Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
verpfuscht hatte.
    »Wenn Sie das erklären könnten, Kommandantin«, sagte Carl steif.
    »Nun, wie es scheint, hat eine Kommandoeinheit aus sechs Rebellen gerade versucht, in das Prador-Schlachtschiff einzudringen. Zum Glück hatten sie einen kleinen Gravoschlitten dabei – wahrscheinlich, um damit einen kleinen Gefechtskopf abzutransportieren –, und einer unserer Satelliten hat das auf einer Gravitationskarte geortet. Ich sehe mir gerade diese Karte und vorangegangene Aufzeichnungen an. Sie sind direkt an euch vorbeigefahren.«
    »Hat man sie erwischt?«, fragte Carl.
    Nach langer Verzögerung antwortete Olkennon: »Haltet eure Positionen und seid wachsam. Vier haben wir erledigt, aber zwei sind auf dem Rückweg in eure Richtung. Sollten sie euch vor mir erreichen, versucht es mit Beinschüssen oder damit, sie durch Dauerfeuer niederzuhalten, aber zögert nicht, sie notfalls zu erschießen. Ende.«
    »Wie zum Teufel haben wir sie nur übersehen?«, staunte Carl und setzte erneut das Monoglas an.
    »Vielleicht mit einer Art Chamäleonware?«, überlegte Cormac und folgte seinem Beispiel.
    Er suchte den nahe gelegenen Hang ab und blickte dann in Richtung des Kraters. Soweit er informiert war, existierte nur eine einzige tragbare Form der Tarnung für Soldaten – ein Chamäleonstoff-Tarnanzug, aus dem gleichen Stoff hergestellt wie die Außenschicht von Cormacs Umweltanzug, die seine Färbung der des Schlamms anglich, in dem er lag. Und ein solcher Stoff verbarg niemanden vor dem Blick durch ein Monoglas, das auf Infrarot eingestellt war. Das war auch der Grund, warum sie sich eingegraben hatten – neben der Möglichkeit, dass es zu einem Feuergefecht kam.
    »Vielleicht haben sie sich vorbeigedrückt, als du gerade Kladderkäfer erforscht hast«, deutete Carl an.
    Cormac erlebte sofort, wie Schuldgefühle in ihm aufstiegen. Die Tiere hatten ihn nur einen Augenblick lang abgelenkt – nicht annähernd genug Zeit, damit jemand an der Stellung vorbeischleichen konnte. Dann wurde er wütend. Carls Vorwurf erschien ihm nicht nur ungerecht, sondern gehässig. War Carl selbst eingenickt oder hatte sich nicht an das vorgeschriebene Suchmuster gehalten? Versuchte er jetzt, die Verantwortung auf Cormac abzuwälzen? Der Zorn hielt eine kurze Zeit lang an und beschleunigte Cormacs Herzschlag, während er nach einer ausreichend schneidenden Entgegnung suchte. Dann schien das Gefühl einfach abzuschalten, und Cormac gelangte sofort zu einer Neueinschätzung der Lage.
    »Vielleicht haben sie das«, sagte er gelassen.
    Stehen wir nicht auf derselben Seite?, dachte er. Carl war vielleicht bereit, auf dem Weg die Karriereleiter hinauf auf anderen herumzutrampeln, aber das war ihm egal. Cormac war zur Truppe gegangen, um einen Job zu erledigen und ihn gut zu erledigen. Auf einmal empfand er seinem Kameraden gegenüber nur noch vollkommene Kälte, eine richtige Absonderung. Der andere erschien ihm nur noch als ein gestörtes Gerät, das er, Cormac, in seine Berechnungen einbeziehen musste. Er würde Carl im Auge behalten.
    Nach dem, was er über Suchmuster gelernt hatte, behielt Cormac weiterhin die Hänge auf seiner Seite des Schützenlochs im Auge. Carl tat das Gleiche. Eine kampflustige Stille machte sich zwischen den beiden breit.
    »Ich bin weniger als einen Kilometer von euch entfernt und erreiche euch gleich«, informierte Olkennon sie über die Komgeräte.
    Als würde er darauf reagieren, richtete sich Carl unvermittelt auf, legte das Gewehr an und schaltete gleichzeitig den Infrarotsichtschirm ein. Cormac wirbelte herum, das Monoglas noch an den Augen. Das Gewehr trommelte los und spuckte einen aktinischen, unterbrochenen Strahl in die Dunkelheit. Carl feuerte erneut und dann wieder.
    »Hab sie erwischt!«, sagte er.
    Olkennon hatte ausdrücklich von Beinschüssen gesprochen oder davon, die beiden Flüchtigen niederzuhalten, wahrscheinlich weil jemand von der ECS diese Leute verhören wollte. Was hatte Cormac gesehen? Zwei Personen, die sich mühsam auf sie zubewegten, wobei einer den anderen stützte, da sie offenkundig verletzt waren. Das Licht aus dem Impulsgewehr blendete zumeist jede Infraroterfassung für kurze Zeit, aber trotzdem waren Carls Schüsse komplett in Oberkörpern und Köpfen eingeschlagen.
     
    »Ich habe es verpfuscht, okay? Ich habe es verpfuscht.« Carl wandte sich ab und blickte zum breiten Fenster des Truppentransporters hinaus. Andere Soldaten an Bord blickten fragend herüber, und Cormac fand, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher