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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels
Autoren: Dan Mayland
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unter gelben Baumwolllaken. Auf einem Tisch neben dem Bett stand in einer gläsernen Vase ein großer Strauß weißer Gladiolen. Es war acht Uhr morgens. Durch Spalten in den Vorhängen stahlen sich Sonnenstrahlen herein.
    Sie waren am Vortag in seiner Wohnung angekommen. Die vergangene Woche hatten sie sich in einem Haus im Norden von Baku versteckt, rund um die Uhr bewacht von Orkhans Leuten. Im Westen ausgebildete Ärzte hatten sich um Daria gekümmert, darunter ein plastischer Chirurg und Orthopäde, den Mark unter Geheimhaltung aus Paris hatte einfliegen lassen. Was zu seiner Bestürzung den Rest seines CIA-Geldes, und noch einiges mehr, verschlang.
    Während Daria sich erholte, suchte Mark nach Beweisen für seine Theorie, dass Colonel Henry Amato ihr leiblicher Vater war.
    Sein erster Schritt bestand darin zu drohen, er werde mit seinem Wissen über Amatos und Ellis’ Pläne an die Öffentlichkeit gehen. Für sein Schweigen hatte ihm der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste Zugang zu Colonel Amatos Akten gewährt.
    Woraufhin Mark erfuhr, dass Amato nie bei der CIA gewesen war.
    Seine Laufbahn hatte er als Infanterist in Vietnam begonnen, nach dem Krieg war er zum Nachrichtendienst der Army gegangen und Ende der 1970er Jahre war er einer Nachrichtendiensteinheit in Teheran unter Leitung von Jack Campbell zugeteilt worden. Dort bestand seine Mission darin, eine prominente iranische Familie mit Verbindungen zur Nationalen Front zu infiltrieren, die sich gegen Chomeinisislamische Revolution stellte. Offensichtlich hatte Amato seinen Auftrag erfüllt, indem er eine Beziehung mit der fünfundzwanzigjährigen Tochter des Familienoberhaupts anfing.
    Dieselbe Akte enthüllte, dass viele Jahre später, als er an einem sensiblen Projekt für das Verteidigungsministerium arbeitete, ein internes Ermittlerteam Amato zu größeren Summen befragt hatte, die von seinem Privatkonto abgegangen waren. Die Sache war bald aufgeklärt, denn er konnte belegen, dass das Geld für mehrfache, letztlich erfolglose Versuche einer künstlichen Befruchtung bei seiner Frau aufgewendet worden war.

    Marks Handy klingelte. Bevor er sich meldete, ging er auf den Balkon hinaus und setzte sich auf den Plastikliegestuhl vor seinen toten Tomatenpflanzen.
    »Hey«, sagte Decker. »Geht’s ihr gut?«
    »Ja. Sie schläft noch.«
    Inzwischen wusste die CIA von Darias Verbindungen zu den Volksmudschahedin. In Neft Dashlari gefundene Unterlagen hatten sie ebenso belastet wie Daten auf Ellis’ Computer. Von der Strafverfolgung blieb sie verschont – so viel Einfluss hatte Mark immerhin noch in der Agency, um das zu verhindern –, aber man würde sie abberufen und entlassen, sobald sie wieder gesund war.
    Mark freute sich nicht darauf, ihr die Neuigkeiten zu überbringen. Genauso wenig war er darauf erpicht, ihr die Wahrheit über ihren Vater zu offenbaren. Aber er würde es bald hinter sich bringen müssen. Gestern Abend hatte sie angefangen, Fragen zu stellen.
    »Und dir?«
    »Ist mir nie besser gegangen«, sagte Mark und es war keine reine Lüge.
    Er lebte. Daria lebte. Und Nika war gestern unversehrt wieder in Baku eingetroffen. Auch wenn Mark seine Zweifel hatte, ob sie ihn je wiedersehen wollte.
    Überdies war der vorgetäuschte Angriff auf die
USS Ronald Reagan
unterblieben und im Iran hatte es keinen Staatsstreich gegeben. Zwei Tage zuvor hatte Mark gelesen, Aryanpur sei einem Herzinfarkt erlegen und friedlich im Schlaf gestorben.
    Woraus er entnahm, dass die CIA Beweise für Aryanpurs Verrat an die richtigen Leute im Iran weitergeleitet hatte.
    »Übrigens«, sagte Mark, »habe ich deine Entlassung ohne Auszeichnung zu ehrenhaft hochstufen lassen.«
    »Ohne Scheiß!«
    »Komisch, wie schnell sich etwas entwickeln kann, wenn man droht, Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen, die die Regierung gern geheim halten möchte.«
    »Danke, Boss.«
    »Keine Ursache.«
    »Im Ernst. Das ist hammermäßig.«
    »Gehst du jetzt zurück in die Staaten?«
    »Geht nicht. Ich habe für nächste Woche einen Auftrag. Das ist eigentlich der Grund, warum ich anrufe. Hab mir überlegt, dass wir wieder ein Team bilden könnten.«
    »Ich hab schon einen Job, Deck.«
    »Diesmal wäre es in Usbekistan.«
    »Deine Entlassung ist jetzt höhergestuft. Wofür brauchst du einen Auftrag als freier Ermittler? Du kannst dir richtige Arbeit suchen.«
    »Wir würden für CAIN arbeiten, das ist eine –«
    »Zeitarbeitsmafia für Spione. Ich kenne den
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