Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Bewaffnete mich und die beiden Brüder bedrohten, ergriffen andere unseren »Herrn« und führten ihn weg. Als sie außer Sicht waren, ließen unsere Bewacher uns ziehen.
    Ich wies Petrus und Andreas an, zu unseren Freunden zu eilen, um ihnen Bericht zu erstatten.
    »Was hast du vor?« fragte Andreas.
    Ich sah in die Richtung, in der die Soldaten mit dem Nazarener abgezogen waren.
    »Ich will sehen, ob ich noch etwas tun kann«, sagte ich und lächelte ins Dunkel der Nacht.
    *
    ... doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Matthäus, Kap 26, Vers 24 
    Auf meinem Weg durch den verwilderten Garten der Ölkelterei machte ich noch eine Entdeckung ...
    Als ich unter den ausladenden Ästen eines Baumes herging, streifte etwas mein Haar, etwas Hartes, das im Winde hin und her schwang.
    Ich sah hinauf - und in das Gesicht Judas Iskariots, das starr zu mir herabstierte, die Augen groß und rund in den Höhlen, die hervorgequollene Zunge zwischen den Lippen eingeklemmt.
    Der Verräter hatte sich mit dem Gürtelstrick seines Gewandes erhängt.
    Ich berührte seinen Fuß, der mich gestreift hatte, und ließ den Toten heftiger schaukeln. Nur das Knarren des Astes war zu hören, der unter dem Gewicht des Toten ächzte.
    Ich hatte erwartet, das Klimpern der dreißig Silberlinge zu hören. Doch die Münzen waren verschwunden, fort wie die Seele des Selbstmörders, die ewig keine Ruhe finden würde ...
    *
    Pilatus sprach zu den Hohepriestern und zum Volk: 
    Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.
    Lukas, Kap 23, Vers 4
    Auf den weiteren Verlauf der Geschehnisse, wie sie hinlänglich bekannt sind, nahm ich keinen Einfluß. Ich hatte die Saat dafür gelegt und konnte nun zusehen, wie die Früchte meines Tuns gediehen.
    Bemerkenswert aber scheint mir noch die Rolle, die dem Statthalter Pontius Pilatus zukam .
    Er hatte am Morgen nach unserer Begegnung, wohl mit schwerem Kopfe, einsehen müssen, daß ich nicht seiner Einbildung entsprungen war. Die Trümmer der Kaiserbüste mußten ihm die Augen für die Wahrheit geöffnet haben.
    Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, wie es ihn umgetrieben haben muß in der Zeit danach, als er merkte, wie die Hohepriester und Räte gegen den Nazarener hetzten. Nur er hegte keinen Groll gegen den Mann, dem die anderen anhängten, er maße sich an, der König der Juden und Gottes Sohn zu sein.
    Aber Pilatus vermochte nichts dagegen zu tun. Seine Stimme allein galt nichts im Chor der Aufrührer, und seine Bedenken und milden Worte gingen darin unter. Und auch die Gefangennahme des Nazareners konnte er nicht verhindern.
    Die einzige Möglichkeit, um den Menschensohn vor einem ungerechten Urteil zu bewahren, sah Pontius Pilatus in einer alten Tradition zum Passafest: In diesen Tagen nämlich gaben die Statthalter in Jerusalem dem Volk stets einen Gefangenen frei. Und Pilatus erwählte diesmal einen, von dem die Leute unmöglich wollen konnten, daß er ihn aus der Gefangenschaft entließ - Barabbas, einen brutalen Mörder, an dessen Schuld kein Mensch zweifelte.
    Dieses Monstrum in Menschengestalt stellte er dem Volk zur Wahl, indem er fragte, ob er Barabbas oder den Nazarener gehen lassen sollte.
    Ich hatte mich an diesem Tag unters Volk gemischt, stand in seiner Mitte auf dem Platz vor dem Palast des Statthalters - - und sorgte dafür, daß Pilatus' Blick von seinem Balkon aus genau auf mich fiel. Er sah mich, obschon Tausende von Menschen um mich waren. Und er erkannte mich.
    Sein Grauen bereitete mir allerhöchstes Vergnügen. Und als die Meute zu seinem Entsetzen verlangte, daß er Barabbas freiließe, fiel ich in ihre Rufe mit ein, so laut, daß Pilatus glaubte, allein meine Stimme würde ihm den Schädel sprengen. Barabbas! BARABBAS! ...
    Der Statthalter konnte nicht anders, als sich dem Willen des Volkes zu beugen, denn eine Revolution wollte er nicht riskieren.
    Ich ließ ihn nicht aus den Augen, so wenig wie er seinen Blick von mir nahm. Blindlings winkte er nach hinten und sagte etwas. Wenig später wurde ihm aus dem Raum jenseits des Balkons etwas gereicht. Eine Schüssel, die Pilatus auf die Brüstung stellte. Dann tauchte er seine Hände in das Wasser darin.
    »Ich bin unschuldig an seinem Blut«, rief er, unverwandt und allein mich fixierend.
    Und ich ahnte, weswegen er sich eigentlich die Hände wusch. Vielleicht erinnerte er sich nicht mehr, ob wir einen Pakt durch Handschlag besiegelt hatten . Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher