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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer
Autoren: Michael Moorcock
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Kunstgegenstände aller Art entdeckte. Wie es schien, hatte Mollei das Höhlensystem zu einem Museum ausgebaut, zu einer Gedenkstätte seiner untergegangenen Rasse. Suron empfand so etwas wie Schuld. Er passierte mehrere ähnliche Räume und verweilte einen Augenblick vor einem uralten Relief, auf dem eine Schlacht zwischen Molleis Volk und seinen offenbar einheimischen Feinden abgebildet war. Die affenartigen Gestalten triumphierten über ähnlich aussehende, zweigeschlechtliche Wesen. Dann entdeckte Suron einen Spalt im Deckengewölbe, durch den das Tageslicht fiel.
    Mit erhöhter Energie hob er vom Boden ab und schwebte durch den Spalt hinaus auf die Oberfläche des Planeten. Jammernd schlug er die Hände vor die Augen, als er in gleißendes Licht auftauchte. Obwohl er wußte, wie knapp sein Energievorrat war, forcierte er das Kraftfeld und blendete die sengende Hitze und das grelle Licht so gut es ging aus. Er blickte vom Berg hinunter aufs Meer.
    Das Wasser kochte. Dampf wirbelte über den Resten der Stadt. Schwarze Risse zerklüfteten das Bergmassiv. So schnell wie möglich machte er sich auf den Abstieg.
    Der Schutzschild seines Körpers flackerte. Ihm war klar, daß er unter noch viel größeren Qualen als seine dickerhäutigen Vorfahren sterben würde, falls die Energie vorzeitig versiegte. Er schwebte über eine neu entstandene Schlucht, die unter gewaltigem Donnern zusehends weiter aufriß. Der ganze Planet bebte. Mit einem Anflug von Panik überquerte er den gähnenden Abgrund und erreichte die andere Seite.
    Einer der Türme stürzte ein; ein zweiter schwankte und kippte ebenfalls. Suron wußte, daß die Maschine endgültig versagt
    hatte.
    Immer gleißender wurde das Licht. Surons Haut drohte von der Hitze aufzuplatzen. In der Ferne brodelte das Meer, und er konnte das Zischen des verdampfenden Wassers hören. Wieder flackerte der Schutzschild. Seine Füße streiften den verbrannten Fels.
    Der größte Turm stand noch, aber er war weit entfernt. Suron sah, wie sich eins der großen Kraftbänder, die den Planeten umgürteten, dehnte und schließlich wie eine gerissene Stahlfeder auseinanderschnellte. Einzelne Bruchstücke schleuderten flatternd durch die Luft und schrumpften zusammen. Wieder stürzte ein Turm ins kochende Wasser.
    Suron spürte, wie ihn die Kräfte verließen. Sein Blick wurde verschwommen. Er glaubte sterben zu müssen, bevor er das Zimmer erreichen würde, in dem Mis’rn schlief.
    Um ihn herum herrschte ein Chaos aus fliegenden Felsen und wirbelndem Dampf.
    Er konnte Rion-va-mey nicht mehr sehen. Vielleicht war die Stadt der Unentrinnbaren Hoffnung bereits völlig verschwunden.
    Die Sonne wuchs. Suron schrie vor Schmerzen auf. Dann, immer noch gleitend, verlor er die Sinne. »Suron!«
    Er spürte angenehme Kühle, schlug die Augen auf und sah in
Mis’rn-bur-Sens sorgenvolles Gesicht.
»Suron. Du lebst!«
»Ja, ich lebe, obwohl ich schon tot sein müßte.«
    »Ich bin aufgewacht und habe nach dir gesucht. Ich ahnte, daß du zu den Bergen unterwegs warst, bin mit einem Boot losgeflogen und fand dich ohne Besinnung. Jetzt bist du wieder in unserem Turm.« »Er steht also noch?«
    »Ja. Und wird noch eine Weile stehen. Ich habe alle restliche Energie auf ihn gerichtet.«
    »Ich dachte, du würdest schlafen.«
    »Irgend etwas hat mich aufgeweckt … vielleicht der Aufprall des Mondes oder eine Ahnung der Gefahr. Vielleicht beides. Ich habe tief geträumt, Suron … von den Menschen.« »Bist du immer noch betrübt?« Suron verließ das Sofa und versuchte, auf dem schwankenden Boden zu stehen. Die Wände wechselten nicht mehr ihre Farben, sondern schimmerten blaßgrün.
    »Der Traum hat mich getröstet, Suron. Es ist besser, in Liebe für die Menschheit zu sterben als in Haß.«
    Suron nickte. »Mollei wird inzwischen wohl tot sein.« »Mollei?«
    »In den Bergen traf ich ein Wesen, Mis’rn. Den letzten heimischen Bewohner von Tanet-tur-Taac. Unsere Vorfahren haben sein Volk mit Feuer ausgerottet und alle Vegetation des Planeten vernichtet. Er überlebte die Jahrhunderte, ohne jemals Haß gehegt zu haben. Er rätselte nur darüber nach, warum sein Volk von uns umgebracht wurde.« »Kennst du die Antwort?«
    »Ich weiß nur, daß die Menschen auf ihrem Zug durch die Galaxis viele Völkermorde begangen haben.« »Und dafür haßt du sie nun?«
    »Nein. Aber ich verstehe Molleis Ratlosigkeit. Denn jetzt ist die Menschheit ebenfalls untergegangen. Vielleicht sind wir die letzten, die noch
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