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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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das Kriegsglück im Weltraum noch stärker, und anschließend konnten sie hier unten Luftunterstützung leisten. Trotzdem dauerte es noch einen Monat, den Feind auszuschalten.«
    »Wie ist mein Vater umgekommen?«, fragte Cormac erneut.
    Nach sehr langer Unterbrechung wandte sich ihm die Drohne wieder zu. »Das ist es, was ich dir erzählen muss, Cormac. Dein Vater ist hier nicht umgekommen.«
     
    »Sie wissen, dass ich hier bin, können mich aber nicht finden«, sagte Carl Thrace. Cormacs Hand wanderte millimeterweise an der Seite hinab zu der Stelle, wo er Pramers Schmalpistole in den Hosenbund gesteckt hatte.
    »Aber aber!« Carl hob einen Finger. »Du wurdest als Ziel erfasst, und solltest du etwas Unbesonnenes tun, wird dir mein Freund hier einfach die Eingeweide herausbrennen.«
    Cormac blickte zur Vitrine zurück und sah, dass sich die Moskito-Automatikkanone auf ihre Beine erhoben hatte und gerade umdrehte. Er kannte die Effektivität dieser Maschinen, nachdem er sie selbst schon mit Carl in Stellung gebracht hatte. Er war nicht so dumm zu glauben, dass er schneller reagieren könnte als eine von ihnen. Er versuchte, eine Verstärkerverbindung nach draußen herzustellen, und schickte eine Nachricht an die örtliche KI, an die ECS, erhielt aber nur Störsignale.
    »Sie benutzen mich?«, wiederholte er, und ihm wurde klar, dass Carl diesen Bereich der Ausstellung irgendwie isoliert haben musste.
    »Gewiss – sie müssen verzweifelt sein«, sagte Carl. »Sie wissen, dass ich hier bin, um die übrigen CTDs an eine der großen separatistischen Organisationen zu verkaufen, und sie möchten das verhindern. Es wimmelt hier nur so von ihren Agenten, aber es fällt recht leicht, denen aus dem Weg zu gehen, wenn man nicht dumm ist. Meine Vermutung lautet: Sie hofften, mich mit deiner Anwesenheit hervorzulocken, und offenkundig haben sie sich in diesem Punkt nicht geirrt. Stell dir meine Überraschung vor, als Omidran Glass mir das Bild einer Person sendete, die nach mir suchte.« Carl legte mit erheiterter Miene den Kopf schief. »Sie hat es abgeschickt, kurz bevor man sie auf ihrem Schiff verhaftete.«
    »Weshalb habe ich dich hervorgelockt?« Cormac dachte über die eigenen Gründe nach, hierher zu kommen. Hätten die KIs nicht gewünscht, dass er einen Planeten aufsuchte, wo sich Carl vermutlich aufhielt, dann wäre es einfach gewesen, ihn daran zu hindern. Eine glückliche Fügung vielleicht, obwohl das sicherlich nichts war, woran eine KI geglaubt hätte.
    Carl zog eine klobige, fies aussehende Impulspistole und zielte damit auf Cormacs Kopf. »Hol die Schmalpistole hervor, wirf sie auf den Boden und befördere sie mit einem Fußtritt zu mir herüber.«
    Als Cormac nach Pramers Pistole griff, überlegte er kurz, sie zu benutzen, aber obwohl er glaubte, dass er einen Schuss hätte abgeben können, wäre er nur mit Carl konfrontiert gewesen. So aber hatte die Automatikkanone genug Zeit, um ihm jeden Finger einzeln wegzubrennen, ehe er abdrücken konnte. Also zog er die Pistole vorsichtig, ließ sie fallen und beförderte sie mit einem Fußtritt hinüber, wenn auch nicht die ganze Strecke. Carl lächelte und schüttelte den Kopf, trat vor und hockte sich hin, um die Pistole aufzuheben. Er schob sie sich in eine Tasche, ging um Cormac herum und sagte: »Du hast mich hervorgelockt, Cormac, weil ich dich interessant finde.« Carl verzog das Gesicht. »Während der Jahre in deiner Gesellschaft hielt ich dich bloß für einen Rekruten; dann überzeugten mich spätere Ereignisse, du wärst ECS-Agent, während wiederum anschließende Ereignisse die Wahrheit ans Licht brachten: Du bist ein Rekrut, aber ein erstaunlich geschickter. Außerdem, Cormac, habe ich eine extreme Abneigung gegen dich entwickelt. Du bist geschickt, intelligent und ärgerlich moralisch. Du betrachtest die Welt in Schwarz und Weiß und stellst somit perfektes ECS-Agentenmaterial dar. Deshalb betrachte ich es als meinen persönlichen Auftrag, dich zu töten.«
    Das Rauschen in Cormacs Verstärker stotterte und rülpste eine Zeitangabe und ein einzelnes Wort hervor. Die Zeitangabe lautete zwanzig Minuten, und das Wort war »Kettenglas«. Offensichtlich hatten da draußen eine KI oder ECS-Agenten eine Ahnung von dem, was hier drin geschah, aber was versuchten sie ihm zu sagen? Zwanzig Minuten dauerte es vielleicht, bis sie zu ihm vordrangen – zu lange, vermutete er. Aber »Kettenglas«? Er blickte zur Automatikkanone hinüber. Sie war einer der ersten
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