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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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religiösen Wahn hätte vermutlich seine Freude gehabt. Sie wurde schließlich im selben Rettungshubschrauber ausgeflogen wie Franck Fanon.
    Als alles vorbei war, als sich der Spuk gelegt und das Einsatzkommando das Sommerhäuschen verlassen hatte, ließ sich René Bavarois in den perversen Zuschauerstuhl des Facebook-Killers sacken. Er konnte sich nicht erinnern, sich je so erschöpft gefühlt zu haben wie in diesen Sekunden.
    Erst dann entdeckte er den Laptop, der auf der Werkbank in Manets Folterkeller stand. Commandant Bavarois schloss kurz die Augen und holte tief Luft.
    Er schaltete die Webcam aus.
    Dann fuhr er den Laptop herunter und packte ihn als Beweismaterial ein.
    Der Facebook-Killer war endlich offline.

17
Endspiel
    21.3.2011, 14:22
    Hôpital Bichat
    46, Rue Henri Huchard
    Paris
    „Danke, Schwester“, lächelte Kris Manet. „Für Ihre sanften Hände hätten Sie wirklich einen Orden verdient.“
    Die Schwester an seinem Bett war seit einem knappen Monat fünfundzwanzig Jahre alt, hieß Diane Raoux und wusste genau, wem sie da eben ein starkes Schmerzmittel an den Tropf gehängt hatte.
    „Ich habe es nicht gern getan, aber … selbst ein Schwein wie Sie hat ein Recht auf ärztliche Hilfe“, sagte sie leise und sah ihren Patienten wütend an. Er starrte sie wortlos an; seine Augen funkelten. „Und Ihren Orden können Sie sich sonst wohin stecken.“
    „Wie alt sind Sie, schöne Schwester?“, fragte er mit einem süffisanten Lächeln. „Siebenundzwanzig? Achtundzwanzig vielleicht?“ Sie begann gegen ihren Willen zu zittern. Die leere Ampulle mit zitternden Händen umklammernd, zog sich Diane Raoux rückwärts von Manets Bett zurück, doch er hörte nicht auf.
    „Haben Sie einen Freund, Schwester? Ja? Haben Sie?“, rief er ihr nach. Sie floh mittlerweile regelrecht vor der manischen, kranken Stimme. „Und sind Sie ihm treu? Ich muss das wissen, sehen Sie … Sind Sie vielleicht sogar verheiratet?“
    „Seien Sie still“, flüsterte Diane. „So seien Sie doch endlich still.“
    „Genau, Manet“, sagte eine Stimme, deren Klang vor eisig kaltem, mühsam unterdrücktem Hass nur so funkelte, von der Tür des Krankenzimmers her, „lassen Sie sie einfach in Ruhe. Das Einzige, was ich hören will, sind Antworten auf meine Fragen.“
    Noch immer rückwärts gehend drängte sich Diane Raoux an Maxime Fronzac vorbei durch die Tür und nickte ihrem Retter dankbar kurz zu, ehe sie endgültig davoneilte. Dabei wäre sie beinahe mit einer auffallend schönen, aber sehr blassen Frau zusammengestoßen, die sich dicht hinter dem Mann in der Lederjacke hielt.
    Mafro trat zu Manet ans Bett und starrte auf ihn hinunter.
    „Wo ist sie?“, fragte er schneidend. „Kris, sag mir, wo Zoë ist und was du mit ihr gemacht hast.“
    „Geh weg, Mafro. Ich habe dir nichts zu sagen, und ich will dich nicht sehen, und mit dieser Dreckfotze rede ich schon gar nicht.“
    Fronzac zuckte die Achseln, zog sich einen der billigen Stahlrohr-Krankenhausstühle mit dem abgewetzten, ehemals lindgrünen Kunstlederbezügen an den Rand des Krankenbettes und nahm darauf Platz.
    „Ich werde hier sitzen, bis ich eine Antwort habe, Kris.“
    „Ich fürchte, da muss ich dich enttäuschen“, krächzte Manet. Er musste husten, verzog schmerzgepeinigt das Gesicht, und seine linke Hand, in deren Handrücken ein Zugang aus grünem Plastik gelegt war, zuckte unwillkürlich zu seiner dick bandagierten rechten Schulter. Seine Stimme klang schon leicht verwaschen, als er weitersprach. „Ich werde gleich einschlafen – starke Sedativa.“ Er sah Mafro provozierend in die Augen. „Wenn du mit mir über Zoë sprechen willst, dann nur in Gegenwart meines Anwalts.“
    Die Wölfin trat zu Mafro und blickte ungerührt auf den Mann hinab, den sie in den vergangenen Wochen und Monaten so verbissen gejagt hatte.
    „Genauer gesagt, meiner Anwältin“, nahm der zunehmend wegtretende Manet den Gesprächsfaden wieder auf. „Sie heißt Francine Mallarmé; du findest ihre Rufnummer im Telefonbuch. Hol sie her, bis ich wieder aufwache, und wir werden sehen, was ich in Sachen Mademoiselle Ionesco für dich tun kann.“
    „Keine Chance“, sagte Mafro kalt.
    „Vergiss nicht, dass ich Polizist bin wie du“, entgegnete Manet ruhig. „Ich bin mit meinen Rechten durchaus vertraut.“
    Mafro und Geza wechselten einen raschen Blick. Manet sah, wie sich etwas Unausgesprochenes in diesem Blick zwischen ihnen manifestierte, und zum ersten Mal in all der Zeit
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