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Der falsche Graf

Der falsche Graf

Titel: Der falsche Graf
Autoren: Edna Schuchardt
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Stationen aufzuzählen, die es besucht hatte. Allein zwölf Mal hatte Klaus-Peter es im Auftrag irgendeines reichen Sammlers geklaut. Dieses war der dreizehnte Akt und Klaus hatte sich geschworen, dass es auch der letzte sein sollte.
    Dem wertvollen Schmuckstück eilte der Ruf voraus, seinen Besitzern kein Glück zu bringen. Das konnte Klaus-Peter zwar bisher nicht bestätigen, meist hatte er es nie lange genug besessen, um schlechte Erfahrungen damit machen zu können. Aber er wusste, dass die Bank, in deren Safe es sein vorletzter Besitzer aufbewahrte, bei einem verheerenden Brand quasi dem Erdboden gleich gemacht worden war. Und ein anderer hatte sich auf dem Dachboden seiner Villa erhängt, nachdem er Frau und Kind in einem Anfall von Wahn erstochen hatte.
    Was Klaus-Peter an diesem Auftrag störte war die magische Zahl 13. Er betrachtete sich als Künstler und als solcher neigte er zum Aberglauben. Ein Unheil bringendes Schmuckstück zum dreizehnten Mal zu klauen, konnte einfach keinen Segen bringen und der Angriff des weißen Kläffers schien diese Annahme zu bestätigen. Nur die immense Summe, die ihm der Amsterdamer Diamantenhändler für das Medaillon bot, hatte Klaus-Peter die bösen Vorahnungen beiseite schieben und den Auftrag annehmen lassen. Eine Entscheidung, die er zu bereuen begann während der Schmerz in seiner Wade immer heftiger pochte.
    Wie immer, bevor Klaus-Peter zur Arbeit schritt, hatte er die Villa und deren Umgebung zuvor tagelang genau observiert. Von diesem bissigen Flohtaxi war dabei weit und breit nichts zu sehen gewesen. Wurde er unachtsam oder war die dämliche Töle ein Streuner, den es nur zufällig über das Grundstück getrieben hatte? Darüber musste er gründlich nachdenken, wenn er den Auftrag erledigt hatte. So ein Fehler durfte ihm kein zweites Mal unterlaufen. Es könnte sein Letzter gewesen sein und Klaus-Peter hatte keine Lust, die nächsten Jahre auf Staatskosten zu leben. Doch jetzt musste er sich erst mal auf den Fortgang seines Auftrages konzentrieren, das heißt, er musste das andere Ufer erreichen, wo sein Wagen stand. Und dann musste er nach er Limburg fahren und seinen Auftraggeber anmailen. Erst, wenn das Sissi-Medaillon in dessen Safe lag und das Geld, das der passionierte Sammler Klaus dafür bezahlen wollte, auf dem Schweizer Konto ruhte, war die Sache erledigt und Klaus konnte sich dem Problem seiner nachlassenden Professionalität zuwenden. Entschlossen tauchte er erneut die Paddel ins Wasser.

2. Kapitel
    Sie hatte gedacht sie wäre stark. Sie hatte geglaubt, dass es keine Gemeinheit mehr gäbe, die sie so treffen konnte, dass es sie schlichtweg aus der Bahn warf.
    Ihre Schwester Jenny hatte ihr das Gegenteil bewiesen.
    Dieses verdammte, bösartige, verwöhnte kleine Miststück! Wäre Jenny jetzt in diesem Augenblick hier gewesen, Conny hätte ihr mit Genuss die babyblauen Kulleraugen ausgekratzt mit denen sie alle Männer verrückt machte. Diese Unschuldsäuglein, die so lieb, so harmlos, so naiv dreinschauen konnten, hatten die gesamte Familie schon ausflippen lassen als Jenny und Conny noch Kinder waren.
    "Unser Engelchen", das war Jenny gewesen. Das blonde Prinzesschen mit den wunderschönen Locken, der Liebling aller Tanten und Onkel, Omas und Opas und natürlich der Eltern, die sich in dem Bemühen, ihre Jüngste zu verwöhnen, schier überschlugen. Jenny erinnerte sich noch genau an den Zinnober, den die Leute auf der Straße aufführten, wenn Mutter die Sportkarre mit der engelblonden Jenny durch die Straßen schob. Alles blieb stehen, klatschte in die Hände und rief: "Nein, was für ein süßer Fratz!"
    Conny mit den dunklen Haaren und den braunen Augen beachtete dagegen kaum jemand. Sie war immer nur Jennys große Schwester, auf die sie aufpassen sollte. Dass sich hinter dem engelsgleichen Gesichtchen ein intrigantes Biest und ein, freundlich ausgedrückt, mangelnder Intellekt verbargen, wollte in der Familie bis heute niemand wahr haben.
    Mit Eintritt der Pubertät entschloss sich Conny dazu, gegen die ihr zugedachte Rolle zu revoltieren. Praktisch über Nacht verwandelte sie sich vom Duckmäuser in ein stacheliges Monstergirl, das seine Umgebung mit aufsässigen Reden, bösartigen Streichen und schrillem Punkeroutfit schockierte. Ihre schulischen Leistungen ließen rapide nach, ihre Kopfnoten hätten ausgereicht, um sie in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche einweisen zu lassen und selbst Menschen, die es bisher gut mit ihr gemeint
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