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Der falsche Graf

Der falsche Graf

Titel: Der falsche Graf
Autoren: Edna Schuchardt
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hatten, rauften sich entsetzt die Haare über ihren dornigen Charakter. Eine Änderung trat erst ein, als sie eine Klasse wiederholen musste. Da begriff Conny, dass sie sich selbst schadete und gab sich wenigstens mit dem Lehrstoff Mühe. Aber ihr Punkeroutfit und ihre Aufsässigkeit ihrer Umwelt gegenüber behielt sie noch bis in ihre Studienzeit hinein.
    Ihre erste wirklich große Liebe war Carsten. Er studierte Medienwirtschaft im ersten Semester, sie Modedesign, ebenfalls im ersten Semester. Schon begannen sie, über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken, aber natürlich konnte es Jenny nicht ertragen, dass sich ein gutaussehender Junge nicht für sie interessierte. Sie zirpte und girrte so lange um Carsten herum, bis er ihren Reizen erlag. Conny zahlte es den beiden heim, indem sie heimlich Löcher in Jennys Kondome piekste. Die Panik, die Jenny ergriff, als Conny ihr grinsend die Wahrheit steckte, war das ganze Theater wert, das die Eltern anschließend deswegen veranstalteten. Mit stoischem Gleichmut ließ Conny ihre Schimpftiraden über sich ergehen und rächte sich danach an allen nachfolgenden Kerlen, die sich für sie interessierten, indem sie sie, a la Jenny, anlockte und wegstieß, ganz wie es ihr passte.
    Erst Elmar gelang es dann wieder, ihr Herz zu rühren. Er liebte Conny, hatte nur Augen für sie und machte ihr eines Tages sogar einen Heiratsantrag. Ganz romantisch mit einem riesigen Strauß roter Rosen, einem selbstgeschriebenen Gedicht und dem Verlobungsring in der Nachspeise (nette, aber gefährliche Idee, die Conny um ein Haar das Leben gekostet hätte). Conny hatte den Antrag aus tiefster Überzeugung und überglücklich angenommen (nachdem sie ein beherzter Kellner vor dem Erstickungstod gerettet hatte).
    Der Hochzeitstermin war auf den dritten Mai festgesetzt worden. Mit Feuereifer stürzte sich das Paar in die Vorbereitungen, fertigte Gästelisten an, suchte nach dem passenden Lokal, dem richtigen Menü, einem Konditor, der die Hochzeitstorte fertigen sollte und Jenny begann mit den Entwürfen für ihr Kleid. Ein Traum in Weiß sollte es werden, hatte Elmar sich gewünscht. Jetzt hing das wolkenbauschige Ding unter einer Cellophanhülle an der Schranktür ihres Schlafzimmers und war so überflüssig wie ein Beinbruch.
    Conny würde es niemals tragen. Und schuld daran war Jenny, die es wieder einmal nicht verwinden konnte, dass ein Mann ihren Reizen und Verlockungen widerstand.
    Conny war so überzeugt von der Aufrichtigkeit der Gefühle gewesen, die Elmar für sie hegte und deren er sie immer wieder aufs Neue versicherte, dass sie blind und taub alle Warnzeichen übersah. Und Elmar, der gottverdammte Feigling, besaß weder den Mut noch den Anstand, sie rechtzeitig zu warnen. Erst anderthalb Wochen vor der Hochzeit war Jenny bei ihrer Schwester in der Boutique erschienen und hatte ihr genüsslich gesteckt, dass sie seit einem Vierteljahr mit Elmar schlief und er ihr rettungslos verfallen war.
    Als Conny den Ungetreuen zur Rede stellte, war er errötet wie ein Schuljunge, den man beim onanieren erwischt hatte. Zunächst hatte er gestammelt und gestottert, dann war er endlich mit der Wahrheit herausgerückt. Seine Statements entsprachen denen, die Männer immer vorbringen wenn
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sie in die Enge treibt: Es hat sich so ergeben, ich wollte es nicht, es hat mich einfach erwischt, ich wollte dir nicht weh tun und so weiter und so bla.
    Zuletzt griff er zu dem zweiten ewig gleichen Männermittel: Er drehte den Spieß einfach um und gab Conny die Schuld an seiner mangelnden Standfestigkeit. Angeblich hätte sie es merken müssen, dass ihre kleine Schwester hinter ihm her war, aber ihr Geschäft hatte ja all ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und überhaupt, das ganze Getue um die Hochzeit sei ihm sowieso zu viel gewesen. Er hatte keine große Feier gewollt (etwas ganz Neues!), eine standesamtliche Trauung hätte es auch getan (vorher: Liebling, lass uns eine ganz romantische Feier haben mit Kirche und Kutsche und Blumenkindern), er hatte sich vernachlässigt gefühlt und so weiter und noch mehr Blabla.
    Conny hatte im Zorn den Verlobungsring aus dem Fenster geworfen, Elmar unter zu Hilfenahme einiger Wurfgegenstände aus der Wohnung gejagt und sich danach als heulendes Elend ins Bett verkrochen. Ihre Freundin Kathi, eine standhafte und bedingt durch ihren Beruf als Steinmetz und Bildhauerin im wahrsten Sinne des Wortes schlagfertige Persönlichkeit, scheuchte sie zwei Tage später wieder
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