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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
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wollte sie wissen.
    »Dich verteidigen.«
    »Gegen dich etwa?« Ein seltsames Lächeln kräuselte ihre vollen Lippen. »Ich bin sicher, daß dir damit nicht beizukommen ist.«
    Ich überging ihre Bemerkung und trat beiseite. Bislang hatte meine Gestalt ihren Blick auf den Vampir verwehrt. Jetzt sah sie ihn, und sein Anblick erschreckte sie mehr als das Wiedersehen mit mir.
    »Gegen ihn«, sagte ich trocken und wies wie einladend in Gadars Richtung. »Ich glaube, du hast mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen, oder? Ist er nicht schuld, daß du mir begegnet bist?«
    Ein Funkeln wie von Metall ließ Sarahs dunkle Augen blitzen.
    »Wie wahr ...«, knurrte sie kehlig und erhob sich. Mit vorgereckter Fackel trat sie dem Vampir entgegen
    *
    Gadar starb stumm, obwohl sein Schmerz unvorstellbar sein mußte. Doch das Gefühl der Erlösung mochte mächtiger sein, und so war nur das Prasseln des Feuers zu hören, als die flammenden Mäuler seine zerlumpten Kleider und schließlich sein untotes Fleisch fraßen und nur Staub und Asche wieder ausspien.
    Sarah ließ die Fackel sinken. Lange ruhte ihr Blick auf den kläglichen Resten des Vampirs, der sie mir quasi in die Arme getrieben hatte.
    Ich sah ihr an, daß sie keine Erleichterung verspürte. Aus gutem Grunde - denn aus meiner Pflicht war sie noch nicht entlassen! Den Vampir hatte sie schließlich nicht um meinetwillen vernichtet, sondern eigener Vergeltung wegen.
    Und sie wußte es.
    »Wirst du jetzt wieder gehen?« fragte sie. »Oder ist es an der Zeit für den Dienst, den ich dir erweisen muß, um meiner Seele willen?«
    »Ja«, antwortete ich, »jetzt sollst du etwas für mich tun.«
    »Was?«
    Ich wies schweigend auf den Menschensohn, der noch immer reglos am Boden lag.
    »Wer ist er?« wollte Sarah wissen.
    »Man nennt ihn den Nazarener. Du hast sicher schon von ihm gehört -«
    Ihre Augen weiteten sich. »Wer hat das nicht? Er soll ein Wohltäter und Wunderheiler sein, sagt man. Andere halten ihn für den vom Tode zurückgekehrten Täufer Johannes, und manche glauben, er sei der Prophet Elia, der den Schriften zufolge vor dem Endgericht Gottes noch einmal auf Erden gehen soll -«
    »Nun«, meinte ich launig, »all das ist er nicht.«
    »Was ist er dann?«
    »Du wirst es herausfinden«, sagte ich.
    »Wie?«
    »Indem du uns begleitest«, erklärte ich. »Du sollst an seiner Seite sein.« Mein Blick traf den Nazarener, und Sarah konnte ihn nicht mißverstehen.
    »Ich soll -?« Sie stockte.
    »Du sollst ihn beschäftigen an den Tagen und in den Nächten, wenn ich seinen Blick nicht auf mir wissen will«, erläuterte ich, was ich von ihr verlangte.
    »Was hast du vor?« fragte sie lauernd.
    »Dir dies zu verraten«, erwiderte ich mit kaltem Lächeln, »ist nicht Teil unseres Paktes.«
    Eine Bewegung am Rande meines Blickfelds erregte meine Aufmerksamkeit. Der Nazarener rührte sich und schlug die Augen auf.
    »Was ...«, setzte er an und verzog vor Schmerz und Benommenheit das Gesicht. »Was ist geschehen?«
    Eilends ließ ich mein Gesicht hinter dem des Bartholomäus verschwinden. Dann nahm ich Sarah am Arm und rückte sie in die Blickrichtung meines »Herrn«.
    »Sie hat uns vor dem sicheren Tod bewahrt«, sagte ich feierlich.
    Schwerfällig kam der Nazarener hoch.
    »Du meinst, sie hat -« Sein Blick suchte den Vampir und fand den Staub am Boden.
    »Ich konnte nicht anders«, behauptete Sarah, nachdem ich ihren Arm etwas fester gedrückt hatte. Ein kluges Kind, wahrlich. - Wie klug sie wirklich war, das wußte ich zu jener Zeit noch nicht ...
    Sarah ging mit uns, als wir die Grabhöhlen verließen. Draußen erstarrten wir; ja, selbst ich erschrak für einen Moment, als ein wüster Chor absonderlichster Laute, ein Quieken und Röhren wie von Tieren auf der Schlachtbank durch die Nacht an unser Ohr drang.
    Wir liefen auf die nächste Hügelkuppe hinauf und blieben stehen, als seien wir gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Vor uns breitete sich der See Genezareth aus, und seine Wasser brodelten entlang des Ufers unter uns, als kochten sie. »Was geschieht da?« fragte Sarah mit erstickter Stimme. »Die Schweine«, stieß der Nazarener im gleichen Ton des Entsetzens hervor, »sie gebärden sich wie irr und stürzen sich in den See ...«
    Der Lärm der außer Rand und Band geratenen Sauherde schien aus tiefster Hölle aufzusteigen. Ich wußte, wie zutreffend dieser Vergleich war -- und ich wußte als einziger von uns, was da geschah. Dienerkreaturen eines Vampirs hatten
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