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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer
Autoren: Michael Moorcock
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bekommen. Außerdem war im Camper ein großer Sack Dope, genug, um zu zweit Monate damit auszukommen, zumal Jimi vom Geschmack abgekommen zu sein schien.
    Jimi kam von der Tür zurück in den dunklen Wagen. »Wann hast du vor, wieder loszufahren?«
    Mo spülte Teller, Messer und Gabel unten im Fluß und verstaute das Geschirr im Schrank. Dann setzte er sich wieder ans Lenkrad und drehte den Zündschlüssel. Der Wankelmotor startete sofort, und der Mercedes zog über das holprige Gras zurück auf den Asphalt in Richtung Norden. Sie fuhren über eine schmale Landstraße, auf der ein Wagen gerade ausreichend Platz hatte. Aber weder vor noch hinter ihnen war ein Auto in Sicht. Erst als sie auf die A 65 nach Kendal abbogen, trafen sie auf Verkehr. »Wie gefällt dir der Lake District?« fragte Mo.
    »Nicht übel«, sagte Jimi. »Ich bin der ausgenippte Gull Warrior, Mann.« Er lächelte. »Vielleicht sollten wir ans Meer.« »Das ist ganz in der Nähe.« Mo zeigte nach Westen. »Morecambe Bay?«

    3. Kapitel

    Eine Torfschicht, so glatt wie Fahrwasser, bedeckte die Felsklippen. Unten wälzte sich die See. Jimi und Mo waren guter Laune und rannten herum wie kleine Jungen.
    Weit entfernt an der langgezogenen Bucht lagen die Hoteltürme, Vergnügungsparks und Spielhallen von Morecambe, aber hier war es verlassen und still, abgesehen von gelegentlichem Möwengeschrei.
    Mo lachte, kreischte aber plötzlich nervös los, als Jimi ge
fährlich nahe auf die Klippen zutanzte.
»Mach halblang, Jimi.«
    »Keine Panik, Mann. Das bringt mich nicht um.«
    Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten, euphorischen Grinsen, und er sah richtig gesund aus. »Das kann Jimi nicht umbringen, Mann!«
    Mo dachte an Jimis Bühnenauftritte. Totale Selbstbeherrschung in voller Aktion; der nach vorn geschwenkte Gitarrenhals, auf jeden einzelnen im Publikum gezielt, alle in seinen Bann ziehend. »Klar!« Mo kicherte.
    Jimi hüpfte mit wedelnden Armen am Felsrand auf und ab. »I’m the boy they boogie to. Oh, Mann. Mir kann keiner was!« »Genau!«
    Jimi kam in weitem Bogen angerauscht und ließ sich neben
Mo auf den Torf fallen. Er keuchte und grinste. »Es wird wie
der, Mo. Ich fühl mich wie neugeboren.«
Mo nickte und kicherte immer noch.
»Ich weiß, es ist drin, Mann.«
    Mo sah nach oben. Überall Möwen. Sie schrien wie ein tobendes Publikum. Er haßte sie. Der ganze Himmel war voll von ihnen.
    »Paß auf, daß du ihre verdammten Federn nicht in den Hals
kriegst«, sagte Mo in plötzlichem Stimmungswandel. Er stand
auf und ging zum Wagen zurück.
»Mo, was ist los mit dir, Mann?«
    Jimi war wie immer aufrichtig besorgt, aber das verstimmte Mo um so mehr. Die eigene Freundlichkeit hatte Jimi schließlich umgebracht. Zu jedem war er höflich gewesen. Er konnte nicht anders. Wirklich kaputte Typen hatten sich an ihm hochgezogen und ihn ausgesaugt.
    »Die schaffen dich wieder, Mann«, sagte Mo. »Ich weiß, daß es so kommt. Jedesmal. Und du hast keine Chance. Egal wie
    viel Kraft du tankst, sie lutschen dich aus und schreien nach
mehr. Sie wollen dein Blut, Mann. Sie wollen dein Sperma,
deine Knochen, dein Fleisch, Mann. Sie machen dich alle,
fressen dich auf, Mann.«
»Nein. Ich werde … nein, diesmal nicht.«
»Klar doch«, feixte Mo.
»Mann, willst du mir die Laune verderben?«
Mo fing an zu zucken. »Nein, aber …«
    »Dann mach dir keine Sorgen, Mann, okay?« Jimis Stimme klang sanft und sicher.
    »Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll, Jimi. Ich hab da so ‘ne Vorahnung, verstehst du?«
    »Du brauchst nichts sagen. Was haben Worte jemals gebracht?«
    Jimi lachte wieder in seiner tiefen, altbekannten Stimme. »Du bist echt voll daneben, Mo. Komm, gehn wir zurück zum Wagen. Welche Richtung schlägst du vor?«
    Mo kriegte keinen Ton heraus. Er saß am Steuer und gaffte durch die Scheibe auf das Meer und die Möwen.
    Jimi gab nicht auf. »Hör mal zu, Mo. Ich seh der ganzen Sache ganz gelassen entgegen, kapiert? Ich bleib völlig cool. Oder hast du vielleicht das Gefühl, daß ich dich nicht mehr brauche?«
    Mo konnte sich selber nicht erklären, warum er plötzlich so abgesackt war.
    »Mo, du bleibst bei mir, egal wo ich hingeh«, sagte Jimi.

    4. Kapitel

    Am Stadtrand von Carlisle trafen sie auf einen Tramper, einen jungen Kerl, der sehr heruntergekommen aussah. Er lehnte an einem Verkehrsschild und hatte gerade genug Kraft, die Hand zu heben. Mo wollte anhalten. Jimi sagte, »Wenn du meinst«, verkroch sich im hinteren Teil des Campers
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