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Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger
Autoren: Jason Dark
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»Was sagte denn diese Wanda Rice. Du hast sicherlich mit ihr gesprochen.«
    »Ja, das habe ich.« Er lachte. »Sie war fertig. Sie konnte sich partout nicht erklären, warum zwei ihrer Mädchen umgebracht worden sind. Sie war völlig fertig. Mal sehen, wie sie reagiert, wenn sie hört, dass sie eine dritte Mitarbeiterin verloren hat.«
    »Glaubst du ihr?«, fragte Suko.
    Tanner wartete mit der Antwort. Er runzelte die Stirn, bewegte seinen Mund und meinte schließlich . »Das ist so eine Sache. Ich bin verdammt lange im Job. Ich habe mir in der Zeit viel anhören müssen. Wahrheiten – aber auch Lügen, die letztendlich überwogen. Im Laufe der Zeit habe ich es gelernt, mir ein Bild von den Menschen zu machen, aber eine konkrete Antwort kann ich euch nicht geben. Ich habe nicht hinter ihre Stirn schauen können.«
    »Zeigte sie Entsetzen?«
    »Ja, das schon«, sagte Tanner mit einer leisen Stimme, die wir bei ihm nicht so recht kannten. Er schaute nachdenklich in Suko’s Gesicht, als gäbe es dort eine Antwort zu lesen. »Es ist so, Freunde. Wenn ich in Suko’s Augen schaue, dann sehe ich, dass ihn dieser Fall berührt. Ich habe auch in die Augen dieser Wanda Rice geschaut und bin zu einem anderen Ergebnis gelangt. Obwohl sie so entsetzt tat, nahm ich ihr nicht ab, dass sie es auch war.«
    »Ihre Augen?«, fragte Suko.
    »Genau. Der Blick blieb irgendwie unbeteiligt. Cool, sagt man ja heute dazu.«
    »Das heißt, du traust ihr nicht.«
    »Eigentlich nicht.«
    Suko schaute mich an. »Ich denke, dass wir uns die Dame mal näher ansehen sollten.«
    Damit war ich einverstanden, wollte aber vorher noch von Tanner wissen, wie groß diese Agentur war.
    Der Chief Inspector klopfte nassen Schnee von seinen Schultern. »Das kann ich euch nicht sagen. Ich weiß nur, dass Wanda Rice Mädchen vermittelt, die allesamt aus dem Ostblock kommen. Nicht nur aus Russland, sondern ebenfalls aus der Ukraine und anderen Staaten. Ob sie gute Geschäfte macht, das weiß ich nicht, aber sie wird schon davon leben können.«
    »Das meine ich auch.«
    »Da wäre dann noch etwas«, nahm Tanner den Faden wieder auf. »Auch ein Grund, weshalb ich euch Bescheid gegeben habe.«
    »Was denn?«
    Er lächelte mich kurz an. »Es gibt eine Frau, die die Leiche im Wagen entdeckt hat.«
    Ich nickte. »Wo ist sie?«
    »Sie wartet im Wagen. Ihr Name ist Judy Robinson. Sie arbeitet hier im Supermarkt, musste Überstunden machen und hat den Markt erst sehr spät verlassen. Ihr fiel der einsame Einkaufswagen auf, der auf dem Parkplatz stand.«
    »Ist sie denn in der Lage zu reden?«
    »Unser Doc hat ihr ein Mittel gegeben, das sie beruhigen soll. Ich denke, dass wir es versuchen sollten.«
    »Sicher«, sagte ich.
    »Okay«, stimmte auch Suko zu.
    Wir gingen ein paar Schritte. Es schneite noch immer, aber die Flocken fielen nicht mehr so dicht. Tanner bedeutete uns, einen Moment zu warten und stieg zuerst in den Kastenwagen. Sehr schnell streckte er seinen Kopf wieder heraus. »Ihr könnt kommen.«
    »Gut.« Ich ließ Suko den Vortritt und setzte mich wenig später ebenfalls auf eine der Rückbänke. So saßen wir Judy Robinson gegenüber. Sie war eine Frau um die 40, hüllte sich in ihren Wollmantel und schaute uns aus ängstlich blickenden Augen an.
    Tanner sorgte dafür, dass sie Vertrauen zu uns bekam. Er erklärte ihr, wer wir waren, sie nickte einige Male und strich das noch nasse braune Haar zurück.
    »Bitte, Judy, ich möchte, dass Sie meinen beiden Kollegen berichten, was Sie vor dem Auffinden der Leiche gesehen haben?«
    Judy schwieg zunächst. Sie schien sich zu sammeln, denn ich sah, dass sie ihre Stirn in Falten legte. So kramte sie in der Grube ihrer Erinnerung und als sie die ersten Worte sprach, hörten wir sie nur als ein Flüstern.
    »Es ist so schlimm gewesen«, murmelte sie, »und ich weiß nicht, ob ich geträumt habe – aber ich glaube nicht.«
    »Sie können uns vertrauen, Judy«, sagte ich.
    »Ja, ja, schon____« Unseren Blicken wich sie aus, und dann erzählte sie uns von einer Gestalt, die sie kurz vor dem Auffinden der Leiche gesehen hatte.
    »Ein Mann oder eine Frau?«, fragte ich. »
    »Das weiß ich nicht. Es ging alles so schnell. Ich sah die Gestalt, und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Als hätte die Nacht sie verschluckt.«
    »Und Sie haben wirklich nichts erkennen können?«
    »Nein.«
    Ich fragte weiter. »Was genau ging durch Ihren Kopf, als sie die Gestalt sahen?«
    Ich musste wohl die richtige Schiene
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