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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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ebenfalls, so als wollte er damit die Abmachung bekräftigen. Dann wandte er sich an den Kellner. “Bringen Sie uns das Essen, das ich bestellt habe”, trug er ihm auf und entließ ihn dann mit einer Handbewegung.
    “Gern, Sir.”
    “Setzen Sie sich, Miss Bennett.”
    “Setzen Sie sich”,
wiederholte Joanna insgeheim und nahm auf der gepolsterten Bank Platz. “Er befiehlt es einfach, ohne wenigstens höflichkeitshalber
bitte
hinzuzufügen. Außerdem hat er das Essen bestellt, ohne nach meinen Wünschen zu fragen, obwohl ich den Tisch habe reservieren lassen. Dieser Mann ist ungemein arrogant und herrschsüchtig”, dachte sie.
    “So.” Er saß ihr jetzt gegenüber und beobachtete sie aufmerksam. Dann lehnte er sich zurück, wobei sich sein Jackett über den breiten Schultern ein wenig spannte. “Sie können die Unterredung eröffnen, indem Sie mir etwas über das Bennettco-Projekt berichten.”
    Das tat sie dann auch, war jedoch davon überzeugt, dass er bereits alle Einzelheiten genau kannte. Sie redete ununterbrochen, während sie Zitronensuppe und danach Couscous mit gebratenem Huhn in Safran aßen.
    Irgendwann hob er die Hand und beendete ihren Redefluss. “Das ist ja alles sehr interessant – aber ich weiß immer noch nicht, warum ich – ich meine, der Prinz Bennettco – die Erlaubnis erteilen sollte, in den Bergen Erz abzubauen.”
    “Nun, es würde die Wirtschaft in Jandara ankurbeln. Außerdem …” Joanna runzelte die Stirn. “Ich glaube nicht, dass
Erlaubnis erteilen
der richtige Ausdruck ist, nicht wahr, Mr. Hassan?”
    “Englisch ist zwar nicht meine Muttersprache, Miss Bennett. Ich spreche es jedoch seit frühester Kindheit. Ich bin mir bewusst, was ich gesagt habe.
Erlaubnis
war schon das richtige Wort.”
    “Khalil besitzt gar keine Entscheidungsbefugnis. Die liegt bei Abu.”
    “Ach, tatsächlich?” Er lächelte. “Wenn das so wäre, würden Sie bestimmt jetzt nicht hier sitzen. Sie haben Angst davor, Khalil könnte die Umsetzung des Projekts verhindern, stimmt’s?”
    Joanna zuckte die Schultern. Leugnen war sinnlos. “Ja, wir halten es für möglich.”
    “Haben Sie auch einmal darüber nachgedacht, warum er ein so großes Interesse daran hat?”
    “Vielleicht hat er noch gar nicht begriffen, in welchem Ausmaß es seinem Volk nützen würde.”
    Was für eine arrogante Frau!, dachte Khalil und zwang sich, weiterhin zu lächeln. “Sie halten ihn für egoistisch und eigennützig?”
    Mit einiger Überraschung nahm Joanna den eigenartigen Unterton in seiner Stimme zur Kenntnis und beschloss, auf der Hut zu sein. “Mag sein, dass er es nicht so sieht”, begann sie vorsichtig. “Aber …”
    “Hauptsache, Sie tun es, nicht wahr?”
    “Sie verdrehen meine Worte, Mr. Hassan.”
    “Nein, ganz im Gegenteil. Ich bemühe mich, Ihre Sorgen und Wünsche zu verstehen. Was soll ich ihm sonst noch übermitteln außer der Warnung hinsichtlich seines Egoismus?”
    Joanna schaute ihn verblüfft an. Will er mir zu verstehen geben, ihm nun Schmiergeld anzubieten?, überlegte sie. Ein solches Angebot ging ihr völlig gegen den Strich, allerdings kam sie offenbar mit Argumenten nicht weiter. Sam hatte sie darauf vorbereitet, dass dies im Geschäftsleben üblich war.
    “Keine Angst, Miss Bennett, sprechen Sie sich ruhig aus. Deshalb sind Sie doch hier, oder?”, sagte er kühl.
    “Sagen Sie ihm, dass wir es nicht ungestraft hinnehmen werden, wenn unseren Arbeitern etwas zustößt.”
    “Aha. Sie befürchten also, er würde sie angreifen oder erschießen lassen”, stellte er unbeeindruckt fest, als wäre das alles ganz normal.
    “Nein, das tun wir nicht, Mr. Hassan”, log sie und bemühte sich, so gleichgültig zu klingen wie er. “Wir werden das Projekt vorantreiben, egal, wie der Prinz dazu steht. Natürlich wäre es uns lieber, er würde mit uns zusammenarbeiten.”
    Am liebsten hätte er Joanna an den Schultern gepackt und kräftig durchgeschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen. “Ach, wirklich?”, fragte er stattdessen gefährlich ruhig. Joanna hörte gar nicht richtig zu, denn sie überlegte, dass wahrscheinlich doch nur das hohe Schmiergeld, das Sam zu zahlen schon in Betracht gezogen hatte, diese Unterredung erfolgreich beenden würde. “Und wie wollen Sie das bewerkstelligen, Miss Bennett?”, fügte er hinzu.
    Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Dann öffnete sie ihre Abendtasche und zog den Umschlag heraus, den ihr Vater ihr gegeben hatte. “Damit”,
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