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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Autoren: Michael Moorcock
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ich für ihn. Sein Witz und seine Weisheit hatten mich oft aufgeheitert, und er war immer fröhlich.
    Deshalb war ich überrascht, ihn eines Tages bei einem Besuch in seinem Laboratorium mit besorgter Miene anzutreffen.
    Er hob den Blick von seinen Papieren und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu ändern, aber ich wußte, daß ihn etwas beunruhigte - vielleicht irgendeine Entdeckung, die er bei seinen Nachforschungen gemacht hatte.
    »Was ist, Arjavh?« fragte ich leichthin. »Das scheinen mir astronomische Karten zu sein. Ist ein Komet auf dem Weg nach Loos Ptokai? Müssen wir alle die Stadt verlassen?« Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Nichts so einfaches. Vielleicht aber auch nicht so dramatisch. Ich bin nicht sicher, daß es einen Grund zur Befürchtung gibt, aber wir sollten trotzdem vorbereitet sein, denn es scheint, daß die Geisterwelten bald wieder mit der unseren zusammentreffen werden.«
    »Aber die Geisterwelten bedeuten doch für die Alten gewiß keine Gefahr. In der Vergangenheit habt ihr sogar Verbündete von dort herbeigerufen.«
    »Wahr. Aber das letzte Mal, als die Geisterwelten mit der Erde in Berührung kamen - das war die Zeit, als du hierherkamst. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang. Vielleicht stammst du von einer der Geisterwelten und deshalb war es König Rigenos möglich, dich zu rufen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich verstehe deine Besorgnis. Sie gilt mir.«
    Arjavh nickte und schwieg.
    »Manche sagen, daß die Menschheit ursprünglich von den Geisterwelten stammte, nicht wahr?«
    Ich blickte ihm ins Gesicht.
    »Ja.«
    »Hast du irgendwelche bestimmten Befürchtungen meinetwegen?«
    Er seufzte.
    »Nein. Obwohl die Alten eine Methode entwickelten, um die Dimensionen zwischen unserer Erde und den Geisterwelten zu überbrücken, haben wir sie nie erforscht. Unsere Besuche konnten notwendigerweise immer nur von kurzer Dauer sein und beschränkten sich auf die Bewohner der Geisterwelten, die den Alten verwandt waren.«
    »Fürchtest du, ich könnte in die Welt zurückgerufen werden, aus der ich kam?«
    Ich fröstelte.
    Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, von Ermizhad getrennt zu werden oder von der stillen Welt der Alten.
    »Ich weiß es nicht, Erekose.«
    Würde ich wieder John Daker sein?
    Obwohl ich mich nur schwach an mein Leben während der Zeit, die ich aus irgendeinem Grund das Zwanzigste Jahrhundert nannte, erinnern konnte, wußte ich, daß ich mich dort nicht wohlgefühlt hatte, daß ich mit meinem Leben und meinen Verhältnissen unzufrieden gewesen war. Meine ursprünglich leidenschaftliche und romantische Veranlagung (die ich nicht als Tugend betrachtete, denn sie hatte mich die Taten begehen lassen, von denen ich bereits erzählt habe) wurde von meiner Umgebung unterdrückt, von der Gesellschaft, in der ich lebte und der Arbeit, die ich getan hatte, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dort, inmitten meines eigenen Volkes, hatte ich mich weniger am Platze gefühlt als hier, inmitten einer fremden Rasse. Ich wußte, daß ich mich lieber töten würde, als in die Welt John Dakers zurückzukehren und vielleicht nicht einmal die Erinnerung an mein Leben mit den Alten zu behalten.
    Andererseits war es möglich, daß die Geisterwelten gar nichts mit mir zu tun hatten.
    Sie konnten einem Universum angehören, das nie von Menschen bewohnt worden war (obwohl die Forschungen der Alten diese Vermutung nicht bestätigten).
    »Können wir nichts Genaueres herausfinden?« fragte ich Prinz Arjavh.
    »Ich setze meine Überprüfungen fort. Das ist alles, was ich tun kann.«
    Niedergeschlagen verließ ich sein Laboratorium und kehrte in die Räume zurück, wo Ermizhad auf mich wartete. Wir hatten vorgehabt, über die vertrauten Wiesen um Loos Ptokai zu reiten, aber jetzt sagte ich ihr, daß mir nicht nach einem Ausritt zumute wäre.
    Als sie meine düstere Stimmung bemerkte, fragte sie: »Denkst du an das, was vor einem Jahrhundert geschah, Erekose?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Dann berichtete ich, was Prinz Arjavh gesagt hatte.
    Auch sie wurde nachdenklich.
    »Vielleicht war es nur ein Zufall«, sagte sie, aber es hörte sich wenig überzeugt an. Als sie zu mir aufblickte, lag eine Spur von Furcht in ihren Augen.
    Ich nahm sie in die Arme.
    »Ich würde sterben, glaube ich, wenn du mir genommen würdest, Erekose«, flüsterte sie.
    Meine Lippen waren trocken, meine Kehle eng.
    »Sollte ich diese Welt verlassen müssen«, sagte ich, »würde ich in Ewigkeit nicht aufhören,
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