Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
entwickelte, und an einem speziellen Konstrukteur.
    Ein Seitengang führte ihn in einen Saal mit den Waffen von JMCC. Der Konzern hatte viel von dem entwickelt, was noch heute benutzt wurde: Impulswaffen, Protonen- und Partikelwaffen – und es blieb anderen überlassen, Abwehrmöglichkeiten gegen diese Zerstörungsinstrumente zu erfinden. Der JMCC-Saal stieg in Stufen an, die, wie Cormac feststellte, in den Etagen des Pradorkriegs weiter oben mündeten, einer Epoche, in der der Konzern massiv expandiert hatte, um die Effektivität der zuvor erwähnten Waffensysteme deutlich zu steigern. Ehe Cormac diesen Bereich betrat, den er schon aus ansehnlicher Distanz am Messingglanz von exotischer Prador-Metallpanzerung erkannte, bog Cormac in eine kleine schmale Seitenhalle ab, deren Thema ein einziger Mann war: Algin Tenkian.
    Beim Eintreten lud Cormac eine kurze Geschichte des Mannes herab. Tenkian wurde vor zweihundert Jahren auf dem Mars geboren, einer Zeit, die man als die Jupiter-Separatisten-Krise kannte, und bislang existierte kein Dokument, das seinen Tod belegte. Ursprünglich lernte er Metallurgie und die damals noch sehr junge Wissenschaft der Kraftfelddynamik. Als er mit neunzehn Jahren seinen Abschluss auf dem VIT machte, dem Viking Institute of Technology, rekrutierten ihn die Jupiter-Separatisten und versetzten ihn alsbald in ihre Waffenabteilung. Nach vier Jahren desillusionierten ihn die Terrorakte, zu denen die Separatisten übergegangen waren, und er stellte sich der Earth Security auf Phobos, wo er auch zwei Jahre einer zehnjährigen Freiheitsstrafe absaß. Bei seiner Entlassung wurde er gezwungen, sich der ECS anzuschließen, wo er sechs Jahre lang tätig war, ehe er mit zweiunddreißig zu JMCC ging. Dort war er fünf Jahre lang beschäftigt, und es wurde dokumentiert, wie er anschließend den JMCC-Komplex verließ. Drei Jahre später tauchte er als Konstrukteur und Erbauer esoterischer tragbarer Waffen auf Iocaste auf. Weiter reichte die Chronologie nicht.
    Cormac hätte sich weiter in das vertiefen können, was man wusste, brachte aber derzeit kein wirkliches Interesse auf. Er trat an den ersten Schaukasten heran und betrachtete eine große, klobige Handfeuerwaffe, die über ein schweres Stromkabel am Griff mit einer als Rucksack getragenen Energiequelle verbunden war. Das war offensichtlich die erste von der ECS entwickelte Ionenimpuls-Handfeuerwaffe, zu deren Konstruktionsteam Tenkian gehört hatte. Im nächsten Schaukasten waren reihenweise kleine mobile Geschütze ausgestellt: Geschütze auf Rädern, auf Laufketten, innerhalb einzelner Räder und schließlich auf Beinen – eine Entwicklungslinie, die schließlich in die Moskito-Automatikkanone mündete. Cormac wollte den Download zu diesen Stücken abrufen, empfing aber nichts. Die Beleuchtung flackerte kurz, und er war überzeugt, gesehen zu haben, wie sich eine der Automatikkanonen bewegte. Er drehte sich um und blickte zurück zur Mündung eines Schwebeschachts, über dem ein Schild verkündete: »einzelne esoterische Waffen«. Dort unten fand man zweifellos einige Exemplare dieser Waffen, zumeist jedoch Kopien, denn viele Originale waren nur schwer zu erhalten, da sie zu privaten Sammlungen gehörten. Dann stieg auf einmal ein Mann ins Blickfeld – der aus irgendeinem Grund die Notleiter benutzte – und trat aus dem Schacht hervor. Cormac erlebte den Schock des Wiedererkennens ungeachtet der grauen Haare, der gebeugten Haltung, der krummen Nase.
    »Dir ist doch klar, dass die ECS dich benutzt, oder?«, fragte der Mann. Er richtete sich auf, drückte sich einen Finger an die Schläfe und justierte so das Gesicht, bis es wieder die Züge annahm, die Cormac gut kannte.
    »Sie benutzt mich, Carl?«, fragte Cormac.
     
    Natürlich konnte Cormac dem Eisengesicht und den Peridotaugen der Drohne keinerlei Mienenspiel entnehmen, aber ohne jeden Zweifel war sie wütend über das, was die Prador hier getan hatten. Wieso? Wieso Wut auf diesen besonderen Aspekt einer Spezies grausamer mörderischer Außerirdischer, wenn doch zugleich die Schlacht gegen diesen Vogol eine »glückliche Zeit« gewesen war?
    »Sicherlich waren die Sklaven doch eine Ressource und boten somit einen taktischen Vorteil?«, überlegte er.
    Amistad blieb eine kurze Weile lang völlig reglos, senkte dann das vordere Ende aufs Gestein hinab und krümmte sich einmal langsam. In dieser tieferen Haltung ähnelte die Drohne noch mehr dem Arthropoden, nach dessen Vorbild sie gestaltet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher