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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann
Autoren: David Ellis
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einzuatmen, und das tat weh. Jeder einzelne Teil meines Körpers schmerzte. Aber ich hatte immer noch zwei Arme und zwei Beine und konnte sie alle fühlen, also hätte es vermutlich schlimmer kommen können.
    » Was ist passiert?«, fragte ich. » Ist die … Bombe hochgegangen?«
    Sie blickten einander an. » Du erinnerst dich nicht«, sagte Shauna.
    Tori hielt sich etwas im Hintergrund, während Shauna und Joel sich über mich beugten.
    » Die Bombe ging hoch«, erklärte sie. » Die Moschee wurde dem Erdboden gleichgemacht.«
    Ich probierte einen weiteren schmerzhaften Atemzug. » Todesopfer?«
    Shauna schüttelte den Kopf. » Viele Verletzte. Ein paar davon in kritischem Zustand. Aber bisher keine Toten.«
    Mein Kopf fiel aufs Kissen zurück. Ich schloss die Augen und spürte, wie alles sich drehte. » Das ist … erstaunlich.«
    » Sie haben eine Theorie«, sagte Joel. » Er hatte nicht so viel Sprengstoff in diesen Laster geladen wie in die anderen. Er wollte ja kein ganzes Regierungsgebäude sprengen, sondern lediglich eine einstöckige Moschee. Im Grunde also nur ein geräumiges Haus. Und sie vermuten, dass er es ohnehin nicht vollständig in die Luft jagen wollte.«
    » Er wollte … dass die Menschen überleben … und zu fliehen versuchen«, murmelte ich. » Damit er sie auf der Flucht … abknallen kann.«
    » Genau wie in diesem Hotel in Adana«, sagte Shauna. » Aber offensichtlich änderte er seinen Plan, als er erkannte, dass die Moschee bereits evakuiert wurde. Also donnerte er mit dem Laster direkt in den Eingangsbereich. Bei der Explosion befand er sich zu drei Vierteln im Inneren des Foyers. Der Sprengradius – so nennen diese Bombenspezialisten das –, der Sprengradius war also nicht besonders groß, vor allem da die Moschee einen maßgeblichen Teil der Druckwelle absorbierte.«
    Joel sagte: » Daher haben die Leute in unmittelbarer Nähe der Moschee, so wie du, Superstar, das Schlimmste abgekriegt. Aber niemand wurde in Stücke gerissen. Die Menschen wurden einfach nur weggeschleudert. Du bist auf dem Kopf gelandet und hast fünf Stunden durchgepennt.«
    » Die Frau, die du rausgetragen hast«, sagte Shauna, » die mit dem Rollstuhl, hat sich ein Bein gebrochen und ein paar Kratzer und Prellungen abbekommen, aber davon abgesehen geht’s ihr gut.«
    » Und alle haben es nach draußen geschafft«, meldete sich Lightner erneut zu Wort. » Offenbar hast du Dr. Baraniq angerufen. Dadurch hatten die Menschen einen Vorsprung von zwölf Minuten. Über eintausend Menschen wurden in knapp zehn Minuten aus der Moschee evakuiert.«
    Ein Arzt erschien und wollte mich untersuchen. Meine Sicht war verschwommen, und es tat weh, wenn ich meine Augen von links nach rechts bewegte. Oder wenn ich sie schloss. Oder auch wenn ich sie überhaupt nicht bewegte. Ich realisierte allmählich, dass mein linkes Bein bandagiert war, ebenso wie mein linker Arm.
    » Wir werden dich jetzt verlassen.« Shauna presste die Lippen auf meine Stirn. Sie erhob sich vom Bett. » Auf geht’s, Joel.«
    » Bis bald, harter Bursche.«
    Ich öffnete die Augen. Nicht alle waren am Gehen. Shauna wollte mir und Tori etwas Privatsphäre lassen. Das fühlte sich … ich weiß nicht, wie es sich anfühlte.
    Als der Arzt mit mir fertig war, trat Tori an mein Bett und setzte sich an die Stelle, wo Shauna vorher gesessen hatte. Sie nahm meine Hand in ihre und führte sie an ihr Gesicht.
    » Schlaf«, sagte sie. » Ich werde da sein, wenn du aufwachst.«
    101
    Deidre Maley und ich warteten in der obersten Etage des Boyd Center im Empfangsbereich. Tom Stoller kam den Flur herunter, zum ersten Mal seit einem Jahr ohne Eskorte, in den Händen eine kleine Tüte mit persönlichen Habseligkeiten.
    Er schielte kurz in unsere Richtung, bevor sein Blick wieder ins Leere schweifte. Das war Tom. Aber vielleicht würde sich auch das eines Tages ändern.
    Nach dem Bombenanschlag hatte Richter Nash den Prozess der Staat gegen Thomas Stoller wegen Verfahrensfehler eingestellt. Zwei Tage später rief Wendy Kotowski bei mir an und überbrachte mir die Nachricht, dass die Bezirksstaatsanwaltschaft Tom Stoller nicht erneut wegen Mordes an Kathy Rubinkowski anklagen und das Verfahren zugunsten Toms einstellen würde. Randall Manning war tot, doch es gab mehr als genügend Beweise, dass Kathy Rubinkowski seine terroristische Verschwörung aufgedeckt hatte und deswegen sterben musste.
    Die Medien, die sich auf sämtliche ausschlachtbaren Aspekte des Attentats vom 7.
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