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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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es stockdunkel blieb, etwas länger als zuvor.
    „Oh, Sie wollen reden, Fanon?“, fragte Manet spöttisch. „Sie spielen doch sonst immer eher den harten Mann …“
    Der Einsatzleiter hatte nicht damit gerechnet, dass sein Ziel ihn kannte oder erkennen würde. Ehe er jedoch auf diese unschöne neue Entwicklung reagieren konnte, erklang hinter ihm von der Treppe die Stimme der deutschen Psychologin:
    „Geben Sie auf, Azrael. Oder soll ich Sie jetzt doch lieber wieder Vince nennen? Oder vielleicht wäre Ihnen ja sogar ‚Monsieur Manet‘ lieber … egal, jedenfalls ist Ihre Zeit im Rampenlicht vorbei.“
    Wieder keinerlei Regung des Monsters.
    „Fanon, worauf warten Sie? Legen Sie ihm Handschellen an“, forderte Mafro von der Treppe her.
    Fanon griff, wie tausendmal geübt, mit der linken Hand nach den Handschellen hinten an seinem Gürtel, da knisterte Statik in seinem Ohrhörer, dann ertönte René Bavarois’ Stimme über Funk: „Fanon? Verdammt, Mann, Status! Was ist da drinnen bei euch los?“ Gleichzeitig schaltete endlich einer seiner Männer den mitgebrachten leistungsstarken Handstrahler ein. Der Lichtstrahl fiel auf eine Tür zu einem weiteren Raum hinter Manet; in dem kleinen Ausschnitt dieses Raumes, der durch die Türöffnung zu sehen war, erhellte der Strahler ein auf dem Boden liegendes, krude zusammengezimmertes Holzkreuz und darauf einen nackten Frauenkörper. Die Frau regte sich nicht. Dahinter an der Wand prangte ein schwarzes Andreaskreuz. Fanons Blick huschte für einen Sekundenbruchteil zu diesem grauenhaften Bild.
    Das war genau der Augenblick der Ablenkung, den Manet brauchte. Er riss die rechte Hand nach vorn, in der er die ganze Zeit über seine Dienstwaffe hinter dem Rücken versteckt gehalten hatte, und legte auf den GIGN-Einsatzleiter an.
    Fanon drückte ab. Sekundenbruchteile später zerriss ein ohrenbetäubender Donner die unterirdische Hölle, und Manet wurde wie eine Lumpenpuppe nach hinten gegen die Wand geschleudert.
    Mafro stürmte den Rest der Treppe hinab. Er drängte sich zwischen den schwarzgerüsteten Beamten hindurch und ignorierte den stöhnend an der Wand zusammengesackten Kris Manet ebenso wie die nackte Frau am Kreuz, als er in den Nebenraum stürmte und nach der Frau suchte, der so lange sein Herz gehört hatte.
    Zoë Ionesco war nirgends zu sehen. Mafro wirbelte herum, wollte aus seinem ehemaligen Kollegen heraus prügeln, wo sie war.
    In diesem Augenblick drückte Manet ab. Seine Kugel durchschlug den Oberschenkel Franck Fanons, der fluchend hinter Mafro hergeeilt war; der Einsatzleiter ging zu Boden wie ein nasser Sack und landete mit seinen hundert Kilo Lebendgewicht genau auf dem Killer.
    Manet stöhnte auf, aber er reagierte schneller als Fanon: In einer fließenden Handbewegung presste er diesem den Lauf seiner Dienstwaffe genau zwischen dem unteren Helmrand und dem Kragen seiner schusssicheren Weste seitlich gegen den Hals.
    Er lachte heiser auf.
    Dann drückte er ab.
    Franck Fanon gab nur noch ein nasses Gurgeln von sich, seine Männer stürmten vor, dicht gefolgt von Khalil Larbi.
    Kris Manet legte den Kopf in den Nacken, als der Ritter, der quer über seinem Schoss lag, erschlaffte. Manet kannte dieses Gefühl genau: totes Gewicht. Neu war nur sein eigener, physischer Schmerz, stechend und nicht wegzuleugnen. Der Märchenkrieger musste irgendetwas in seiner Schulter zertrümmert haben. Er kniff die Augen zu. Zwei der Märchen-Ritter rissen ihn hoch, ein weiterer und der Berber kümmerten sich um den gefallenen obersten Ritter. Manet presste heraus:„Da siehst du, was du angerichtet hast, Marie-Ange! Da siehst du es!“

    Khalil Larbi presste beide Hände gegen Fanons Hals, um die Blutung zu stoppen, aber das Blut sprudelte nur so aus der Wunde. Die Kugel hatte möglicherweise die Halsschlagader verletzt. Aber noch war der Einsatzleiter nicht tot, und er war ein harter Kerl. Wie durch einen Schleier hörte er einen der schwarzgekleideten Beamten schnellstens einen Rettungshubschrauber anfordern.
    Fanon versuchte, sich zu bewegen. „Ruhig, Franck, ganz ruhig. Es ist vorbei. Wir haben ihn“, sagte Khalil und drückte ihn zu Boden.
    Flankiert von einem der GIGN-Beamten stand Geza Wolf über Kris Manet und sah auf den Verletzten hinab. Das Monster musste erhebliche Schmerzen haben – Geza vermutete, dass Fanons Kugel, die die Schulter glatt durchschlagen hatte, dabei sein Schlüsselbein zertrümmert hatte, und die Männer vom Einsatzkommando hatten auch
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