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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
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das Licht zu gewöhnen. In seinem verzerrten Gesicht klaffte der Mund auf; gelbe Zähne kamen zum Vorschein, noch immer gefährlich spitz.
    Zwar würde er mir damit nicht schaden können, wohl aber dem Nazarener - das wenigstens nahm ich an, immerhin wußte ich noch immer wenig über sein tieferes Wesen. Und ich sah mich außerstande, ihm wirkungsvoll beizustehen. Aber ich durfte nicht zulassen, daß ihm etwas zustieß - denn dies sollte allein mein Vorrecht sein! Zu gegebener Zeit .
    »Vater im Himmel!« rief er aus. »Was ist -?«
    »Was er ist?« fragte ich, Furcht vortäuschend. »Siehst du es denn nicht? Ein Ungeheuer ist er!« Noch während ich sprach, sann ich über Möglichkeiten nach, einzugreifen.
    »Da! Vorsicht!« schrie ich so laut, daß der Nazarener zusammenfuhr und sich herumdrehte, meinem ausgestreckten Finger mit seinem Blick folgend.
    »Was soll -?«
    Weiter kam er nicht. Mein Hieb traf seinen Nacken und ließ ihn besinnungslos zu Boden stürzen.
    Langsam wandte ich mich Gadar zu, und in der Bewegung ließ ich mein Gesicht, das ich von Geburt an trug, durch die Züge des Bartholomäus' dringen, und mein ureigener Geruch dampfte mir wie Schweiß aus allen Poren - »Duuu?« quoll es dumpf aus Gadars Maul.
    »So ist es«, sagte ich und wies in die Runde, wo Tote kreuz und quer übereinander lagen. »Wie ich sehe, hast du dich mit deinem Schicksal arrangiert.«
    Entsetzt wich Gadar zurück, die Arme wieder hochreißend, diesmal aber nicht, um seine Augen zu schützen.
    »Geh!« preßte er hervor, und irgendwie brachte er es fertig, seine Zunge besser in Zaum zu bekommen. »Laß mich! Was willst du mir noch antun? Genügt es dir nicht, daß ich mich vom Blut stinkender Schweine nähren muß?«
    Ich grinste amüsiert. »Ach? Tust du das?«
    Er nickte. »Ja. Die Hirten hüten sie gleich hinter den Hügeln, nahe dem See. Andere Tiere sind nicht greifbar für mich. Ich kann die Höhlen kaum noch verlassen, bei Tage zumindest. Das Licht verbrennt meine Augen.«
    »Was ist mit ihnen?« Wieder traf mein Blick die Ermordeten ringsum.
    »Reisende, die meisten von ihnen«, antwortete Gadar. »Einige stammten aus der Stadt. Die Gerasener meiden die Gräber hier, seit sie glauben, ein furchtbarer Geist hause hier.«
    »Haben sie denn nicht recht mit dieser Annahme?« fragte ich. »Ist es nicht ein furchtbarer Geist, der hier haust - ein furchtbar zugerichteter ist es in jedem Fall!«
    Ein schauerlicher Laut entrang sich der Kehle des Vampirs und schwang durch die Höhle. »Warum tötest du mich nicht? Ich wäre froh darum -«
    »Ich kann es nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Und wenn ich dich zwinge?« entgegnete Gadar verschlagen. »Was nämlich würde geschehen, wenn ich ihm -«, er wies auf den Nazarener hinab,»- verraten würde, wer und was du wirklich bist? Ich bin sicher, er weiß es nicht. Weshalb sonst solltest du dich mit einem fremden Gesicht maskieren?«
    »Dann«, sagte ich langsam, »wäre ich gezwungen, etwas zu tun.«
    Und ich tat etwas .
    ZZZUUUWWW!
    *
    ZZZUUUWWW!
    Für Gadar konnten nicht mehr als drei oder vier Sekunden vergangen sein; nicht genug Zeit jedenfalls, als daß er die Verwirrung hätte abstreifen können, in die mein plötzliches Verschwinden und meine Rückkehr aus dem Nichts ihn gestürzt haben mußten.
    Ich war nach Gerasa »gegangen« . und nicht allein zurückge-kommen. Bei mir befand sich eine »alte Bekannte«, sowohl von mir als auch von Gadar ...
    Sarah entglitt kraftlos meinem Griff und sackte zu Boden, wo sie sich vor meine Füße erbrach, so mitgenommen hatte sie die für Menschen so entsetzliche Art meines Reisens.
    Aus dem Mädchen von einst war eine Frau geworden, und die Jahre hatten ihre Schönheit zu noch größerer Blüte gebracht. Ihre Erinnerung indes hatten sie nicht gemindert.
    Ihrem Blick entnahm ich, daß sie noch um mich wußte, als wären wir uns gestern erst begegnet. Das wunderte mich nicht. In gelindes Erstaunen versetzte mich allenfalls, daß ich nicht so viel Angst in ihren Zügen fand, wie ich es erwartet hätte.
    Fast nüchtern klang ihre Stimme, als sie sagte: »Da bist du also wieder.«
    Ich nickte.
    »Bist du gekommen, um endlich den Gefallen einzufordern, den ich dir schulde?« fragte Sarah.
    »Nein, soweit ist es noch nicht«, erwiderte ich. »Trotzdem kannst du etwas tun -« Ich ging in die Knie, um die noch immer brennende Fackel aufzuheben, die der Hand des Nazareners entfallen war. Dann reichte ich sie Sarah.
    »Was soll ich damit?«
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