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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher
Autoren: Vampira VA
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trieb ich ihn an.
    Noch immer zögerte er. Bis Josef von Arimathia zu uns kam und sich vor den Nazarener stellte. Tief sah er ihm in die Augen, und der Ernst in seinem Gesicht hatte etwas Feierliches.
    »Geh«, sagte er eindringlich. »Geh mit dem Jungen. Ich werde die Häscher hier aufhalten, so lange ich kann.« »Ich will kein Blutvergießen unter Unschuldigen«, erwiderte der Menschensohn.
    Unser Gastgeber schwieg, aber sein Blick war beredt genug, um den Nazarener endlich zu bewegen. Ohne ein Wort folgte er mir. Mit einem Wink bedeutete er Simon Petrus und dessen Bruder Andreas, mit uns zu gehen. Die anderen sollten hierbleiben, um Josef von Arimathia gegen die Soldaten beizustehen.
    »Wohin führst du uns?« fragte der Nazarener, nachdem wir das Haus durch eine Hintertür verlassen hatten und in der Nacht standen. »An einen Ort, wo sie uns nur schwer finden werden«, sagte ich.
    »Im Garten Gethsemane gibt es Verstecke zuhauf.«
    *
    ... die Stunde ist gekommen.
    Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder.
    Markus, Kap 14, Vers 41
    Die Ölkelterei 3 war vor langem aufgegeben worden und dem Zahn der Zeit anheimgefallen. Die Bauten waren teils bereits eingestürzt, das umliegende Gelände von Unkraut und hohem Gras überwuchert.
    Bei Tage war dies ein friedlicher und idyllischer Ort im Herzen von Jerusalem, und der Nazarener war manches Mal hier hergekommen, wenn er Erholung vom anstrengenden Predigen gesucht hatte.
    Bei Nacht jedoch war Gethsemane menschenleer und gespenstisch.
    »Hier wird uns niemand suchen«, log ich und drängte meine Be-gleiter in die Schatten einer Ruine.
    Lange Zeit schwiegen wir. Jeder hing stumm seinen Gedanken nach, wenn auch den Nazarener und die Brüder andere bewegten als mich.
    Nach einer Weile schliefen Petrus und Andreas ein, und auch ich stellte mich schlafend. Der Menschensohn entfernte sich ein Stück von uns, und ich hörte sein Klagen in der Nacht. Als er zurückkam und sich wieder zu uns gesellte, kam er mir auf unbestimmbare Art verändert vor - gestärkt, nicht mehr von Furcht erfüllt .
    »Wo warst du?« fragte ich, ein Gähnen vortäuschend. »Was hast du getan?«
    »Ich bin mit mir ins Reine gekommen«, sagte er nur, nahm wieder Platz und schaute schweigend in die Finsternis. Dabei spielte ein Lächeln um seine Lippen, als sehe er etwas, das nur seinen Augen bestimmt war.
    Daran änderte sich auch nichts, als Stimmen erklangen und lauter wurden. Schwere Schritte kamen näher, Waffen klirrten, Speerschäfte schlugen aneinander.
    Petrus und Andreas sprangen auf, und ich tat es ihnen gleich, als die Soldaten vor uns traten. Schwarz wirkten sie im Gegenlicht des Mondes, gesichtslose Schatten.
    Nur die Züge eines Mannes erkannten wir. Er trat noch einen Schritt vor. Sein ausgestreckter Arm wies auf den Nazarener, der sich zwar ebenfalls erhoben hatte, allerdings deutlich langsamer als wir.
    »Das ist er«, sagte Judas. »Ihn nennen sie den König der Juden.«
    »Du Bastard!« schrie Petrus auf und wollte sich auf den Verräter stürzen.
    Ich hielt ihn zurück. »Nein, mein Freund! Er ist es nicht wert, daß du dir die Hände an ihm besudelst.« Ich spuckte aus vor Judas, und mein Grinsen sah nur er allein. Er senkte den Blick und trat zurück.
    »Sollen wir tatenlos zusehen, wie -«, begann Petrus von neuem, und ehe ich mich versah, hatte er sich aus meinem Griff gelöst, sprang zu einem der Soldaten hin und riß ihm das Schwert aus dem Gürtel!
    Schon hob er die Klinge über den Kopf und ließ sie niedersausen!
    Sie hätte dem Soldaten den Schädel bis zum Hals gespalten - - aber sie tat es nicht.
    Weil der Nazarener selbst eingriff und seinem ersten Jünger in den Waffenarm fiel!
    Dennoch brüllte der überrumpelte Soldat auf. Das Schwert hatte zwar nicht seinen Kopf getroffen, sondern war buchstäblich haarscharf daran vorübergestrichen - sein Ohr allerdings stand der Klinge im Wege. Und erwies sich als nachgiebiger denn das Schwert .
    Der Nazarener entwand Petrus die Waffe und reichte sie dem Soldaten, der seine Hand gegen das verletzte Ohr gepreßt hielt.
    Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Mit der anderen Hand nahm er das Schwert entgegen.
    »Wer das Schwert nimmt, der wird durch das Schwert umkommen«, sagte der Menschensohn, und dem Soldaten entglitt die Waffe, als sei sie mit einemmal glühend heiß.
    Die anderen jedoch ließen sich von den Worten des Nazareners und seinem Gleichmut nicht beeindrucken. Während ein paar
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