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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser
Autoren: Stefan Wolf
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Nacht eintauschen. Eine
Falschgeldwelle ist nicht zu befürchten.“
    Klößchen leckte das restliche Eis aus
dem Becher. „Hmmmm — das war gut. Ob ich mir noch eins hole?“
    „Nein!“
    „Nein?“
    „Verpack mal deine Freßgier ganz hinten
im Charakter! Außerdem müssen wir weiter. Markus wartet.“
    Klößchen nickte ergeben und richtete
seinen Drahtesel auf.

2. Klößchens Spätzündung
     
    Treffpunkt Fitneß-Studio PRACHT-BODY.
Das war ausgemacht. Übersehen konnte man einander hier nicht. Die Seitenstraße
vor der Bodybuilding-Arena war verhältnismäßig tot. Und die Uhrzeit stimmte.
Tim und Klößchen waren pünktlich. Aber Markus Wagner ließ auf sich warten.
    „Ist doch sonst nicht seine Art.“
    Tim sah stirnrunzelnd auf die Uhr,
nachdem er zum drittenmal die Fotos im PRACHT-BODY-Aushangkasten begutachtet
hatte. Menschen aller Art — nicht nur mit prachtvollem Body {Körper) —
quälten sich ab an chromblitzenden Maschinen: übergewichtige Typen wie
Klößchen, Tarzan-Figuren wie Tim, Männlein, Fraulein, Halb- und
Viertelwüchsige.
    Der Inhaber des Studios war Dritter
geworden bei einer Bodybuilding-Bezirksmeisterschaft und strebte offensichtlich
nach Weltruhm. Zähnebleckend und nur mit kleiner Hose bekleidet, präsentierte er
sich. Mit eingeölten Muskeln hielt er den Dritt-Sieger-Pokal in die Höhe.
    „Nee“, meinte Klößchen. „Im allgemeinen
ist Markus zuverlässig. Ob er’s vergessen hat?“
    Tim hob die Achseln.
    „Scheibenkleister!“ schimpfte Klößchen.
„Im Großmarkt ist null Beratung. Da wählt jeder frei Schnauze. Und ich bin
völlig ahnungslos, was Beschallungs-Technik betrifft.“
    Auch Tim zählte das nicht zu seinen
Interessen, für die er sich Kenntnis aneignete.
    „Ohne fachliche Beratung“, unkte
Klößchen, „kaufe ich bestimmt den letzten Schund. Wer weiß, was das nach sich
zieht? Vielleicht werde ich frühzeitig taub?“
    „Jeder Lärm führt dazu. Auch der in der
Disko. Die meisten Disk-Jockeys, las ich neulich, brauchen ab Dreißig ein
Hörgerät.“
    „Dreißig ist ja auch uralt.“ Klößchen
grinste und setzte hinzu. „Der war aber blöd.“
    „Wer? Markus?“
    „Nee. Der Typ mit dem Hunderter.“
    „Unsympathisch fand ich ihn.“
    „Und blöd“, beharrte Klößchen. „Hat ein
Getue gemacht mit dem Geldwechseln.“
    „Ist doch nicht seine Schuld, wenn der
Fahrer nicht rausgeben kann.“
    „Zwanzig Mark — da hätte er gekonnt.
Und der Typ hatte massenhaft Zwanziger.“
    „Was?“
    „Hab’s doch gesehen, als er in seiner
Brieftasche nachguckte. Dickes Päckchen Zwanziger und Zehner.“
    Tims Atem stockte. „Willi, spinnst du
jetzt? Oder ist das wahr?“
    „Denkst du, ich lüge?“ Klößchen
schnaubte empört.
    Tim verdrehte die Augen gen Himmel.
„Bin ich im Kindergarten? Willi! Überleg doch mal! Der Typ hatte kleine
Scheine, es also nicht nötig zu wechseln, um dem Fahrer die zwölf-achtzig zu
geben plus eventuelles Trinkgeld. Trotzdem reißt der Typ sich ein Bein aus,
will den gefälschten Hunderter wechseln, probiert’s erst bei der Oma aus
Leipzig, ist dann happy, als du in deiner großzügigen Güte den Geldaustausch
anbietest. Was, Willi, steckt dahinter? Fällt endlich der Groschen? Dieser
Geier-Typ ist nicht Opfer, sondern Täter. Ein Falschgeld-Verteiler, der mit
seiner miesen Wechselmasche die miesen Blüten absetzen will. Capito?“
    Klößchen hatte die Augen aufgerissen.
„Mann! Du könntest recht haben.“

    „Ganz bestimmt habe ich recht.“
    „Und wieso schimpfst du mich jetzt? Und
hast vorhin selbst nicht reagiert?“
    „Ich konnte nicht sehen, was der Kerl in
der Brieftasche hatte. Er hat sich dir zugewandt.“
    „Stimmt. Zu mir. Weshalb eigentlich?
Hält der mich für ungefährlich? Da unterschätzt er mich aber.“
    „Das Gefühl habe ich nicht.“
    „Ich war zu sehr auf mein Eis konzentriert.
Habe überlegt, ob ich mich als Testschlecker bewerbe — bei einer
Feinschmecker-Zeitschrift. Wenn einen solche Fragen bewegen, achtet man nur
nebenhin auf fremde Brieftaschen.“
    „Wir müssen Kommissar Glockner
verständigen.“
    Tim erspähte eine Telefonzelle und
hatte auch Münzen in der Tasche.
    Gabys Vater war in seinem Büro und
meldete sich.
    Tim fragte nach dem Mann mit der
Hunderter-Blüte, aber Glockner wußte von nichts, wie erwartet.
    Tim berichtete, beschrieb den Typen,
nannte auch die Seriennummer der Blüte und das, was er wußte vom Kennzeichen
des Taxis.
    „Jetzt fügt sich das Puzzle
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