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Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
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einer
ganz speziellen Weinsauce bereitet, so finden wir absolut nichts dabei, dessen
Geschmack, die Zutaten, die Art, wie wir den Tisch gedeckt haben und die
kleinen Kniffe, die wir benutzten, genau zu beschreiben. Aber nur selten werden
wir über unsere sexuellen Beziehungen in der gleichen offenen Weise reden.
    Ausgehend von der Tatsache, daß
Frauen in unserer Kultur gelernt haben, man spreche nicht über Sexualität,
werden unsere Leserinnen über manche Stellen in diesem Buch ärgerlich werden,
werden sich geniert fühlen. Sie werden zuweilen das Gefühl haben, in die
persönlichen Erfahrungen von Frauen einzudringen. Sie vergessen dabei, daß
diese Frauen diese Information an sie weitergeben wollten und sich dabei
bemühten, nicht nur die Bedeutung der Sexualität für andere offenzulegen, sondern
dabei über sich selbst neue Erfahrungen zu sammeln, sich selbst besser kennen
und verstehen zu lernen.
    Eine andere Reaktion unserer
Leserinnen mag jene sei, daß die von uns interviewten Frauen doch sehr
verschieden von ihnen seien. Man mag meinen, sie müßten leichtsinnig oder zu
Promiskuität veranlagt sein, wenn sie diese Themen so detailliert besprechen
könnten. Dem steht entgegen, daß viele Frauen uns sagten, sie hätten noch nie
in ihrem Leben eine so ausdrückliche und ins Detail gehende Konversation über
Sexualität gepflogen vor dem Interview mit uns. Aussprüche wie »Das habe ich
noch niemandem erzählt« oder »Ich kann gar nicht glauben, daß ich das bin, die
das sagt«, waren häufig. Ein siebzehnjähriges Mädchen, das nur einmal für die
Dauer von sechs Monaten eine sexuelle Verbindung eingegangen war, stellte an
einem bestimmten Punkt im Interview fest: »Es ist mir so fremd, in dieser Art
zu reden. Das sind doch Dinge, über die man eigentlich meint, gar nicht
sprechen zu können !« Zuweilen kam es vor, wenn wir
darüber informierten, daß das Interview zwei Stunden in Anspruch nehmen würde,
daß die Frauen uns sagten, soviel Zeit hätten sie nicht eingeplant, weil sie
sich nicht vorstellen könnten, daß sie uns so viel zu erzählen hätten. Waren
die zwei Stunden dann vorbei, war das Interview oftmals noch gar nicht beendet,
und es mußte ein neues Treffen vereinbart werden. Für viele Frauen war das die
allererste Gelegenheit in ihrem ganzen Leben, einmal so offen über ihre
Sexualität zu sprechen. Oft waren die Frauen auch ausgesprochen neugierig auf
die Reaktionen anderer Frauen. Was hatten sie verraten? Hatten ihre Vorlieben
und Antworten Ähnlichkeit mit den eigenen oder waren sie grundsätzlich von
ihnen verschieden?
    Die erste Frage, die wir den
Frauen stellten, war die, welche Qualitäten sie für eine gute Sexualerfahrung
für ausschlaggebend hielten. Diese Frage war oftmals gar nicht leicht zu
beantworten. Viele Frauen hatten ganz schlicht noch niemals darüber
nachgedacht. Um ihnen zu helfen, ihre Gedanken zu klären, halfen wir ihnen,
diejenigen sexuellen Erfahrungen ins Gedächtnis zurückzurufen, die ihnen
besonders lebhaft in Erinnerung geblieben waren, um dann festzustellen, welche
Qualitäten diese speziellen Erfahrungen im allgemeinen enthielten.
    Häufig wurde die genaue
Definition einer bestimmten Qualität oder die Frage, warum eine solche
besonders hervorstach, erst gegen Ende des Interviews klar, wenn ein
vollständigeres Verstehen der ganzen weiblichen Persönlichkeit und ihrer
sexuellen Beziehung(en) gewonnen werden konnte. Dann fingen die Teile an,
zusammenzupassen wie die einzelnen Stücke eines komplizierten Puzzlespiels.
    Zu Beginn ihres Interviews
berichtete Mary, eine 48 Jahre alte Künstlerin mit vier Kindern, die sich
kürzlich nach 27 Ehejahren hatte scheiden lassen, folgendes:
    »Ja, zehn Jahre Eheleben und
einige Kinder dazu, das Leben fordert alltäglich
seinen Tribut, da ist nicht viel Platz für eine Romanze. Ich meine, man ist da
mit jeder Art Lebensfragen ausgelastet. Sicherlich ist auch das Empfinden da,
daß der Sex für beide Partner eine erfreuliche Angelegenheit ist. Aber darüber
und daneben gibt es etwas anderes, das mich ganz besonders anspricht. Ich
versuche dahinterzukommen, was das sein kann... etwas, wie die Konzentration
der Aufmerksamkeit auf mich als Mensch und als wichtiger Mensch dazu. Es hat
etwas mit der Umgebung, den Gegebenheiten, den wechselnden Tageszeiten zu tun,
die Zeit nach dem Mittagessen ist großartig... oder irgendetwas, was ihm einen
speziellen Wert verleiht. Es hat nichts mit Pflichterfüllung zu tun... wie
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