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Der Fänger

Der Fänger

Titel: Der Fänger
Autoren: Jason Dark
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Wischer auf Hochtouren arbeiteten, um die Masse wegzuschleudern.
    Auf dem Boden lag der nasse Matsch. Es war auch schon etwas glatt geworden, sodass Judy gezwungen war, recht vorsichtig zu fahren. Kein abruptes Drücken des Gaspedals, keine Raserei, was sie sowieso nicht tat, obwohl es ihr hin und wieder im Fuß juckte, mal anständig Gas zu geben.
    Alles sah anders aus als sonst. Der Vorhang blieb. Das Fernlicht kämpfte dagegen an und verwandelte die Strecke vor dem Polo in ein bleiches Gespenst.
    Judy fuhr auf dem normalen Weg zum Ausgang. An den Schatten dachte sie kaum noch, aber sie wurde wieder daran erinnert. Am Rand des Lichtkreises tauchte er auf und erschreckte die Fahrerin so stark, dass sie auf die Bremse trat. Auf seinen Sommerreifen rutschte der Wagen ein Stück vor und blieb dann stehen.
    Für einen Moment verharrte der Schatten und verwandelte sich in eine menschliche Gestalt. Sie sah furchtbar aus, das glaubte Judy zumindest. Groß und dunkel. Und sie hatte das Gefühl, als würde sie angestarrt werden, aber das konnte auch Einbildung sein.
    Im nächsten Moment war der Schatten weg!
    Judy versuchte, etwas zu erkennen. Doch da war nichts. Nur der fallende Schnee mit seinen unzähligen Flocken – und ein kantiger Gegenstand, den sie bisher nicht entdeckt hatte. Nun stand er mitten im Weg. Ein Hindernis, über das sie nicht einfach mit dem Wagen hinwegrollen konnte. Dafür war es einfach zu groß. Sie hätte ihren Polo beschädigt. Es stand starr, es gab keine Bewegung, und über den Gegenstand hinweg jagten die Flocken in ihrem gewaltigen Wirbel.
    Judy fuhr näher. Jetzt erkannte sie den im Weg stehenden Gegenstand. Er war gewissermaßen ein Arbeitsgerät. Er gehörte zum Supermarkt wie das Lammfleisch zum Döner. Ein Einkaufswagen stand mitten in ihrer Fahrtrichtung.
    Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Judy fing an zu lachen. Sie war erleichtert. Einige Male atmete sie tief durch, und sie schloss die Augen, um sich zu beruhigen.
    Plötzlich saß sie wieder starr. Ihr fiel ein, dass dieser Einkaufswagen nicht vom Himmel gefallen war. Jemand musste ihn auf den Platz geschoben haben, und es huschte nur ein Gedanke durch ihren Kopf.
    Die Gestalt!
    Das Wesen, das plötzlich erschienen und nicht genau zu erkennen gewesen war.
    Obwohl es verschwunden war, klopfte ihr Herz schneller. Aber sie trat nicht die Flucht an. Irgendeine Macht zwang sie, näher an den Einkaufswagen heranzufahren. Das Licht erfasste die dünnen Metallstangen.
    Innerhalb des Wagens lag etwas, ein dunkler Gegenstand. Man hatte eine Ware hineingestopft. Es schien sich dabei nur um ein Paket zu handeln.
    Was tun?
    Judy überlegte. Sie biss sich auf die Lippen. Sie schaute nach rechts und links. Sie dachte dabei wieder an die Gestalt, die sie gesehen hatte und die nun verschwunden war. Wie war das mit dem Einkaufswagen in einen Zusammenhang zu bringen.
    War es vielleicht ein Dieb gewesen, der sich entdeckt gefühlt und seine Beute einfach im Stich gelassen hatte?
    Judy Robinson verfluchte ihr Verantwortungsgefühl. Sie konnte den Wagen nicht einfach dort stehen lassen, sie musste nachschauen, was man in ihn hineingedrückt hatte.
    So stieg sie aus!
    Das Licht ließ sie brennen, und sie fühlte sich alles andere als wohl, als sie in den Flockenwirbel tauchte. Doch dass es nur ein paar Schritte bis zum Ziel waren, machte ihr Mut.
    Judy lief durch den nassen Matsch, hörte es bei jedem Auftreten platschen. Sie schaute sich hektisch um, weil sie nach verdächtigen Bewegungen suchte.
    Sie sah nichts.
    Alles war okay, bis auf das Wetter.
    Endlich erreichte sie den Einkaufswagen. Vom Polo aus hatte sie nur gesehen, dass er einen dunklen Inhalt besaß. Einzelheiten hatte sie nicht erkennen können.
    Das änderte sich jetzt.
    Das Scheinwerferlicht traf sie und den Wagen. Sie senkte den Kopf, um den Inhalt genauer anzuschauen.
    Sie sah... sie zitterte... sie erlebte etwas, das für sie einem Albtraum gleichkam. Sie konnte und wollte es nicht glauben, denn was sie sah, war unglaublich.
    Das Helle war ein Gesicht – eisig und starr – mit Augen, die sich nicht mehr schließen konnten.
    Judy Robinson wusste Bescheid. Im Einkaufswagen lag eine Tote!
    Als sie den Schrei hörte, verging Zeit, bis ihr bewusst wurde, dass sie es war, die geschrien hatte...
    ***
    »Ich will, dass du dir diese Sauerei ansiehst, John Sinclair. Und bring meinetwegen auch deinen Schatten Suko mit.«
    Mit diesen Worten hatten mich Chief Inspector Tanner aus meiner
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