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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels
Autoren: Dan Mayland
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Ende sehen.
    Der Hubschrauber drehte nach rechts ein und folgte fünf Minuten lang einem verfallenen Steg, der gelegentlich vom seichten Wasser überspült wurde. Dann ging es vorbei an verwahrlosten Industriegebäuden, manche auf Pfählen, manche auf kleinen aufgeschütteten Inseln. Aber dann gelangten sie zu einem Abschnitt, wo der Steg repariert worden war und einige neue Gebäude standen, ummantelt mit gelb gestrichenem Stahl und geschmückt mit den Namen von Ölkonzernen, die Mark nicht kannte.
    Der Himmel war bedeckt und es sah nach Regen aus.
    Amato hielt das GPS-Gerät in der Hand. »Wir sind nah dran!« Er musste schreien, um das Dröhnen der Rotoren zu übertönen.
    Mark wandte Amato den Rücken zu und ließ sich die Hände auf den Rücken fesseln.
    Wenige Minuten später kam ein schwimmender Hubschrauberlandeplatz in Sicht. Ein großer weißer Kreis um eine gelbe Mitte war auf die schwarze Gummioberfläche gemalt.
    Mark erinnerte den Piloten daran, nicht zu landen, und der signalisierte seine Zustimmung. An einer Ecke des Landeplatzes stand eine kleine Wächterbaracke. Ein Mann trat heraus und gab ein Lichtsignal.
    »Alles klar!«, rief Amato.
    Als der Helikopter ein, zwei Meter über dem Boden war, packte Amato Mark am Hemdkragen, riss ihn hoch und schubste ihn hinaus.
    Mit auf den Rücken gefesselten Händen verlor Mark das Gleichgewicht und landete mit dem Gesicht voraus auf der Landefläche.
    Einen Moment lang war das Brüllen des Hubschraubers ohrenbetäubend und der Wind umtoste ihn. Aber bald verklang der Lärm so weit, dass Mark das einsame Geräusch der Wellen hören konnte, die gegen die schwimmende Insel schlugen. Er spürte den Lauf von Amatos Waffe im Nacken.
    Ein zweiter Mann kam aus der Baracke. Beide hatten Kalaschnikows bei sich und waren wie Soldaten gekleidet, aber ohne Kennzeichen an der Uniform.
    Amato sprach die beiden in scharfem Tonfall auf Farsi an. Einer von ihnen hob etwas in die Höhe, das wie ein digitaler Camcorder aussah, und richtete es erst auf Amatos, dann auf Marks Gesicht. Kurze Zeit später erhielt der Soldat mit der Kamera eine Meldung über sein Funkgerät. Mark verstand nur so viel, dass Amato und er zweifelsfrei identifiziert worden waren.
    Mark wurde zu der kleinen Baracke geführt, wo sie ihn nackt auszogen und dabei wegen der Handschellen sein Hemd zerschnitten. Sie durchsuchten jede Tasche und betasteten jeden Quadratzentimeter Stoff. Dann schlug ihn einer der Männer seitlich auf den Kopf, sodass ihm für einen Moment schwarz vor Augen wurde.
    »Mund auf!«, befahl einer der Soldaten.
    Sie suchten seinen Körper ab. Als sie sicher waren, dass er wirklich keinerlei Utensilien bei sich hatte, zerrten sie ihn hinaus auf den Landeplatz.
    Aus Marks Nase lief Blut in Rinnsalen auf seine Brust. Nackt wie er war, mit dem nassen Gummi des Landeplatzes unter den Fußsohlen, fühlte er sich verletzlich und wehrlos.
    Die Iraner sprachen auf Farsi mit Amato und deuteten auf ein Schlauchboot, das am Rand der schwimmenden Insel angebunden war.
    »Steig ein«, sagte Amato und schubste Mark. Da kamen die iranischen Soldaten dazu, packten Mark an beiden Armen, zerrten ihn zum Boot und stießen ihn hinein, sodass er wieder flach aufs Gesicht fiel. Jemand warf eine Decke über ihn. Die beiden Iraner stiegen ein.
    »Bleib unten«, sagte Amato.
    Mark drehte den Kopf, sodass er mit dem linken Auge durch einen Schlitz in der Decke spähen konnte. Der Außenbordmotor wurde angeworfen und sie folgten in rasantem Tempo einer Route, die unter mehreren Stegen hindurchführte, dann ging es entlang einer neueren Straße auf Pfählen, an der noch gearbeitet wurde und wo Fördertürme tatsächlich Öl aus dem Meeresgrund pumpten. Überall auf dem Wasser schimmerten Ölflecken. Er sah einen weißen Lieferwagen, der über einen der Stege fuhr.
    Nach einer Weile trat ihm einer der Iraner in den Bauch und zog ihm die Decke ganz über den Kopf, sodass er gar nichts mehr sah. Als das Boot schließlich anlegte und die Decke weggezogen wurde, blickte Mark auf ein trostloses Betongebäude aus der Sowjetära, das ungefähr dreißig Meter lang und von Wasser umgeben war. Das Kaspische Meer war im Begriff, sich die künstlich aufgeschüttete Insel mit dem Betonklotz darauf zurückzuholen, sodass das Erdgeschoss einen halben Meter unter Wasser stand. Von dem Steg, der einmal zu der Insel geführt hatte, kündeten nur noch ein paar verrottete Pfähle.
    In einigen hundert Metern Entfernung sah Mark die
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