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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition)
Autoren: Stephan Martin Meyer
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wollte nicht sterben. Er war doch noch viel zu jung. Das
Leben lag noch vor ihm. Das Zittern in Oskars Hand ging in dessen Arm
über. Wütend richtete sich Oskar auf. Er schleuderte das Messer
weg.
    „ Scheiße,
ich kann das nicht!“ Er trat voller Wut gegen das Bett.
    Dann blickte er sich hektisch um, fand das Messer in einer Ecke. Er
hechtete dorthin, um es sich zurück zu holen. Mit dem Messer in der
Hand eilte er wieder zu Johan, hatte dabei aber die scharfe Schneide
gestreift. Er spürte den Schmerz, als er das Messer zur nächsten
Attacke richtig greifen wollte. Johan saß noch immer wie versteinert
auf dem Bett. Oskar blickte auf seine Hand. Als er das Blut sah,
wurde er blass. In diesem Moment öffnete sich die Tür. Luise und
Paul traten ein. Erschrocken blieben sie stehen. Oskar wirbelte
herum, wollte das Messer nun gegen die beiden erheben, wurde sich
dann aber der Aussichtslosigkeit der Situation bewusst. Er ließ sich
auf den Stuhl fallen. Das Messer fiel zwischen seinen Beinen zu
Boden.
    „ Ich
geb´s auf.“
    Der Kopf sank zwischen seine Schultern. Er blickte einen Moment auf
die Erde, dann hob er den Kopf wieder und sah sich um. Johan hockte
weiterhin auf dem Bett, hatte sich nun aber in die Ecke
zurückgezogen. Tränen liefen seine Wangen herab. Luise stand
fassungslos an der Tür. Sie blickte Oskar entsetzt an, leichenblass.
Paul blickte zwischen Oskar und Johan hin und her, ging dann auf
Johan zu und nahm ihn in den Arm. So saßen sie ein, zwei Minuten auf
dem Bett, dann löste sich Johan aus der Umarmung. Er schaute Oskar
an. Der sah Johan seinerseits vom Stuhl aus an.
    „ Ich
habe noch eine Kopie des Textes“, sagte Johan ruhig.
    „ Ich
weiß“, antwortete Oskar.
    „ Ich
werde sie veröffentlichen.“
    „ Ich
weiß.“
    „ Wir
werden niemandem sagen, was du getan hast.“
    „ Danke.“
    Oskar erhob sich. Luise holte ein Taschentuch aus ihrer Jacke und gab
es Oskar.
    „ Du
musst uns noch ein paar Dinge erklären, bevor du gehst“, sagte
Paul.
    „ Was
willst du denn jetzt noch wissen? Ist nicht schon alles gesagt?“
    „ Ich
habe nicht so richtig verstanden, was du genau in dem Dorf getan
hast. Luise glaubt weiterhin, dass du nichts mit dem Erdrutsch zu tun
hast. Ich glaube es aber besser zu wissen. Was genau hast du da
gemacht?“ Oskar blickte ihn erst verwirrt an, dann begann er
stockend zu erzählen.
    „ Na,
was solls, jetzt wisst ihr ja fast alles von mir. Und wenn ihr mich
schon ans Messer liefern wollt, dass kann ich euch den Rest auch noch
erzählen.“
    Er dachte einen Moment nach, bevor er weiter sprach.
    „ Ich
hatte Elsbeth erkannt und habe die eine Weile beobachtet. Eines Tages
hat sie ein Zimmer in dieser Pension in dem Dorf gebucht. Da wusste
ich, dass das meine Chance war. Ich bin ihr einfach nachgereist.“
    „ Aber
wie wusstest du denn, dass du sie mit dieser Lawine töten
konntest?“, wunderte sich Paul.
    „ Im
Prinzip wusste ich das gar nicht, als ich losgefahren bin. Vor Ort
ist mir dann eine Idee gekommen: Das Gelände habt ihr ja gesehen.
Dieses abgebrannte Stück Wald war ideal. Ich habe mir die Zäune
angesehen, die waren völlig stümperhaft verankert. Mit einer Zange
habe ich ein bisschen nachgeholfen, indem ich einige der Stahlseile
gekappt habe. Leider habt ihr mich dann dabei gestört.“
    Er lächelte einmal kurz. Johan und Paul sahen sich erstaunt an.
„Daher kam also die Zange, die wir gefunden haben.“ Paul
erinnerte sich an den Schmerz in seinem Knie. „Aber wie hast du den
Erdrutsch ausgelöst? Das geht doch trotzdem nicht so einfach.“
    „ In
der Gegend wurden zu der Zeit Sprengungen durchgeführt, die bauen da
einen neuen Weg etwas unterhalb des Ortes. Da habe ich Dynamit
gefunden. Es war kinderleicht, dieses billige Vorhängeschloss zu
knacken.“
    „ Kannst
du mit Dynamit umgehen?“ Oskar nickte. „Woher weißt du, wie man
das macht?“, fragte Paul.
    „ In
meiner Zeit beim Bund habe ich immer wieder mal damit zu tun gehabt.
Ich habe das Zeug also mitgenommen, um oberhalb von dem Ort einen der
Felsen zu sprengen.“
    „ Hat
das niemand bemerkt?“
    „ Um
Ostern wurde auf der Baustelle nicht gearbeitet. Schwieriger war es
da schon, mich verborgen zu halten. Ich wollte ja nicht unbedingt
überall auffallen. Da ich also schlecht als normaler Tourist in dem
Ort übernachten konnte, hatte ich eigentlich vor, im Auto zu
schlafen, aber das war in der ersten Nacht zu kalt, deshalb habe ich
mich mit meiner Decke auf eine der Bänke in
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