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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Salomo!« schrie auch der Pflanzer, den Schwarzen anrufend, der den Nachmittag am Fluß Holz gefangen und sich jetzt unbemerkt immer näher und näher hier herangezogen hatte. Jack aber war nicht der Mann, sich so leicht fangen zu lassen. Den jetzigen Augenblick hatte er lange vorhergesehen, und den nach ihm ausgestreckten Arm des Richters abwehrend, war er mit zwei flüchtigen Sätzen oben auf der Levée.
    »Es tut mir leid«, rief er lachend zurück, in dem er auf die jetzt rasch herbeigaloppierenden Leute deutete, »daß Sie die Herren dort umsonst bemüht haben. Auf Nimmerwiedersehen!« Und mit diesen Worten war er auch schon hinter der Levée verschwunden.
    Die beiden Bootsleute hatten bei dem vermuteten Angriff auf ihren Kameraden fast unwillkürlich und gleichzeitig die Büchse im Anschlag emporgerissen, und der Richter selber wich scheu vor der drohenden Bewegung zurück. Wie sie Jack aber neben sich auf der Levée sahen, verschwanden sie ebenso rasch mit ihm hinter dem hohen Damm. Wohl hörten sie die donnernden Hufschläge auf der harten Straße herankommen, aber mit wenigen Sprüngen waren sie auch im Boot - ein Messerschnitt trennte die Schnur, die es am Lande befestigt hielt, und hinaus in den Strom schoß der scharfe Kiel.
    In diesem Augenblick erschienen die Verfolger auf der Levée - aber zu spät. Der Bug des trefflich gebauten Boots war dem Strom schon zugekehrt, und pfeilschnell flog es auf seiner Bahn dahin. Einer der letztgekommenen Reiter, der Konstabler, hatte ein doppelläufiges Schrotgewehr mitgebracht und feuerte es hinter dem Boot her. Ehe er aber vom Pferd herunter- und auf die Levée hinaufkommen konnte, schlugen die Schrote schon zu kurz auf dem Wasser ein, und als das niedere Fahrzeug in dem auf dem Strom lagernden Nebel eben verschwand, sahen die Leute am Ufer noch, wie einer der Bootsleute, der aufrecht in dem kleinen Fahrzeug stand, in spöttischem Hohn den Hut nach ihnen schwenkte. Allerdings sprangen die Weißen augenblicklich nach dem nicht fern von dort an einer kleinen ausgebauten Werft befestigten Boot, die Flüchtlinge jedenfalls zu verfolgen. Die beiden Fremden, die dort so lange am Damm gelagert, hatten ihre Zeit aber trefflich genutzt und das kleine Fahrzeug, für den Augenblick wenigstens, durch eingebohrte Löcher unbrauchbar gemacht. Bis das wieder hergestellt werden konnte, waren die Flüchtigen lange aus jedem Bereich irgendeiner Gefahr, und mit bitteren Flüchen auf den Lippen kehrte der Pflanzer, von seinen Gästen begleitet, in das Haus zurück.
    Hinter ihm drein aber, den Damm hinauf, kroch die Gestalt des alten Negers und schaute ihnen, nur den Kopf über die Levée hebend, vorsichtig nach, bis sie im Garten verschwunden waren und die Tür wieder hinter ihnen in das Schloß fiel.
    Dann aber glitt der Alte blitzschnell zum Ufer zurück, riß den Hut vom Kopf, und ihn in der Luft herumschwenkend und dabei auf einem Bein tanzend, lachte er mit nichtsdestoweniger vorsichtig gedämpfter Stimme jubelnd vor sich hin:
    »Massa Poleridge, Massa Poleridge und Sally junge Farmers Frau - weiße Manns Frau, Buckras Frau im Norden und Madam, oh, Golly - Golly - Golly!«
    »Was, zum Teufel, hast du da unten zu tanzen und zu springen, he?« rief da plötzlich eine rauhe Stimme oben von der Levée den Alten an, und als dieser bestürzt hinaufsah, schaute der Aufseher eben über den Rand des Damms herüber.
    »Oh, Golly, Massa«, rief der Schwarze rasch gefaßt, »habe mir eben groß Stück Holz auf den Fuß geworfen, oh, Golly - Golly!«
    »Du bist doch immer Master Ungeschickt«, rief der Weiße, »mach, daß du zum Haus kommst! Was hast du hier überhaupt noch allein herumzukriechen?«
    »Gleich, Massa, gleich«, sagte der Alte, hob sich ein neben ihm liegendes schweres Stück Holz keuchend auf die Schulter und hinkte damit, hinter dem Aufseher drein, dem Negerdorf zu.
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