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Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
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Wenn ein solches Gespräch einem als
erster Schritt zu schwierig erscheint, kann man ihn bitten, gewisse Teile eines
Buches zu lesen, die man unterstrichen hat, weil man daran Interesse gefunden
hat. Dann kann man im Geist bestimmte Phantasievorstellungen bis ins einzelne
ausarbeiten. Anschließend kann man selbst oder der Partner seine
Phantasievorstellung für einige Minuten in das Liebemachen einbauen. Nach einem
solchen kurzen Experiment mag es einem zunächst angenehmer sein, erst einmal zu
den gewohnteren Formen des Liebemachens zurückzukehren und das Experiment zu
einem späteren Zeitpunkt auszudehnen.
    Doch welchen Weg man auch immer
gehen will, jedes Verfahren zu Wandlungen des eigenen Geschlechtslebens birgt
auch Risiken. Eine Veränderung des Status quo ohne jegliches Risiko ist in
keinem Fall möglich. Etwas Neues zu unternehmen, bedingt immer einige
Ungewißheit. Ganz sicher kann man über das Ergebnis niemals sein. Zudem wird
man, wenn man etwas Neues ausprobiert, selbst immer besorgt sein, ob man es
auch richtig macht. Man wird ein wenig ängstlich sein, daß es einèm nicht nach
Plan gelingt und daher ein Rückschlag eintreten könnte. Auch die mögliche
Reaktion des Partners mag einen ein wenig bedrücken, daß er oder sie erschreckt
werden und einen hinterher nicht mehr respektieren könnte. Vielleicht macht man
sich auch Sorgen darüber, was andere Leute wohl denken würden, wenn sie wüßten
— wie die eigenen Eltern wohl reagieren würden, wenn sie von solchen sexuellen
Phantasien oder Aktivitäten erführen.
    Unsere sexuellen Einstellungen
entwickeln sich im Kontakt mit denen, die uns nahestehen — Eltern, Partnern,
Freunden. Diese Einstellungen und Vorstellungen bestimmen unser Verhalten.
Solange unsere Einstellungen und Aktivitäten miteinander übereinstimmen,
brauchen wir uns keinerlei Sorgen darüber zu machen. Probleme und Unbehagen
erwachsen erst, wenn die eigenen Einstellungen und die eigenen sexuellen
Wünsche miteinander in Konflikt geraten. Oftmals werden Personen, die sich ihre
sexuellen Phantasien zugestehen, von Gefühlen eigener Schlechtigkeit oder
Promiskuität erfaßt. Gerade solche Gefühle sind es, die den Genuß beim Sex
stören, nicht aber die ausgeübten Aktivitäten als solche. Da gibt es keinen
Unterschied zwischen einer 65 Jahre alten Frau, die ein Verhältnis mit einem
55jährigen Mann hat, und einer anderen 65jährigen, die solche Dinge niemals in
Betracht gezogen hat — außer in ihren Vorstellungen. Die eine ist nicht von
Hause aus schlecht und die andere gut, die eine handelt nicht recht und die
andere nicht falsch. Beide handeln in Übereinstimmung mit ihrer allgemeinen
Einstellung. Sexuelle Einstellungen stellen kein Problem dar, außer wenn sie
der Freude entgegenstehen, die wir suchen. Freilich reden wir hier nicht von
bewußtem Verletzen eines anderen Menschen, weder körperlich noch in seinen
Gefühlen. Wir stellen hier nur ausdrücklich fest, daß es niemals schlecht ist,
wenn man seine eigene Sexualität weiter entwickeln möchte. Ebenso ist nichts
Schlechtes daran, wenn man mit der derzeitigen Situation zufrieden ist, und
keinerlei Wandel wünscht — selbst wenn der Geschlechtsverkehr sich schon seit
fünfzig Jahren immer gleich gestaltet. Man hat diesen Ablauf des Aktes
vielleicht beibehalten, weil er immer Befriedigung und Freude gebracht hat. Hat
man dagegen das Gefühl, daß man etwas grundlegend gern machen möchte, um seine
Sexualpartnerschaft auszudehnen, aber zögert, weil man sich davor fürchtet, was
andere denken könnten, so sollte man zunächst seine innere Einstellung dazu
erforschen. Warum sollte das falsch sein? Warum sollte man einen solchen Wunsch
nicht hegen? Stecken da eine Stimme und ein Gesicht hinter den Worten? Sind das
vielleicht Wertvorstellungen von anderen — einer religiösen Figur, der Eltern
oder eines Freundes —, die man zu seinen eigenen gemacht hat? Wenn man genau
weiß, wohin und zu wem die Worte gehören, wünscht man dann auch noch, sich nach
ihnen zu richten? Diese Situation gleicht der einer Tochter, die mit den
Vorstellungen ihrer Mutter aufgewachsen ist, die aber für eine Frau nicht
gelten können, die Ärztin werden will. Dieser Vorstellungen wegen geht sie dann
nicht zur Universität, um Medizin zu studieren, wird aber gleichwohl
Krankenschwester. Und von diesem Moment an ist sie ständig unzufrieden. Es ist
ihr bewußt, daß sie ebenso intelligent ist wie die Ärzte, mit denen sie zu tun
hat, aber sie hat
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