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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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traf in Cormacs Verstärker ein, ein unheimlicher Code, etwas, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte. Manche Elemente davon erschienen ihm sehr archaisch, während andere ins Unsinnige übergingen. Er konnte den Code jetzt laden, aber er wollte verdammt sein, wenn er wusste, was dieses Programm aus seinem Verstärker oder sogar seinem Verstand machte.
    »Geschrieben hat das ein gewisser Algin Tenkian«, erklärte ihm Sadist. » Das Gerät, das damit unter deine Kontrolle kommt, wird auf dich geprägt sein. Deshalb ist es für die KIs verloren, die es schon oft studiert haben. Fortan gehört es dir.«
    Impulsschüsse prasselten auf die andere Seite der Vitrine mit dem »Assassinenmesser«, und Cormac warf sich nach hinten und lud sofort den bereitgestellten Code herab. Die Daten breiteten sich wie eine Art Computervirus in seinem Verstärker aus, verschlangen Speicherplatz, löschten Informationen und schrieben die Grundprogrammierung des Verstärkers um. Es fühlte sich an, als würde sich das Gerät seitlich in den Kopf hineinbrennen und würden sich die schon im Kopf bestehenden synaptischen Verbindungen irgendwie tiefer hineinschlängeln. Cormac schlug am Boden auf. Seine Schulter war die reine Qual, während er davonkrabbelte und sich hinter einen anderen Schaukasten warf. In diesem Augenblick stellte etwas in diesem Raum eine Verbindung her.
    Als er aufstand, spürte er eine Präsenz, genau wie Sadist, wenn er mit ihm redete, aber diese neue Präsenz sprach keine Worte, und er spürte sofort, dass sie das auch gar nicht konnte. Sie wollte etwas – ein Wunsch auf der Ebene von Computercode und fast auf instinktiver Ebene. Als Cormac durch den Schaukasten die Automatikkanone auf der anderen Seite anblickte, schien diese andere Präsenz an seiner Schulter zu schweben, und er spürte eine Art wilder Freude durch die Verbindung trommeln, die ihn mit ihr verband.
    Das Ding in diesem Raum hatte gefunden, was es sich wünschte: ein Ziel.
    Carl trat jetzt ins Blickfeld und zielte mit der Pistole lässig auf Cormacs Kopf. Auch die Automatikkanone ging in Stellung, und in Sekunden würde Cormac in ihrem Schussfeld sein. Carl grinste, genoss den Augenblick. Zweifellos hatte er noch einige letzte Worte für Cormac auf Lager, eine letzte Spöttelei. Die Ausbildung bei den Spartasoldaten hatte Cormac jedoch etwas gelehrt, das sein ständiger Begleiter blieb: Sei niemals effekthascherisch, zögere niemals. Falls sich dir die Gelegenheit bietet, einen Feind zu töten, tue es sofort, denn sie geht möglicherweise vorüber.
    Ein hohes, durchdringendes Jaulen ertönte, und Carl blickte verwirrt auf, noch ohne dass ihm ein Wort über die Lippen gekommen war. Das Jaulen wurde zum Kreischen, und ein naher Schaukasten explodierte zu weißem Pulver, als sich die Kettenglasmoleküle auflösten. Ein glitzerndes Rad glitt aus der zusammensinkenden Wolke hervor und nahm direkten Kurs auf die Automatikkanone. Der Aufprall erzeugte ein Geräusch, als grübe sich eine schnell rotierende Schleifscheibe durch eine Blechdose. Der Rumpf der Automatikkanone fiel klappernd zu Boden, abgetrennt von ihren Beinen.
    »Was zum ...«, begann Carl, als Cormac sich wieder ihm zuwandte.
    Ziel!
    Das glitzernde Rad kippte im rechten Winkel und schoss auf Carl zu. Es stieg vom Boden auf, glitt über ihn hinweg und stieg hinter ihm weiter hoch. Carl stand da, nach wie vor mit verwirrter Miene. Dann bildete sich eine rote Linie vom Kinn zur Schläfe quer übers Gesicht. Er schwankte, und der obere Teil des Kopfes rutschte an dieser Linie entlang herunter. Carl sackte zusammen, und Blut pumpte aus der exponierten Hirnfläche auf den Fußboden.
    Nach langer Pause ging Cormac hinüber und blickte auf ihn hinab. Das Schädelstück war sauber abgeschnitten worden wie ein Stück Chinesischer Rettich. Cormac blickte auf und betrachtete forschend das Ding, das diese Tat vollbracht hatte, dieses Ding, das dort in der Luft schwebte und langsam rotierte. Er stellte fest, dass es einen kleinen grauen sternförmigen Rumpf hatte, aus dem reihum Messer ragten, die aus einer behandelten Form von Kettenglas bestanden. Es musste sich um ein Spezialglas handeln, um die Vitrine dermaßen zu zerstören. Er ging zum kaputten Schaukasten hinüber und hob die im Kettenglasstaub liegende Tafel auf: Shuriken-Wurfstern mit Tenkian-Mikrohirn, Mikromeiler-Energieversorgung, gravotauglich.
    Im Staub lag auch ein Halfter mit eingearbeiteter kleiner Programmierkonsole. Der Riemen, stellte er
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