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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
Autoren: Luchterhand
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Windmühlenkämpfen berichtete, wie das eben so ist, wenn man Geschäfte mit dem Osten macht, so schön und vielversprechend das auch alles ist, aber die Bürokratie!, und unter uns gesagt, die Korruption!, man muss geduldig und geschickt sein, aber wem sage ich das, Sie wissen es so gut wie ich, Sie sind ein Profi. Aber wenn es dann geht, dann geht es von heute auf morgen, man muss eben immer bereit sein, Sie wissen ja, Sie kennen das, kennen sich aus, und so weiter und so fort. So jammerte er abwechselnd über »die lieben Kaukasier«, »bei aller Liebe!«, »sie sind wirklich manchmal wie Kinder!«, und schmierte dann wieder Kopp unnötig Honig ums Maul, er sei im Bilde, ein Profi, ein Experte und Spezialist. Er steigerte sich richtig hinein und am Ende fragte er ganz außer Atem: Und sonst? Wie geht es Ihnen?
    Er hat mich eingeladen, mit ihm nach Armenien zu reisen. Darf ich nach Armenien reisen, Flo?
    Du darfst reisen, wohin du willst. Achte nur darauf, genug Wodka zu trinken, um das verdächtige Fleisch zu desinfizieren, aber hör auf, bevor du blind wirst, und ich meine das nicht im
übertragenen Sinne, und schlafe bitte mit keiner Prostituierten, auch nicht, wenn sie dir als jemandes Schwester vorgestellt wird.
    Woher hast du nur diese Vorurteile?
    So viel hat jeder. … Ein Witz, mein Gott, es sollte ein Witz sein!
    Den Armeniern sei Dank hatte Kopp in den Forecast vom März schreiben können: 4000 Komponenten, List Price 250, Sales: 100 000.
    An jenem gemütlichen Tag Ende Juli meldeten sich die Armenier erneut. Sie vermissten die zweite Lieferung über weitere 50 000.
    Ja, sagte Kopp, warf den Müll in einen Eimer und schlenderte unter den Bäumen auf das Büro zu, die Lieferzeiten betragen im Moment 8 bis 10 Wochen, leider, die Nachfrage ist enorm, unsere Werke sind ausgelastet.
    Ja, aber die Situation der Armenier war so, dass sie die erste Teillieferung recht schnell, nach 6 Wochen erhalten hatten, aber nun, auf die zweite, warte man bereits seit 3 Monaten.
    3 Monate sind wie viel? 12 Wochen?
    In diesem Fall sogar 13. Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze, es war hauptsächlich Ihretwegen, dass wir uns für Ihre Produkte entschieden haben, aber jetzt lassen Sie uns ganz schön hängen, wenn ich das mal so sagen darf.
    Kopp verstand die Lage und den Standpunkt des Armeniers und versprach, sich sofort zu kümmern.
    Er ging ins Büro zurück und rief unverzüglich in London an. Seitdem Anthony da war, kostete ihn das jedes Mal eine kleine Überwindung. Aber er überwand sich selbstverständlich. Ohnehin war damit zu rechnen, dass die charming Stephanie, die Sekretärin, dran sein würde, oder die etwas weniger charmante, aber sehr korrekte Vertriebsassistentin Sandra. (Ich stelle
mir vor, sie trägt eine Pagenfrisur.) Aber, wie es so ist, plötzlich ist der Chef selbst am Apparat.
    Wie immer übelster Laune. Schon wieder nervt ihn jemand mit irgendeinem Shit! Andererseits will er alles kontrollieren. - You are NOT in Charge of OEM-Business! I am! etc. - Ungeduldig informierte er Kopp, Sandra sei krank. Anschließend teilte er rüde mit, die Bestellung des Armeniers sei nicht verspätet, sondern storniert worden.
    Sie wurde was? Wieso?
    Dein Kunde ist defaulting. Und zwar mit der kompletten Summe von rund 100 000.
    Hoppala.
    Anthony wunderte sich, dass Kopp sich wunderte. Der Kontostand sei ihm mitgeteilt worden. Er sei ihm vor einigen Wochen zusammen mit einem Memo des Finanzvorstands übermittelt worden, in dem, zusammengefasst, stand: Kunden all over the world stehen mittlerweile mit nahezu 14 Mio bei uns in der Kreide, oder, anders gesagt, sie missbrauchen uns als ihre Bank. Ab sofort gilt: Kein Geld, keine Ware. Kümmert euch darum, dass eure Kunden zahlen. Ein Geschäft ist erst ein Geschäft, wenn der Kunde zahlt.
    Ja, Kopp erinnerte sich. Seitdem habe er allerdings keinen neuen Kontoauszug bekommen, so dass er nicht wissen konnte …
    Hiermit wisse er es also. Red mit deinem Kunden und red auch mit deinen anderen Kunden, da sind noch zwei, die im Verzug sind.
    Das Stadtteilnetz wartet auf eine zugesagte Förderung.
    Schön für sie. Ruf sie an.
    Das könne er gerne machen, sagte Kopp, aber generell sei er der Meinung, bzw. habe er gedacht, das ganze Cash-Case-Memo wäre für ihn nur zur Information gewesen. Mir war
nicht klar, dass ich persönlich das Geld eintreiben soll. Geld einzutreiben ist Aufgabe der Finances.
    Das ist NICHT Aufgabe der Finances! Die Finances können den Sales unterstützen,
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