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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition)
Autoren: Stephan Martin Meyer
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Johannes herum.
    „ Was
meinst du?“, fragte er.
    „ Naja,
ich habe eben gehört, was da zwischen Johan und dir passiert ist.
Ich hoffe, ihr habt Spaß gehabt.“ Johannes grinste Nils an. Der
war blass geworden. „Tja, das hast du dir nicht gedacht? Aber vor
mir kannst du nichts verheimlichen.“
    „ Wer
hat denn so was erzählt?“, fragte Nils ihn wütend, er hatte die
Fäuste geballt, sein Gesicht war rot angelaufen.
    „ Er
selbst“, log Johannes. Er zeigte auf Johan, der sich noch immer an
der Wand festhalten musste. Nils drehte sich zu ihm herum.
    „ Du
perverses Arschloch.“ Er ging auf Johan los.
    „ Das
ist doch gar nicht wahr. Ich habe nichts gesagt“, verteidigte sich
Johan.
    Doch Nils holte schon zum Schlag aus und hätte ihn mitten ins
Gesicht getroffen, wenn nicht in diesem Moment Luise eingegriffen
hätte. Sie stürzte sich auf Nils und riss ihn zu Boden. Dann
stellte sie sich vor Johan. Der richtete sich nun wieder gerade auf.
Er wischte sich den Dreck von der Hose, dann sah er Nils an.
    „ Ich
habe geglaubt, du bist ein Freund. So kann man sich täuschen.“
Dann guckte er die anderen an, einen nach dem anderen. Sein Blick
blieb an Johannes hängen. „Ja und, dann bin ich halt schwul. Was
geht es denn euch an? Das ist immer noch viel besser, als in der
Birne völlig beschränkt.“
    Er nahm Luise am Arm. Trotz der Schmerzen in seinem Magen breitete
sich auf seinem Gesicht ein Grinsen aus. Luise hakte sich bei ihm ein
und sie gingen zusammen in die Eisdiele.

48. Kapitel
    Oskar ging auf direktem Weg in die Klinik, um seine Mutter zu
besuchen. Sie wartete schon auf ihn, so wie sie es immer tat, wenn
sie nicht auf ihren Mann wartete. Oskar setzt sich zu ihr.
    „ Mutter,
ich muss dir etwas sagen.“ Er blickte sie an. Ihre Augen waren
klar, sie saß wieder auf einem Stuhl mitten auf der Wiese. Die Sonne
wärmte ihre Beine, die ersten Krokusse hatten ihre Blütenkelche
geöffnet.
    „ Oskar,
was ist denn los?“, fragte sie ihn mit ruhiger Stimme. „Du siehst
ja ganz durcheinander aus.“
    „ Vater
wird nicht wieder kommen.“ Als er es ausgesprochen hatte, senkte er
den Kopf, als erwarte er ein schweres Urteil.
    „ Ich
weiß, mein Sohn, ich weiß“, antwortete seine Mutter.
    Erstaunt hob er den Kopf.
    Dann sprach er weiter: „Ich werde weggehen. Sehr weit weg. Sehr
lange.“
    Wieder war er auf eine Klage von ihr gefasst, wieder wurde er
überrascht.
    „ Ich
weiß“, sagte sie nur.
    „ Werden
wir uns wieder sehen, Mutter?“
    „ Ja,
das werden wir. Das Leben geht weiter. Ich werde auf dich warten.“
    Oskar erhob sich, strich seiner Mutter ein letztes Mal über den
Kopf, dann verließ er die Wiese.

49. Kapitel
    Ein wenig später traf Paul Johan und Luise in der Eisdiele, erfuhr
von dem Zwischenfall, und wollte daraufhin sofort zu Nils gehen, um
ihm die Meinung zu sagen. Johan hielt ihn zurück. Er wollte nicht
noch mehr Staub aufwirbeln. Er wünschte sich nur noch, dass sich die
Situation beruhigte.
    „ Aber
du kannst dir das doch nicht immer gefallen lassen“, hielt Paul ihm
vor.
    „ Was
soll ich denn tun? Soll ich sie verprügeln?“, entgegnete Johan.
    „ Wenn
du immer nur alles schluckst, ohne dich jemals zu wehren, dann werden
sie dich immer wieder ärgern. Und du wirst daran irgendwann
kaputtgehen.“ Paul war wütend geworden.
    „ Das
ist dann doch meine Sache, oder?“
    „ Nicht
so ganz, denn es gibt ja auch noch Menschen um dich herum, die es
nicht ertragen, wenn man mit dir so umgeht. Ich zum Beispiel will
nicht, dass dieser Nils dich so behandelt.“
    „ Was
soll ich denn deiner Meinung nach tun?“
    „ Du
sollst dich wehren. Wenn er dich beleidigt, dann darfst du ihn auch
beleidigen. Wenn er dich schlägt, dann schlag ihn zurück.“
    „ Aber
damit stelle ich mich doch auf die gleiche Ebene wie er.“
    „ Nein,
er greift dich an, du wehrst dich nur.“
    „ Paul,
ich werde das nicht tun. Ich habe meine eigene Art und Weise, damit
umzugehen.“
    „ Nun,
du musst es ja wissen. Ich würde ihn kurz und klein schlagen.“
    Zufrieden lehnte sich Paul zurück. Dann klingelte sein Handy. Es war
Carla, sie wollte mit ihm ins Kino gehen. Er freute sich und sie
verabredeten sich für den Abend. Als Johan ihn fragte, wer das
gewesen sei, war Paul zunächst ein wenig unsicher, erzählte ihm
dann aber doch von seinen Plänen. Johan reagierte gereizt, sagte
aber nichts.

    Es klingelte. Johan drückte den Türsummer und wartete im Türrahmen.
Zögernde Schritte kamen dir
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