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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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fest, passte perfekt um ein Handgelenk. Er hob es auf, legte es an und hob den Arm. Der Wurfstern schleuderte Blut von den Messern, zog sie ein und summte auf das Halfter zu wie ein Falke, der auf den Arm des Falkners zurückkehrte. Während Cormac verfolgte, wie der Shuriken ins Halfter glitt, spürte er, wie sich dieses erwärmte. Ihm war klar, dass er noch viel über diese Waffe lernen musste. Er vermutete, dass es der Beginn einer langen Verbindung war.
     
    »Mein Vater ist hier nicht umgekommen«, wiederholte Cormac.
    Die Drohne seufzte erneut und duckte sich ein weiteres Mal tiefer. Diesmal wirkte sie dabei nicht so bedrohlich, nicht wie ein riesiger böser Arthropode, sondern eher, als wäre sie müde – was wirklich seltsam aussah, wenn man bedachte, dass der Betriebsstrom aus einem Fusionsreaktor stammte.
    »Nachdem wir den zweiten erwachsenen Prador getötet hatten, folgte ein harter Kampf, um dort wieder herauszukommen«, erzählte ihm Amistad. »David wurde mit anderen gefangen genommen und weggebracht, von einem der letzten Prador-Greifkommandos, dem die Flucht von hier gelang.«
    »Greifkommando.« Cormac kam sich dumm vor. Wollte er einfach nur herumstehen und alles nachplappern, was ihm die Drohne erzählte?
    »Wir hatten weder die Zeit noch die Ressourcen, um nach den Verschleppten zu suchen. Ich wollte David suchen, aber man konnte nicht auf mich verzichten, es mussten weiterhin Prador getötet werden.«
    Eine Unterbrechung trat ein, die sich in die Länge zog, und Cormac starrte über Länder hinweg, die einst solch grausame Kämpfe und solches Grauen erlebt hatten. Sein Vater war von einem Greifkommando verschleppt worden. Er wusste genau, was das bedeutete, aber auf einer anderen Ebene wollte er es einfach nicht akzeptieren.
    »Man sollte denken, dass der Verstand einer Maschine keine Gefühle entwickeln kann«, sagte die Drohne.
    Cormac hatte das einmal gedacht, aber die Golemfrau Crean hatte ihm diese Vorstellung ausgetrieben.
    Amistad fuhr fort: »Wir sind zu Gefühlen fähig, und mehr, und wenn unser Verstand unter den Erfordernissen eines Überlebenskampfes eilig zusammengebaut wird, sind wir auch durchaus fähig, verrückt zu werden. Genau das ist mit mir geschehen; deshalb war ich überzeugt, ich müsste David Cormacs Familie finden und seinen Angehörigen berichten, was mit ihm geschehen war. Zum Glück mischte sich die Tritonia-KI ein, ehe ich dir diese Bürde in einem solch frühen Alter auflud. Nachdem ich die Erde verlassen hatte, suchte ich fünf Jahre lang. Ich schloss mich der Polizeiaktion gegen Jay Hoops Organisation auf Spatterjay an. Wir fanden die Lager und ließen die Gefangenen frei, die noch nicht entkernt und versklavt worden waren, während wir diejenigen eliminierten, die keine Menschen mehr waren. Wir sichteten alle Unterlagen, die wir fanden, und stellten fest, wie viele Millionen Menschen man verarbeitet hatte. Ich weiß, dass man Millionen nie wieder finden wird, dass man nie etwas über sie herausfinden wird, aber einigen kamen wir auf die Spur, und zu ihnen gehörte David.«
    »Was ist ihm widerfahren?«
    »Sicherlich ist dir das doch klar?«
    »Ich weiß nicht recht ...«
    »Dein Vater wurde nach Spatterjay gebracht, wo er durch den Biss eines Blutegels mit dem Spatterjay-Virus infiziert wurde. Als das Virus seinen Körper ausreichend umgebaut hatte, ihn robust genug gemacht hatte, um solchen Missbrauch zu verkraften, ohne daran zu sterben, schnitt man ihm den größten Teil des Gehirns heraus und ersetzte es durch Prador-Sklavenreglertechnik.«
    Da hatte er es: die schlichte, grauenhafte Wahrheit. Cormac wurde übel bei der Vorstellung, aber zugleich war er innerlich distanziert. Das war ein Vater gewesen, auf den er stolz sein konnte, ein bewundernswerter Mann, der ein solch grauenhaftes Ende gefunden hatte, aber er war auch ein Vater gewesen, an den sich Cormac kaum erinnerte.
    »Er wurde zum Eigentum eines Prador-Kapitäns namens Enoloven, dessen Domäne gleich an der Grenze des Prador-Königreichs liegt, an der Grenze zum Friedhof. Enoloven stand weit oben in der Hierarchie des Zweiten Königreichs, aber als der alte König gestürzt wurde – ein Ereignis, das zum Ende des Krieges führte –, stand Enoloven nicht in der Gunst des neuen Königs und fand keinen Platz im Dritten Königreich. Er wurde angegriffen und umgebracht, sein Besitz unter den Anhängern des neuen Königs verteilt, viel davon verschachert. Dein Vater war ein Posten, der an
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