Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
warmen Wohnungshöhle gelockt und hinein in eine feindliche Umwelt. Das konnte man im Vergleich zu der geheizten Wohnung so sehen, denn draußen war es kalt, windig, und es schneite.
    »Warum sitze ich eigentlich neben dir?«, fragte Suko. »Bei Shao hätte es mir viel besser gefallen.«
    »Weil du ein echter Freund bist.
    »Oh danke, nur kann ich mir davon nichts kaufen.«
    »Das sollst du auch nicht, obwohl wir auf den Parkplatz eines Supermarkts müssen.«
    »Gut gesprochen.«
    »Ja, nicht?«
    Suko winkte ab. Danach schmollte er. Das war nur gespielt. Wir wussten beide, dass unser Freund Tanner nicht zum Spaß anrief. Wenn er uns brauchte, dann brannte nicht nur die Hütte, sondern ein ganzer Straßenzug.
    Schnee in London ist niemals gut. Wir hatten ihn aber. Die Flocken wirbelten aus den tiefen Wolken. Sie waren schwer und nass und tauten zum Glück noch weg, wenn sie den Boden erreichten. Sollte es jedoch so weiterschneien, konnte für nichts garantiert werden.
    Ich fuhr, und das Ziel war der Parkplatz eines Supermarkts nördlich der City of London. Die genaue Wegbeschreibung hatte mir Tanner gegeben. So brauchten wir nicht zu suchen und hatte nur leichte Probleme mit dem nächtlichen Verkehr, der bei diesen Witterungsverhältnissen sogar für kleine Staus sorgte.
    Zwei Unfälle sahen wir ebenfalls und wurden von den im Schneefall stehenden Kollegen vorbeigewinkt.
    Der Supermarkt befand sich in einer dicht besiedelten Wohngegend. Klar, man wollte ja Kunden haben. Ein freies Gelände zwischen den Häusern sorgte für genügend Platz und auch für einen recht großen Parkplatz, auf den wir einbogen.
    Der Schnee hatte sich auch hier in einen dünnen Matschfilm verwandelt, über den wir auf das künstliche Licht Zufuhren, das einen Teil der Fläche taghell machte.
    Mehrere Wagen standen dort. Es gab Absperrungen und nur sehr wenige Gaffer, die von den uniformierten Kollegen zurückgehalten wurden. Bei besserem Wetter wären sicherlich mehr Neugierige gekommen.
    Der Bereich des Tatorts war durch Bänder abgesichert worden. Die Spurensicherung ging ihrer Arbeit nach, und ich konnte mir vorstellen, dass die Mitarbeiter nicht eben glücklich waren, bei diesem Wetter ihrer Pflicht nachgehen zu müssen.
    Wir stoppten außerhalb der hellen Lichtinsel und stiegen aus. Sofort erfasste uns der Schneefall. Um keinen nassen Kopf zu bekommen, setzte sich Suko eine Wollmütze auf. Als ich ihn sah, musste ich grinsen, aber ich sah mit meiner Kappe auch nicht viel besser aus.
    Die Schneeflocken trafen das Leder meiner Jacke und schmolzen dort sofort weg. Auch in mein Gesicht trieb der Wind die Kristalle, und ich spürte die Kälte.
    Bei einem ersten Rundblick stellte ich fest, dass quasi im Mittelpunkt ein leerer Einkaufswagen stand. Das Metall hatte durch das Licht der Scheinwerfer einen kalten Glanz erhalten. Was dieser Wagen mit dem Fall zu tun hatte, war mir nicht bekannt. Ich würde es bald erfahren, denn ich sah unseren Freund Tanner im Schneefall neben einem Einsatzwagen stehen. Er sprach mit einem Mann, der helle Schutzkleidung trug. Ich kannte ihn vom Sehen, er war Arzt.
    Mir fiel auch die Wanne auf, in der das Opfer lag. Um wen es sich handelte sah ich nicht, denn die Wanne war geschlossen. Man kannte uns, deshalb wurden wir auch nicht angesprochen oder aufgehalten, als wir uns auf Tanner zubewegten.
    Er sah aus wie immer. Grauer Mantel, grauer Hut, der allerdings nass und schwer geworden war und von dessen Krempe es tropfte. Der Arzt war mit seiner Rede fertig. Er wandte sich ab und ging auf einen Wagen zu, in den er eintauchte.
    Tanner drehte sich um und sah uns. Auf seinem Gesicht erschien ein Grinsen. Sein Mund sah aus, als wollte er damit Nüsse knacken. »Auch schon da?«
    »Klar, wie du siehst.«
    »Früher seid ihr schneller gewesen.«
    »Da hatten wir auch besseres Wetter.«
    Tanner winkte ab. »Ich gebe dir ja ungern Recht, John, aber diesmal stimmt es. Ich frage mich auch, warum ich hier noch stehe und mir fast den Hintern abfriere. Ich hätte mich längst in Frühpension schicken lassen können, wie man mir vorgeschlagen hat. Aber nein, ich stehe hier und kann mich ärgern.«
    »Was würde denn deine Frau dazu sagen, wenn du immer bei ihr zu Hause bist?«, fragte Suko.
    Unser Freund schaute mich an und deutete auf meinen Partner. »Hat der Zipfelmützenmann auch was zu sagen?«
    »Nur wenn er Recht hat«, entgegnete ich.
    »Und das habe ich fast immer«, fügte Suko hinzu.
    Der bärbeißige Chief Inspector
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher