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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Autoren: Michael Moorcock
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töten. Ihr habt Kräfte in Bewegung gesetzt, die Ihr nicht versteht. Ihr habt mit dem Schicksal gespielt. Ihr habt großes Leid über mich gebracht, Königin in Silber. Und immer noch, glaube ich, versteht Ihr nicht. Ihr wolltet einige wenige Leben auf einem sterbenden Planeten retten und habt Euch vorgenommen, den Ewigen Helden zu rufen. Es gefiel den Mächten des Schicksals, die mich kontrollieren, Euch bei Euren Plänen zu helfen. Aber ich bin Euch nicht dankbar dafür, nicht mit diesem Höllenschwert an meiner Seite, diesem Ding, von dem ich auf ewig befreit zu sein glaubte.«
    Sie trat zurück, ihr Lächeln verblaßte, und Bladrak machte ein grimmiges Gesicht.
    »Ihr habt mich benutzt«, sagte ich, »und jetzt feiert Ihr. Aber was ist mit mir? Was habe ich zu feiern? Wohin soll ich jetzt gehen?«
    Dann schwieg ich, zornig über mein eigenes Selbstmitleid. Ich wandte mich ab, denn ich weinte.
    Der Rote Fjord schäumte über vor Fröhlichkeit. Frauen tanzten auf den Molen, Männer grölten Lieder. Selbst die Silbernen Krieger wirkten direkt lustig, im Vergleich zu ihrem sonstigen Verhalten.
    Aber ich stand an Deck des großen Meeresfahrzeugs und ich sprach mit der Silbernen Königin.
    Wir waren allein. Bladrak und seine Männer hatten sich dem ausgelassenen Treiben hinzugesellt.
    »Was ist der goldene Kelch?« fragte ich. »Was habt Ihr Euch dabei gedacht, als Ihr ihn für solch einen erbärmlichen Zweck benutzt habt .«
    »Ich halte den Zweck nicht für erbärmlich ...«
    »Was gab Euch die Macht, den Kelch zu benutzen?«
    »Da waren Träume«, sagte sie, »und Stimmen in diesen Träumen. Das meiste von dem, was ich tat, geschah in Trance.«
    Jetzt betrachtete ich sie mit Zuneigung. Ich hatte diese Träume kennengelernt, von denen sie sprach.
    »Man befahl Euch, den Kelch zu rufen, wie Euch befohlen wurde, das Schwarze Schwert zu rufen?«
    »Ja.«
    »Und Ihr wißt nicht, welcher Natur dieser Kelch ist oder warum er dieses Geräusch macht?«
    »Die Legende sagt, daß der Kelch für das Blut der Sonne bestimmt ist. Wenn das Blut hineingegossen wird, trägt der Kelch es zu der Sonne und die Sonne wird wieder zum Leben erwachen.«
    »Aberglaube«, sagte ich. »Ein Märchen.«
    »Vielleicht.« Sie war sehr still geworden. Ich hatte sie beschämt. Jetzt tat mir mein Gefühlsausbruch leid.
    »Warum schreit der Kelch?«
    »Er ruft nach dem Blut«, murmelte sie.
    »Und wo ist das Blut?« Plötzlich blickte ich auf mein Schwert und packte den Griff. »In der Klinge des Schwertes ist das Blut der Sonne gefangen!« Ich runzelte die Stirn.
    »Könnt Ihr den Kelch noch einmal rufen?«
    »Ja - aber nicht hier.«
    »Wo?«
    »Dort draußen.« Sie deutete auf die Berge. »In der Eiswüste.«
    »Werdet Ihr mit mir kommen - jetzt gleich?«
    »Das schulde ich Euch.«
    »Es könnte zu Eurem Vorteil sein, nicht zu meinem.«

IV
    DAS MESSER UND DER KELCH
    Die Silberne Königin und der Ewige Held hatten den Roten Fjord vor zwei Wochen verlassen. In einem Boot waren sie nach dem menschenleeren Rowenarc gefahren. Sie hatten den Wagen gesucht, in dem der Ewige Held nach Rowenarc gekommen war. Sie fanden ihn. Sie fütterten die Tiere, die ihn zogen, dann bestiegen sie den Wagen und fuhren über die Berge, hinaus auf die Ebene des Südeises.
    Jetzt standen die Silberne Königin und der Ewige Held inmitten der endlosen Eisfläche und ein Wind kam auf und zerrte an unseren Mänteln, während wir zu der kleinen roten Sonne aufblickten.
    »Ihr habt eine Entscheidung über viele Leben getroffen, als Ihr mich gerufen habt«, sagte ich.
    Sie zitterte. »Ich weiß«, antwortete sie.
    »Und nun müssen wir die Prophezeiung erfüllen«, sagte ich. »Die ganze Prophezeiung.«
    »Wenn Euch das befreien kann, Held.«
    »Es bringt mich vielleicht ein kleines Stück näher an das, was ich mir wünsche«, erwiderte ich. »Nicht mehr. Wir haben es mit großen Dingen zu tun, Silberne Königin.«
    »Sind wir nur Figuren, Held? Können wir dieses Schicksal nicht beeinflussen?«
    »Nur einen winzigen Teil, Königin.«
    Sie seufzte, breitete die Arme aus und wandte ihr Gesicht zu dem düsteren Himmel. »Ich rufe den Kelch!« schrie sie.
    Ich zog das Schwarze Schwert aus der Scheide und ich senkte es mit der Spitze ins Eis, beide Hände auf das Heft gestützt.
    Das Schwarze Schwert begann zu zittern, und es begann zu singen. »Ich rufe den Kelch!« rief die Silberne Königin erneut.
    Das Schwarze Schwert erbebte unter meinem Griff.
    Jetzt rannen Tränen über die
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