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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Autoren: Michael Moorcock
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dich zu suchen. Und ich würde dich finden, Ermizhad.«
    Als sie wieder Worte fand, klangen sie beinahe erstaunt.
    »Ist deine Liebe zu mir so groß, Erekose?«
    »Um vieles größer, Ermizhad.«
    Sie trat einen Schritt zurück und hielt meine Hände fest.
    Diese Hände, ihre und meine, zitterten.
    Sie versuchte zu lächeln, um die Vorahnungen zu vertreiben, die sie erfüllten, aber sie konnte es nicht.
    »Nun«, sagte sie, »dann gibt es nichts, das wir zu fürchten hätten.«
    Aber in dieser Nacht, als ich neben ihr schlief, drängten sich die Träume, die ich als John Daker gehabt hatte und die mich während meines ersten Jahres auf dieser fremden Welt gequält hatten, wieder in mein Bewußtsein.
    ZUERST GAB ES KEINE BILDER. NUR NAMEN. EINE LANGE REIHE VON NAMEN, VORGETRAGEN VON EINER DRÖHNENDEN STIMME, AUS DER EINE ANDEUTUNG VON SPOTT HERAUSZUHÖREN WAR.
    CORUM JHAELEN IRSEI. KONRAD ARFLANE. ASQUIDL VONPOMPEJI. URLIK SKARSOL. AUBEC VON KANELOON. SHALEEN. ARTOS. ALERIK. EREKOSE .
    ICH VERSUCHTE, DIE STIMME ZUM SCHWEIGEN ZU BRINGEN. ICH VERSUCHTE ZU SCHREIEN, ZU SAGEN, DAß ICH EREKOSE WAR - NUR EREKOSE. ABER ICH KONNTE NICHT SPRECHEN.
    DIE REIHE GING WEITER:
    RYAN. HAWKMOON. POWYS. CORNELL. BRIAN. UMPATA. SOJAN. KLAN. CLOVIS MARCA. PURNACHAS. OSHBEK-UY. ODYSSEUS. ILANTH.
    ABER JETZT WAR ICH WIEDER MEINER STIMME MÄCHTIG:
    »NEIN! ICH BIN NUR EREKOSE!«
    »EWIGER HELD, SOLDAT DES SCHICKSALS.«
    »NEIN!«
    ELRIC ILANTH. MEJINK-LA-KOS. CORNELIUS.
    »NEIN! NEIN! ICH BIN MÜDE. ICH KANN NICHT MEHR KÄMPFEN.«
    DAS SCHWERT. DIE RÜSTUNG. DIE KRIEGSFAHNEN. FEUER. TOD. VERNICHTUNG.
    »NEIN!«
    »EREKOSE!« »JA! JA!«
    Ich schrie. Ich schwitzte. Ich saß aufrecht in meinem Bett. Und es war Ermizhads Stimme, die jetzt meinen Namen rief. Keuchend fiel ich auf die Kissen zurück, in ihre Arme. »Die Träume sind zurückgekehrt«, sagte sie. »Sie sind zurückgekehrt.«
    Ich legte meinen Kopf an ihre Brust und weinte. »Es hat nichts zu bedeuten«, beruhigte sie mich. »Es war nur ein Alptraum. Du hast Angst, daß man dich zurückrufen könnte und dein eigenes Bewußtsein gibt dieser Furcht Nahrung. Das ist alles.« »Wirklich, Ermizhad?« Sie streichelte meinen Kopf.
    Ich blickte auf und erkannte ihr Gesicht in der Dunkelheit. Es war angespannt. Tränen standen in ihren blau gesprenkelten Augen. »Wirklich?« »Ja, mein Liebster.« »Ja.«
    Aber ich wußte, daß dasselbe Gefühl eines nahenden Unheils, das mich quälte, nun auch auf ihrem Herzen lag. Wir schliefen nicht mehr in dieser Nacht.

III
    VON EINER ERSCHEINUNG
    Am nächsten Morgen ging ich geradewegs zu Prinz Arjavhs Laboratorium und berichtete ihm von den Stimmen, die im Schlaf zu mir gesprochen hatten.
    Es war offensichtlich, daß er verzweifelt war, und ebenso offensichtlich, daß er sich unfähig fühlte, mir zu helfen.
    »Wenn die Stimme ein bloßer Alptraum war - und ich glaube durchaus, daß es so sein könnte - könnte ich dir ein Mittel geben, das einen traumlosen Schlaf bewirkt«, sagte er.
    »Und wenn nicht?«
    »Ich kenne keinen Weg, um dich zu schützen.«
    »Dann könnte die Stimme von den Geisterwelten kommen?«
    »Selbst das ist nicht sicher. Es könnte sein, daß die Neuigkeiten, die ich dir gestern mitteilte, eine Sperre in deinem Gehirn lösten -wodurch es der ›Stimme‹ möglich wurde, wieder mit dir in Verbindung zu treten. Vielleicht machte es die Ruhe, die du hier genossen hast, unmöglich, dich zu erreichen. Jetzt, da dein Bewußtsein sich wieder in Aufruhr befindet, hat, wer auch immer mit dir zu sprechen versucht, einen Weg dazu gefunden.«
    »Diese Überlegungen tragen nicht gerade zu meiner Beruhigung bei«, entgegnete ich bitter.
    »Ich weiß das, Erekose. Wärest du nie in mein Laboratorium gekommen und hättest von den Geisterwelten erfahren. Ich hätte es vor dir geheimgehalten.«
    »Es hätte keinen Unterschied gemacht, Arjavh.«
    »Wer weiß?«
    Ich streckte die Hand aus. »Gib mir das Mittel, von dem du gesprochen hast. Wenigstens können wir so die Vermutung überprüfen - daß mein eigenes Gehirn diese spöttische Stimme hervorbringt.«
    Er trat an einen Kasten aus schimmerndem Kristall, öffnete den Deckel und nahm einen kleinen Lederbeutel heraus.
    »Gib dieses Pulver heute abend in ein Glas Wein und trinke es leer.«
    »Ich danke dir«, sagte ich, als ich den Beutel an mich nahm.
    Er schwieg eine Weile, bevor er weitersprach. »Erekose, wenn du von uns genommen wirst, werden wir keine Zeit verlieren, um nach dir zu suchen.
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