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Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger
Autoren: Jason Dark
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getroffen haben, denn sie zuckte zusammen und starrte mich an. »Das kann ich Ihnen sagen, Mr. Sinclair, aber lachen Sie mich bitte nicht aus.«
    »Keine Sorge, das werde ich nicht.«
    Flüsternd gab Judy Robinson ihre Antwort. »Ich hatte das Gefühl, es nicht mit einem Menschen zu tun zu haben. Mir kam der Gedanke an ein Tier.« Ihre Augen weiteten sich. »Ja, an ein großes Tier, an ein Raubtier oder so.«
    »Und weiter?«
    »Tut mir Leid. Ich kann Ihnen nichts dazu sagen. Es ging alles so schnell. Das Wesen verschwand so rasch, wie es aufgetaucht war.«
    »Und es hat den Einkaufswagen geschoben – oder?«
    Sie überlegte einen Moment. »Nein, das kann ich beim besten Willen nicht behaupten. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich es in der Nähe des Wagens gesehen habe und das auch nur, weil ich das Fernlicht angelassen habe. Ansonsten hätte ich gar nichts gesehen. Ich erinnere mich, dass sich die Gestalt sehr heftig bewegte, denn sie wollte wohl nicht in das Licht geraten.« Die Frau hob die Schultern und schauderte. »Ich bin ausgestiegen und zu dem Einkaufswagen gegangen. Da habe ich die Frau dann... dann...« Sie konnte nicht mehr und presste die Hand gegen ihre Lippen.
    »Es reicht«, sagte ich mit leiser Stimme. »Danke, Sie haben uns sehr geholfen.«
    Judy Robinson nickte nur. Sie schaute nicht mehr hin, als wir den Wagen verließen.
    Es fiel kein Schnee mehr. Nur noch der Wind wehte.
    Auch Tanner stieg aus. »Jetzt seid ihr an der Reihe. Was haltet ihr von den Aussagen der Zeugin?«
    Suko hob die Schultern. »Das ist nicht einfach. Die Frau stand unter Schock und...«
    »Nein, nein, Suko, so ist das ja nicht. Die Leiche hat sie erst später entdeckt.«
    »Stimmt.«
    »Sie war noch völlig okay«, sagte ich. »Aber ob es sich bei der Entdeckung um ein Tier handelt, das wage ich zu bezweifeln. Oder gibt es menschengroße Tiere hier in London?«
    »Im Normalfall nicht«, gab Tanner zu. »Ich weiß natürlich auch keine Lösung, aber ich wollte euch mit dem Fall bekannt machen. Es kann sein, dass er sich anders entwickelt. Sollte es tatsächlich um Organhandel gehen, dann ist dies für uns, die Mordkommission, eine Nummer zu groß.«
    Da konnten wir ihm zustimmen.
    »Und deshalb hast du uns alarmiert?«, fragte Suko.
    »So ähnlich.«
    Wir hatten uns entschlossen. Ich sprach auch in Suko’s Namen, als ich davon redete, dass wir dieser Agentur auf jeden Fall einen Besuch abstatten würden.
    »Das hatte ich auch nicht anders erwartet«, gab Tanner zu.
    Seine Leute waren gefahren. Nur noch unsere beiden Fahrzeuge standen auf dem großen Parkplatz. Im Hintergrund malte sich der Umriss eines kleineren Autos ab. Von Tanner erfuhren wir, dass es der Wagen der Zeugin war. Er würde später abgeholt werden In ihrem Zustand konnte man Judy Robinson nicht allein fahren lassen.
    »Ich werde dafür sorgen, dass sie nach Hause kommt«, erklärte der Chief Inspector. »Und wir hören voneinander.«
    »Sicher«, sagte ich.
    Tanner stieg in seinen Wagen. Ein letztes Winken, dann startete sein Fahrer, und wir blieben auf dem leeren Parkplatz zurück.
    Als das Licht der Rückleuchten verglüht war, stieß Suko mich an. »So, und jetzt sag mir mal, wie du die Dinge siehst.«
    »Ich weiß es nicht.« Ich hob die Schultern. »Noch nicht.«
    »Ich stelle mir nur laufend die Frage«, sagte Suko, »ob dies ein normaler Fall ist oder nicht?«
    »Ein Mord ist nie normal.«
    »So meine ich das nicht. Ich denke eher an das, was uns Judy Robinson über diese Gestalt gesagt hat. Einbildung oder Wahrheit?«
    »Tanner muss sie ernst genommen haben«, urteilte ich. »Sonst hätte er uns nicht Bescheid gegeben.«
    »Ein Monster?«
    »So ähnlich.«
    Ich konnte mich mit dem Gedanken selbst nicht anfreunden, wollte ihn aber auch nicht einfach verwerfen. Daher schlug ich Suko vor, dass wir uns mal nach Spuren umschauen sollten. Es hatte zwar geschneit, da war vieles im Matsch verschwunden, aber ich wollte mir später keine Vorwürfe machen, nicht alles getan zu haben.
    Da nichts mehr auf uns nieder rieselte, wurden wir auch nicht nass. Beide holten wir unsere Leuchten hervor. Der Einkaufswagen war mitgenommen worden. Man würde ihn untersuchen, aber wir wussten ungefähr, wo er gestanden hatte.
    Dort suchten wir.
    Nein, es gab nichts. Auf dem Boden nicht, und die geheimnisvolle Gestalt hatte auch nichts verloren, was auf sie hingedeutet hätte. Wir konnten wieder fahren.
    »Morgen sieht die Welt anders aus«, sagte ich beim Öffnen der
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