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Der Feind in deiner Nähe

Titel: Der Feind in deiner Nähe
Autoren: Nicci French
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»Glückwunsch. Und bingo!«
    Sie hielt die linke Hand hoch, an dem ebenfalls ein goldener Ring glänzte.

    41
    Todd überließ die Planung der Hochzeitsfeier ganz mir. »Ich möchte, was du möchtest«, sagte er.
    Ich war nicht ganz sicher, ob ich darüber glücklich oder irritiert sein sollte, aber ich entschied mich für Ersteres. Ich wusste ziemlich genau, was ich wollte. Auf jeden Fall sollte unser Fest keinerlei Ähnlichkeit mit einem Event im Stil von KS Associates haben. Es würde weder wie ein Jahrmarkt noch wie der Karneval in Rio, noch wie das Glastonbury Festival werden, sondern einfach nur eine Gelegenheit für unsere Freunde und Familien, aus allen Winkeln der Erde zusammenzukommen und gemeinsam mit uns zu essen, zu trinken und uns Glück zu wünschen.
    Es gab durchaus Augenblicke, in denen ich mir über Hollys Rolle bei dem Ganzen Sorgen machte. Sie war bei der standes-amtlichen Trauung meine Trauzeugin gewesen – wie hätte ich dafür eine andere auswählen können? –, und auch da hatte ich leichte Bedenken gehabt. Völlig zu Unrecht, wie sich herausstellte. Holly benahm sich vorbildlich. Sie fiel weder mit dem Fallschirm vom Himmel, noch war sie wie ein Harlekin geklei-det. Sie trug ein kurzes blaues Kleid und einen Pillbox-Hut mit einem Schleier und wirkte schüchtern und beinahe so glücklich wie ich. Wir waren nur eine kleine Gruppe – Todds und meine Familie sowie sein bester Freund Francis. Holly hatte darauf bestanden, das an die Zeremonie anschließende Essen für uns zu organisieren. Es war perfekt, sie hatte ein spanisches Restaurant in einer Seitenstraße gleich um die Ecke ausgewählt, wo Fisch und Steaks über einem offenen Feuer gebraten und Krüge mit viel Wein serviert wurden. Als irgendwann während des Essens mein Blick auf sie fiel und ich sie mit einem meiner Cousins plaudern sah, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht?

    Natürlich hatte sie eine Menge Ideen für mein Fest. Sie kannte ein paar spektakuläre Örtlichkeiten. Einen der Türme der Tower Bridge. Einen riesigen Raum mit einer Glasfront, von dem aus man die ganze Oxford Street überblicken konnte. Eine alte Weberei in Spitalfields. Ein Kanal-Lastschiff. Eine nicht mehr genutzte U-Bahn-Station. Die größte Hüpfburg der Welt. Sie kannte auch eine Menge Leute: einen Clown, einen Zauberer, einen Jongleur, einen Leierkastenmann, einen Puppenspieler.
    Das klang alles toll, sie war toll, aber ich sagte trotzdem: »Nein, das ist mein Tag, und ich will mir keinerlei Gedanken wegen irgendeines Programms machen müssen. Es werden auch keine Reden gehalten. Das musste ich Todd versprechen. Es wird ein Fest für Erwachsene werden. Die Leute können trinken und tanzen, und es soll absolut nichts schief gehen.«
    »Was ist mit dem Essen?«, fragte sie und berichtete sofort von einem ihr bekannten Koch, dessen Spezialität es sei, ein Essen zuzubereiten, bei dem er jedes einzelne Teil eines Schweins verwende.
    »Um das Essen kümmern sich Todds Eltern«, erklärte ich.
    »Sie haben darauf bestanden.«
    »Ich möchte auch helfen«, sagte sie.
    »Aber du fragst mich vorher, ja?«, antwortete ich. »Ich meine, bevor du hilfst.«
    Ich hatte schon Angst, sie beleidigt zu haben, aber sie lachte nur und nahm mich in den Arm.
    Einer von Todds Freunden besaß in Hackney ein Haus mit einem großen Garten, an den sich hinter einem Tor, das man öffnen konnte, ein noch größerer Garten anschloss. Und dort feierten wir unser Fest. Die Mädchen aus dem Büro schmückten ihn einen ganzen Tag lang, und als ich dann eintraf, hätte ich vor Rührung fast geweint. Von den Ästen der Bäume hingen Blumengirlanden, Windspiele klimperten leise, und überall brannten Kerzen, deren sanftes Licht in der Dämmerung immer stärker zu leuchten begann.
    Es gibt über das Fest noch so viel anderes zu erzählen. Zum Beispiel, dass ich anfangs Angst hatte, niemand würde kommen, während ich später eher befürchtete, dass die Getränke nicht reichten, und mich am Ende fragte, ob die Gäste jemals wieder gehen würden. Oder dass in diesem von Mauern umgebenen Garten mein ganzes bisheriges Leben präsent war: Leute, die ich schon seit der Grundschule kannte, ebenso wie solche, die mir jeden Tag am Kaffeeautomaten begegneten, alte Großtanten ebenso wie Exfreunde. Natürlich traf ich dort auch auf einen Querschnitt von Todds Leben: Menschen, die ich im Lauf der Zeit noch besser kennen lernen und allein schon deswegen mögen würde, weil er sie mochte. Als Todd
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