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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
Autoren: Joe Haldeman
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vorbeigekommen war, um mir diskret mitzuteilen, dass man alles ›gesäubert‹ habe. Mit Eimern und Schrubbern und ein paar Leichensäcken.
    Helfer hatten Brot und hart gekochte Eier verteilt. Wir breiteten eine Zeitung auf den Eingangsstufen aus und begannen gerade die Eier in Scheiben zu schneiden, als eine Frau mittleren Alters lächelnd auf uns zukam. »Feldwebel Class? Julian?«
    »Buenos días«, sagte ich.
    »Ich schulde Ihnen so viel«, sagte sie mit bewegter Stimme. »Alles.«
    Die Stimme. Das Gesicht. Plötzlich machte es klick. »Señora Madero – die Bürgermeisterin.«
    Sie nickte. »Vor ein paar Monaten retteten Sie mich, als ich an Bord des Helikopters versuchte, Selbstmord zu begehen. Ich kam in la Zona und wurde conectada – und jetzt lebe ich, jetzt freue ich mich, dass ich lebe. Und das alles dank Ihrer Schnelligkeit und Ihres Mitgefühls.
    Die ganze Zeit, in der ich mich veränderte, jeden Tag in diesen zwei letzten Wochen, hoffte ich, Sie lebend anzutreffen, damit wir einmal Kontakt aufnehmen könnten.
    Und dann komme ich her und erfahre, dass Sie zwar am Leben sind, aber für immer blind. Doch ich war mit Ihren Freunden zusammen, mit all den Leuten, die Sie kannten und liebten, als Sie noch Ihr Herz und Ihre Gedanken öffnen konnten.«
    Sie nahm meine Hand, sah Amelia an und reichte ihr die andere Hand. »Amelia… auch wir haben uns einen Moment lang berührt.«
    Eine Weile standen wir wortlos beisammen, drei Menschen, die beinahe ihr Leben weggeworfen hätten, aus Liebe, aus Zorn, aus Kummer.
    »Sie…« stammelte sie. »No hay palabras. Mir fehlen die Worte.« Sie ließ unsere Hände los und ging zum Strand hinunter. In ihren Augen glitzerten Tränen.
    Wir saßen da und schauten ihr eine Weile nach, während das Brot und die geschnittenen Eier in der Hitze austrockneten. Ich hielt Amelias Hand fest umklammert.
    Allein, zusammen. So wie es immer gewesen war.

 
»Der Soldat selbst muss auf dem Schlachtfeld gar nicht mehr präsent sein« -
ein Gespräch mit Joe Haldeman
     
     
    Joe Haldeman, von der Ausbildung her Physiker und Astronom, ist Autor von mehr als 20 Büchern – Romanen und Anthologien –, für die er vielfach ausgezeichnet wurde. »Der Ewige Krieg« brachte ihm den Hugo- wie den Nebula-Award als bester Science Fiction-Roman des Jahres 1975 ein. Auch der hier vorliegende Roman »Der ewige Frieden« gewann 1997 beide Preise. Gegenwärtig lehrt Joe Haldeman kreatives Schreiben am Massachusetts Institute of Technology, im Sommer 2000 nahm er darüber hinaus einen Lehrauftrag in Limerick, Irland, wahr. Wenn er nicht gerade schreibt oder lehrt, beschäftigt er sich u.a. mit Astronomie, Zeichnen und Malen und mit dem Blues (Gesang und Gitarre). Das Gespräch mit Joe Haldeman führte lisch Kiausch im März 2000 in Florida, USA.
     
    F: Zwischen den Romanen »Der ewige Krieg« und »Der ewige Frieden« liegen mehr als zwei Jahrzehnte kreativer Arbeit. Sie haben stets betont, dass »Der ewige Frieden« keine Fortsetzung von »Der ewige Krieg« ist. Dennoch gibt es von der Thematik her vielerlei Verknüpfungen. Welche Zusammenhänge sehen Sie selbst als wesentlich an?
    A: Es stimmt, dass der Roman »Der ewige Frieden« kein völlig unabhängiges Projekt war, aber ich wollte mich dabei inhaltlich nicht so einbinden lassen, wie es bei einer Fortsetzung notwendig gewesen wäre. Allerdings habe ich beim Schreiben dieses Romans über ähnliche Probleme wie vor mehr als zwei Jahrzehnten nachgedacht. Was heißt es, einen Krieg zu überleben? Was bedeutet es, Soldat zu sein? Was bedeutet es für die Beziehungen zu den Mitmenschen? Wie kann Liebe unter solchen Bedingungen überdauern? Also habe ich diese Fragen in bestimmter Weise in die Art von Krieg eingebettet, auf den sich die Vereinigten Staaten offenbar zunehmend einzulassen gewillt sind. Ich meine damit diese kleinen Scharmützel da und dort, die sie durch die gänzlich unerwartete Anwendung roher Gewalt aus der Welt zu schaffen versuchen. Ich habe mich dabei gefragt, was geschehen würde, wenn die USA das auch über die nächsten 50 oder 75 Jahre auf diese Weise handhaben – ist das überhaupt denkbar? Also habe ich eine Situation geschaffen, in deren Mittelpunkt ein Soldat steht, der sich mit diesen Dingen auseinandersetzen muss. Er ist kein Berufssoldat – obwohl er durchaus ein Kampfexperte ist –, sondern eine Art Wochenend-Krieger, der zehn Tage lang kämpft und die folgenden drei Wochen an der Uni lehrt und forscht, bis er
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