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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Autoren: Michael Moorcock
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des Schlafs

I
    Ich kenne Trauer, ich kenne Liebe, und ich glaube, ich weiß, was Tod sein könnte, obwohl man sagt, daß ich unsterblich bin. Man hat mir gesagt, daß ich eine Bestimmung habe, aber worin sie besteht, außer für alle Ewigkeit von den Mächten des Zufalls durch die Welt bewegt zu werden und elende Taten zu begehen, weiß ich nicht.
    Ich wurde John Daker genannt, und vielleicht hatte ich noch viele andere Namen. Dann wurde ich Erekose genannt, der Ewige Held, und ich vernichtete die menschliche Rasse, einer Rasse, die ich für edler hielt und die ›Die Alten‹ genannt wurde. Die Frau hieß Ermizhad, und sie konnte mir keine Kinder schenken.
    Und, nachdem ich meine Rasse vernichtet hatte, war ich glücklich.
    Mit Ermizhad und ihrem Bruder Arjavh herrschte ich über die Alten, das anmutige Volk, das auf der Erde gelebt hatte, lange bevor die Menschen kamen, um ihren Frieden zu stören.
    Die Träume, die mich während meiner ersten Zeit auf dieser Welt im Schlaf verfolgten, waren nun selten und beim Erwachen schon beinahe vergessen. Einst hatten sie mich erschreckt und zu der Überzeugung gebracht, wahnsinnig zu sein. Ich hatte die Bruchstücke einer Million Wiedergeburten geträumt, immer als eine Art Krieger; ich hatte nicht gewußt, welche Identität meine ›wirkliche‹ war. Zerrissen von widerstreitenden Gefühlen, von der Anspannung in meinem eigenen Gehirn, war ich eine Zeitlang wahnsinnig gewesen, dessen war ich jetzt sicher.
    Aber ich war nun nicht mehr wahnsinnig, und ich widmete mich der Wiederherstellung der Schönheit, die ich auf meinen Kriegszügen - erst als der Held der einen, dann der anderen Seite - vernichtet hatte.
    Wo Armeen marschiert waren, pflanzten wir Büsche und Blumen. Wo Städte gestanden hatten, ließen wir Wälder wachsen. Und die Erde wurde sanft, still und schön.
    Und meine Liebe zu Ermizhad minderte sich nicht.
    Sie wuchs. Sie wurde so groß, daß ich jede neue Facette liebte, die ich in ihrem Charakter entdeckte.
    Die Erde wurde harmonisch. Und Erekose, der Ewige Held, und Ermizhad, Hohe Prinzessin der Alten, spiegelten diese Harmonie.
    Die gewaltigen, furchtbaren Waffen, die wir benutzt hatten, um die Menschheit zu besiegen, wurden in einer unterirdischen Halle versiegelt, und wir schworen, daß wir sie nie wieder gebrauchen würden.
    Die Städte der Alten, die von den Generälen der Menschheit unter meiner Führung geschleift worden waren, wurden wiederaufgebaut, und bald sangen die Kinder der Alten in den Straßen, und üppige Sträucher blühten auf ihren Balkonen und Terrassen. Grüner Rasen wuchs über die Narben, die die Schwerter der Menschen schlugen, die einst versucht hatten, ihre Rasse auszulöschen.
    Nur ich erinnerte mich, denn die Menschheit hatte mich gerufen, um sie gegen die Alten zu führen. Stattdessen hatte ich die Menschheit betrogen - jeder Mann, jede Frau, jedes Kind war meinetwegen gestorben. Der Droonaa war rot gewesen von ihrem Blut. Jetzt floß süßes Wasser zwischen seinen Ufern. Aber das Wasser konnte die Schuld nicht fortspülen, die mich manchmal verzehrte.
    Und dennoch war ich glücklich. Es schien mir, daß ich nie zuvor solchen Seelenfrieden, solche Zufriedenheit gekannt hatte.
    Ermizhad und ich wanderten über die Wälle und Terrassen von Loos Ptokai, der Hauptstadt der Alten, und nie wurden wir der Gesellschaft des anderen müde. Manchmal diskutierten wir über ein philosophisches Problem, ein andermal waren wir es zufrieden, schweigend nebeneinander zu sitzen und die reichen, zarten Düfte eines Gartens zu atmen.
    Und wenn wir in der Laune waren, bestiegen wir eines der schlanken Schiffe der Alten und segelten über die Welt, um ihre Wunder zu betrachten - die Ebenen des Schmelzenden Eises, die Berge der Trauer, die mächtigen Wälder und sanften Hügel, die gewellten Ebenen der beiden Kontinente, die einst von der Menschheit bewohnt worden waren, Necralala und Zavara. Aber dann, manchmal, ergriff Niedergeschlagenheit von mir Besitz, und dann setzten wir Segel, um nach dem dritten Kontinent zurückzukehren, Mernadin, auf dem die Alten seit undenklichen Zeiten lebten.
    Es war in solchen Zeiten, daß Ermizhad mir beistand, meine Erinnerungen und die Scham linderte.
    »Du weißt, daß ich glaube, daß alles vorherbestimmt war«, sagte sie dann. Ihre kühlen, weichen Hände glitten über meine Stirn. »Das Ziel der Menschheit war, unsere Rasse zu vernichten. Dieses Vorhaben vernichtete sie. Du warst nur das Werkzeug ihres
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