen in der Hand, auf der Levée erschienen.
    »Alles in Ordnung, Jack?« rief der Alte herunter.
    »Alles«, sagte Jack, ihm freundlich zunickend, »genügt Ihnen deren Bürgschaft, meine Herren?«
    »Halt!« sagte der Richter, während er seinen Hut abnahm und um den Kopf schwenkte. »Das ist eine Drohung den Gesetzen gegenüber, die Sie büßen sollen, Sir. Sie sind mein Gefangener.«
    Jack lachte laut auf, ein Blick aber, den er die Straße hinaufwarf, belehrte ihn, daß von dort noch einige Reiter kamen.
    »Ich bedauere«, rief er, »Ihnen die Gefälligkeit versagen zu müssen - Sally kann unmöglich so lange auf mich warten.«
    »Sally?« rief Miß Louise, die mit wachsendem Erstaunen dem allen zugesehen, während Eugenie scheu vor dem Fremden zurückwich. »Wo ist das Mädchen jetzt, und was ist mit ihr?«
    »Sally, mein Fräulein«, rief da der junge Mann, »ist seit drei Jahren mein liebes Weib und läßt sich Ihnen allen herzlich empfehlen.«
    »Maria und Josef!« schrie da die junge Dame auf. »Das ist, beim Himmel, derselbe Mann, der damals verhindern wollte, sie zu peitschen.«
    »Sie haben ein vortreffliches Gedächtnis, mein Fräulein«, lachte Jack, »aber jetzt muß ich wirklich fort...«
    »Halt da! » rief der Richter, indem er ihm den Weg abzuschneiden suchte. »Sie sind der Mörder des Aufsehers.«
    »Halt ihn,
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