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Der falsche Graf

Der falsche Graf

Titel: Der falsche Graf
Autoren: Edna Schuchardt
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Geständnis abgelegt."
    "Also, Platzek heißt der Kerl!" Tante Miene nickte zufrieden. "Ich habe mir doch gleich gedacht, dass das kein richtiger Adliger ist."
    "Wir hätten ihn früher dingfest machen und allen Beteiligten einen Haufen Ärger ersparen können, wenn Sie mich rechtzeitig informiert hätten", versetzte Steinbichler gereizt. Tante Mienes Alleintour ärgerte ihn maßlos.
    "Ach, kommen Sie, Kommissar!" Die alte Dame lächelte liebenswürdig. "Erzählen Sie uns lieber, was Sie herausgefunden haben."
    Steinbichler warf ihr einen mordlüsternen Blick zu, dann wandte er sich wieder seinen übrigen Zuhörern zu. "Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen jahrelang international gesuchten Kunsträuber. Er arbeitet ausschließlich auf Auftrag. So stahl er auch das Medaillon im Auftrag eines Kunden, dessen Namen er allerdings bisher nicht preisgeben will. Ein überaus begehrtes Stück übrigens, das allein von dem Festgenommenen dreizehn Mal gestohlen wurde. Das letzte Mal aus einer Villa irgendwo in Nordhessen. In diesem Fall verweigert Herr Platzek momentan allerdings auch noch jegliche Aussage. Aber ich denke, wir werden den Weg des Medaillons im Laufe der Zeit schon lückenlos nachvollziehen können."
    "Dann handelt es sich also um ein äußerst wertvolles Schmuckstück?", warf Tante Miene ein, wofür sie einen gereizten Blick des Kommissars erntete.
    "Das kann man wohl sagen", gab er trotzdem Auskunft. "Es ist sogar immens wertvoll. Sammler würden Unsummen dafür bezahlen, um es in ihren Besitz zu bekommen." Er trank den Rest seiner Limonade aus und stellte das Glas bedächtig auf den Tisch zurück. In knappen Sätzen schilderte er die wechselhafte Geschichte des Medaillons. "Nach dem Raub aus dem Städel ist es nicht mehr aufgetaucht bis zu dem Tag an dem es in Ihrem Wagen gefunden wurde, Frau Weyrich."
    "Ja." Conny seufzte. "Das Ding hat uns allen einen Haufen Ärger gemacht."
    Kommissar Steinbichler lachte trocken. "Na, es geht ihm der Ruf voraus, dass es Unglück bringen soll." Er hob die Schultern. "Ich persönlich glaube ja nicht an so einen Quatsch, aber Herr Platzek ist davon felsenfest überzeugt."
    "Wie geht es ihm eigentlich?", wollte Simon wissen.
    "Oh, er ist gleich am Tag nach seiner Verhaftung vom städtischen Krankenhaus ins Gefängniskrankenhaus verlegt worden." Sehnsüchtig schielte Steinbichler nach der Karaffe mit der Limonade. "Bei dem Sturz hat er sich einen Beinbruch und etliche, bestimmt recht schmerzhafte Prellungen zugezogen. Außerdem mussten die Ärzte noch eine ältere Bisswunde versorgen, die bei dem Sturz wieder aufgebrochen ist. Ah, und einen störenden Tinnitus hat er auch davon getragen. Der macht ihm am meisten zu schaffen. Aber ansonsten hat er wohl Glück gehabt. Die Ärzte sagen, es sei ein Wunder, dass er den Sturz mit so relativ leichten Verletzungen überstanden hat."
    "Na, im Gefängnis hat er ausreichend Zeit, seine Wunden und den Tinnitus zu pflegen", spottete Ottokar.
    "Dann hat er die Entführung meiner Schwester alleine ausgeführt?", fragte Conny.
    "Ja, er hat es zugegeben, ebenso den Einbruch in das Zimmer der Lehrerin und den in ihren Wagen, Frau Weyrich." Der Kommissar versuchte durch intensives Starren auf die Saftkaraffe noch ein Gläschen zu ergattern, aber seine Zuhörer hingen so gebannt an seinen Lippen, dass sie es nicht bemerkten. "Und er war es auch der dem Jungen aus dem Dorf das Päckchen übergeben hat", fuhr er schließlich resigniert fort. "Der Kerl arbeitet mit allen Tricks, falschen Namen und unterschiedlichen Maskeraden."
    "Ist denn das Medaillon inzwischen gefunden worden?", wollte Ottokar Schmittchen nun wissen.
    "Nein." Steinbichler sah einen nach dem anderen an. Würden sie ihm freiwillig verraten, wo das teure Stück steckte? "In dem Schacht lag zwar ein Anhänger mit Kette aber das war nicht das Medaillon."
    Sein Blick bohrte sich in Mienes Gesicht.
    "Glauben Sie, ich trage so ein teures Teil mit mir herum?", lachte sie fröhlich und frei von jeder Spur schlechten Gewissens. "Das echte Medaillon liegt natürlich hier im Hotelsafe. Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie es mitnehmen würden, Herr Kommissar. Dinge, die Unglück bringen, wollen wir hier nicht haben."
    Steinbichler klappte den Mund auf, dann wieder zu, dann wieder auf. Schließlich entschloss er sich dazu, nichts weiter zu dem Thema zu sagen, auch wenn es ihn maßlos ärgerte, dass Tante Miene ihm schon wieder einen Streich gespielt hatte. Sie kehrte gerade
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