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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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verfälscht, um ihr Ziel zu erreichen. Sie hatte sowohl ihn als auch ihren Vater belogen. Wenn Sam das herausfand …
    “Nun?”, erkundigte er sich mit undurchdringlicher Miene. “Wie stehen Sie dazu, Miss Bennett?”
    Joanna schluckte krampfhaft und atmete tief ein. “Sie haben guten Grund, verärgert zu sein.”
    “Ist das etwa wieder einer Ihrer Tricks?”, fragte er misstrauisch.
    Joanna errötete, gab sich jedoch noch nicht geschlagen. “Ich gebe ja zu, die Fakten ein bisschen manipuliert zu haben, aber direkt gelogen habe ich nicht. Ich vertrete meinen Vater und bin bevollmächtigt, in seinem Namen zu handeln. Ich erkenne an, dass es Ihnen schwerfällt, mit mir, einer Frau, zu reden …”
    Ja, dachte er ungeduldig und wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht, sie ist wirklich clever und redegewandt, diese Joanna Bennett. Sie hatte ihn beleidigt, sich daraufhin entschuldigt und versuchte nun, ihn mit allen Mitteln davon zu überzeugen, dass ihr Vater sein Projekt nur zum Wohl und Nutzen von Jandara durchführen wolle. Was steckte dahinter? Warum hatte Sam Bennett sie geschickt? Sie betonte immer wieder, sie sei Repräsentantin von Bennettco – welcher Mann würde jedoch darauf hereinfallen?
    Der Blick, mit dem er sie nun musterte, war fast schon unverschämt. Es amüsierte ihn, zu sehen, wie sie errötete. Er überlegte, wie einer Frau wie ihr, die bestimmt nicht mehr unschuldig war, das passieren konnte. Obwohl er zugeben musste, dass sie eine ausgesprochene Schönheit war, fühlte er sich von ihr nicht angesprochen, denn er hatte die Erfahrung gemacht, dass sich hinter einem hübschen Gesicht und in einem schönen Körper sehr oft ein hohler Charakter verbarg. Ihm waren starke und selbständige Frauen lieber als diese verwöhnten, nur auf Äußerlichkeiten bedachten Modepüppchen.
    Eigentlich hätte er sich jetzt als Prinz Khalil zu erkennen geben und ihr mitteilen müssen, dass sie und ihr Vater nur ihre Zeit verschwendeten. Andererseits brannte er darauf, zu erfahren, worauf sie hinauswollten. “Ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr Vater Sie geschickt hat, Miss Bennett”, sagte er scharf. “Oder glaubt er, durch den Überraschungseffekt zum Erfolg zu gelangen?”
    “Vielleicht hilft es Ihnen, dass ich genauso verblüfft bin wie Sie”, platzte Joanna heraus. “Ich habe gedacht, Sie …”
    “Ja?” Er kniff die Augen zusammen. “Welches Bild haben Sie sich von mir gemacht?”
    Dass Sie hundert Jahre alt und runzlig sind, dachte Joanna. Laut sagte sie jedoch nur sehr vorsichtig: “Ich habe gedacht, wir könnten uns zusammensetzen und die Meinungsverschiedenheiten diskutieren, die zwischen Prinz Khalil und Bennettco aufgetreten sind.”
    “Oh, ja. Bennettco unterhält sich sonst nur mit Abu. Man geht wohl davon aus, Prinz Khalil ignorieren zu können …”
    “Abu AI Zouad ist der König von Jandara”, unterbrach Joanna ihn und lächelte frostig. “Oder hat Ihr Prinz diesen kleinen Unterschied übersehen?”
    “Er ist Sultan und nicht König”, erwiderte Khalil scharf. “Auf gar keinen Fall hat er Khalil etwas zu befehlen.”
    “Abu ist der anerkannte Herrscher Ihres Landes. Er hat Bennettco das Schürf-Recht in den nördlichen Bergen garantiert.”
    “Wenn das zutrifft, warum legt Ihr Vater dann so großen Wert auf ein Gespräch mit uns?”, erkundigte der Mann sich betont freundlich.
    “Um über das Wohl Ihres Volkes zu reden.”
    “Unsinn, Miss Bennett. Das ist für uns kein Thema.” Er lachte verächtlich auf.
    “Er nimmt wenigstens kein Blatt vor den Mund”, fuhr es Joanna durch den Kopf. “Nun gut. Mein Vater wünscht, dass wir über unsere unterschiedlichen Standpunkte zu diesem Projekt diskutieren. Deshalb bin ich ziemlich erstaunt, dass Sie sich weigern, mir überhaupt zuzuhören, Mr. Hassan. Es ist nur von Vorteil für Khalil …”
    “Sir?” Beide drehten sich gleichzeitig zu dem Oberkellner um. “Die Rechnung, Sir.”
    Khalil warf einen Blick auf das silberne Tablett, das der Mann in der Hand hielt, und schaute dann Joanna an. Sie hat recht, es wäre ein Fehler, ihr nicht zuzuhören, überlegte er. Er wollte unbedingt erfahren, welche Tricks ihr Vater sich ausgedacht hatte.
    “Nun gut”, stimmte er schließlich zu, “ich gewähre Ihnen eine Stunde, aber keine Sekunde länger.”
    Joanna nickte zustimmend, wagte aber kaum zu atmen vor Angst, dieser unmögliche Mann würde seine Meinung wieder ändern und sie einfach dort sitzen lassen.
    Khalil nickte
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